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Experten kritisieren geplante Bahnreform der EU-Kommission

Archivmeldung vom 12.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Peter Freitag / pixelio.de
Bild: Peter Freitag / pixelio.de

In der Diskussion um die von der EU geplante Zerschlagung der großen Bahnkonzerne haben unabhängige Experten die Kommission scharf kritisiert. "Was die Kommission vorhat, wird nicht zu einer Verbesserung des Schienenverkehrs in den Mitgliedsländern führen", sagte Maria Leenen, Chefin des Bahnberatungsunternehmens SCI, der "Welt". Vor allem die Forderung, die Bahnen sollten ihre Schienennetze abgeben, weise in die falsche Richtung. "Für die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Bahnsysteme ist es unerheblich, ob Netz und Betrieb in einem Konzern gebündelt sind oder getrennt verwaltet werden", so Leenen. Die Trennungsdebatte, die die EU vorantreibe, gehe am Problem vorbei. "Die Brüsseler führen eine Geisterdiskussion."

Basis dieses Urteils ist eine Analyse SCIs von Bahnen in sechs EU-Ländern. Die Studie, die im Auftrag der Europäischen Akademie für umweltorientierten Verkehr erstellt wurde, liegt der "Welt" vor. Dabei zeigte sich bei der Berücksichtigung entscheidender Kennzahlen, dass der Erfolg von Bahnsystemen nicht von der jeweiligen Struktur abhängt. Der Schienenverkehr in Deutschland (Netz und Betrieb in einem Konzern) erweist sich im Vergleich als ebenso leistungsfähig wie - neuerdings - der in Großbritannien, wo eine staatliche Netz-Gesellschaft die Verkehre für alle Anbieter organisiert. Frankreich mit seinem Mischsystem hat Stärken und der tschechische Bahnsektor eher Schwächen, obwohl dort nahezu alles im Sinne der EU organisiert wurde. "Jedes System hat seine Vorteile. Ein Patentrezept für alle Länder, so wie die EU das will, gibt es nicht", sagt Leenen. Als Kennzahlen für die - theoretische - Qualität eines Bahnsystems gelten die Verkehrsleistung, also wie viele Passagiere und Güter transportiert werden, und ihr Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen. Sind Kunden unzufrieden, meiden sie die Züge und steigen auf Bus, Auto oder Flugzeug um. Leistung und Anteil an den Verkehrsträgern sinken.

In Deutschland hat die Bahn im Personentransport die höchste Verkehrsleistung aller E U-Länder, der Zuwachs an den sogenannten Personenkilometern lag zwischen 1994 und 2011 bei 30 Prozent. In Frankreich und Großbritannien lag das Plus bei 51 bzw. sogar 95 Prozent. Die Schweiz, Österreich und Tschechien sind in diesen Punkten weit zurück. Doch gemessen daran, wie viele Menschen pro Einwohner befördert werden, liegen die Eidgenossen weit vorn und kommen im Vergleichszeitraum sogar auf ein Plus von 31 Prozent.

EU-Kommissar Kallas will den Schienenverkehr in Europa für die Kunden günstiger, schneller und komfortabler machen. Das geht laut EU nur, wenn der Wettbewerb der Bahnen forciert wird. Und Konkurrenz auf Augenhöhe könne unter den Konzernen nur entstehen, wenn sie den Einfluss auf die Netze verlieren.

Bahnexpertin Maria Leenen hält das für einen Denkfehler. "Wettbewerb ist kein Wert an sich und schon gar kein Garant für besseren Schienenverkehr." So gilt das Bahnsystem der Schweiz als vorbildlich, wird aber weitgehend von den Staatsbahnen betrieben. Großbritannien dagegen hat Wettbewerb - und diente der Branche lange als abschreckendes Beispiel.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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