Forscher kritisiert Melonis Asyllager in Albanien als medialen Coup
Archivmeldung vom 16.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić
        
        Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Der Architekt des EU-Türkei-Abkommens, der Migrationsforscher Gerald Knaus, sieht die italienische Auslagerung von Asylverfahren nach Albanien kritisch. "Giorgia Meloni ist es gelungen, mit ihrem Abkommen oder ihrer Einigung mit Albanien einen medialen Coup zu landen", sagte er dem TV-Sender "Welt" am Mittwoch. "Ob es aber etwas bringt, das wissen wir jetzt noch lange nicht."
Die entscheidende Frage sei, ob das Abkommen ein Vorbild sein könne, 
würde sich erst entscheiden, wenn die Asylverfahren abgeschlossen seien,
 so der Migrationsforscher weiter. Erst dann würde man nämlich sehen, 
was mit denen passiere, die aus Bangladesch oder Ägypten in Albanien von
 italienischen Beamten abgelehnt werden. Dann werde man sehr schnell auf
 das Grundproblem zurückkommen, ob Bangladesch oder Ägypten zur 
Rücknahme der Asylsuchenden bereit sind. "Denn wenn das nicht passiert, 
bleibt Italien verantwortlich unter diesem Abkommen", sagte Knaus. "Und 
dann werden diese Leute über kurz oder lang nach Italien 
zurückgebracht." Es sei relativ klar, dass das nicht funktionieren 
werde.
Knaus stellte außerdem die Aussagekraft der aktuellen 
Zahlen der Europäischen Grenzschutzagentur Frontex infrage, nach denen 
die irreguläre Migration in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 42 
Prozent gesunken sei. "Viele, die in den letzten vier Jahren in 
Deutschland einen Asylantrag gestellt haben, vor allem aus Syrien und 
Afghanistan, wurden auf der gesamten Balkanroute nie erfasst. Die sind 
durchgekommen ohne Registrierung", sagte er. "Die tauchen in den 
Statistiken von Frontex nicht auf. Aber sie sind dann in Österreich oder
 Deutschland aufgetaucht, und zwar mehr als zweieinhalb Mal so viele wie
 in den Jahren 2017, 2018 und 2019." Man müsse also "immer aufpassen, 
wenn man über Fortschrittsmeldungen hört", so Knaus. "Wenn es da nur um 
Prozente geht im Vergleich zu einem Rekordjahr, ist das noch kein 
Durchbruch."
Die Begriffe "illegalen Migration", "irreguläre 
Migration" und "undokumentierte Migration" werden häufig synonym 
verwendet. Der Großteil der Asylsuchenden, die nach Deutschland kommen, 
gilt zunächst als "illegal eingereist", da sie Asylanträge nicht vor 
ihrer Einreise stellen können. In Deutschland können sie allerdings 
legal ein Asylgesuch stellen. Werden die Anträge genehmigt, gelten die 
Flüchtlinge als regulär aufhältig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur

        
      
      