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Von Burgen, Geistern und Investments

Archivmeldung vom 08.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Für 1,1 Millionen Euro zu haben: Burg Hiltpoltstein Bild: GoMoPa / v-h-i.eu
Für 1,1 Millionen Euro zu haben: Burg Hiltpoltstein Bild: GoMoPa / v-h-i.eu

Schwer zugänglich sollten sie sein, hoch droben auf einem Felsen thronen und wenn möglich von Gräben umgeben sein, die von einem Bach gespeist werden. Zu Zeiten der Kleinstaaterei hatte jeder Fürst in Deutschland seine eigene Burg. Sie diente als Wehr, Ausguck, Verwaltung, Gericht, Gefängnis und war Zufluchtsort für alle Dorfbewohner im Krieg. Für die Ritter waren die Burgen Symbole der Macht. Immer mehr Investoren entdecken Burgen als Touristenattraktion oder Luxuswohnobjekt.

25.000 deutsche Burgen gab es im Mittelalter. Heute sind davon noch 10.000 Burgen übrig. Viele in Staats- oder Familienbesitz. Nur ganz wenige sind käuflich zu erwerben. Liebhaber sind bereit, selbst für ein einsturzgefährdetes Gemäuer an Rhein, Mosel, Eifel oder im Sauerland zwischen 100.000 und einer Million Euro auszugeben. Eine richtig erhaltene Burg bei Düsseldorf am Rhein kostet aktuell 20 Millionen Euro. Der Verkäufer will auf keinen Fall genannt werden.

Einer der wenigen Makler, die sich auf Burgen spezialisiert haben, ist Matthias Helzel, 37, Mitinhaber der Firma Vermittlung historischer Immobilien oHG aus Bruckmühl in Oberbayern, seit zehn Jahren Mitglied des Deutsche Burgenvereinigung e.V. und Mitautor der umfangreichsten deutschen Burgenseite im Internet "burgenwelt.de". Er hat zur Zeit sieben Burgen und 30 Schlösser im Angebot. Dem Finanznachrichtendienst www.GoMoPa.net gewährte er einen Einblick in seine Arbeit.

GoMoPa: Verdient man mit dem Verkauf von Burgen viel Geld?

Helzel: "Reich wird man mit dem Verkauf von Burgen nicht. Meine Provision beträgt 3,57 Prozent vom erzielten Preis. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Obwohl ich gerade einen Generationswechsel beobachte. Viele Burgherren wollen sich von ihrer Burg trennen und in die Stadt ziehen, weil ihre Kinder gar keine Lust haben, die Last eines Burgbesitzes auf sich zu nehmen. Einige entscheiden sich für eine Stiftung, dann bleiben die Burgen im Familienbesitz und kommen niemals mehr auf den Markt. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Stiftung Pottenstein in Bayern. Oder auch die Familie von Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, dem Bundes-Wirtschaftsminister, die zwar keine Burg, aber ihr Familienschloss in eine Stiftung umwandelten. Andere wiederum verkaufen ihren Besitz."

GoMoPa: Warum soll ich denn für einen viereckigen Turm mit Dach drauf, dessen einziger Luxus ein Kamin ist, mehr Geld ausgeben, als für eine gemütliche Eigentumswohnung in der City?

Helzel: "Der Wert kommt vom Grundstück, auf dem die Burg steht. Die Lagen sind einmalig. Man kauft keine Burgruine, sondern ein Filetgrundstück mit einem verfallenen Gebäude drauf. Die billigsten Burgruinen-Grundstücke kosten zwischen 20.000 und 50.000 Euro."

GoMoPa: Kann man auch eine Burg für einen Euro bekommen?

Helzel: "So etwas haben einige Gemeinden, die eine Burg besaßen, tatsächlich gemacht. Sie hatten die Hoffnung, dass der neue Besitzer den Verfall der Burg stoppen wird. Doch mir ist kein einziger Fall bekannt geworden, wo dieses Experiment geglückt wäre. Die Billig-Burgherren haben sich alle verhoben. Sie stehen im Grundbuch, und es passiert jahrelang nichts. Als Verkäufer von historischen Immobilien hat man eine große Verantwortung. Deshalb wird es bei mir keine 1-Euro-Burg geben. Ich bin nicht nur Makler, sondern, wie meine Kunden auch, Liebhaber und Denkmalschützer. Der 1. Denkmalschützer einer Burg war übrigens unser Bayern-König Ludwig I. (1786-1868)."

GoMoPa: Inwiefern?

Helzel: König Ludwig I. verhinderte im Jahre 1841 den geplanten Abbruch der damals 732 Jahren alten Adelsburg Hiltpoltstein bei Nürnberg.

GoMoPa: Warum war das so bedeutsam?

Helzel: "Die Burg war bis zur Hinrichtung des letzten Staufers Konradin im Jahr 1268 für 80 Jahre im Besitz der Staufern aus Hohenstaufen. Das schwäbische Adelsgeschlecht stellte drei deutsche Kaiser: Barbarossa (Kaiser von 1155-1190), Heinrich VI. (Kaiser von 1191-1197) und Friedrich II. (Kaiser 1220-1250). Die Burg ist ein ganz besonderes Symbol der Macht und heute mein Lieblings-Verkaufsobjekt."

GoMoPa: Die Burg Hiltpoltstein steht aktuell zum Verkauf?

Helzel: "Ja, der Privatbesitzer möchte für die Hochburg in 620 Metern Höhe, die auf einem Kalksteinfelsen über der Fränkischen Schweiz thront und ein Schloss als Vorburg hat, 1,1 Millionen Euro haben. Die Burg mit 3 Sälen, 20 Zimmern und drei Bädern (alles vollrenoviert und zentralbeheizt) ist nur über die Vorburg, also das Schloss, und dann über einen sechseckigen Treppenturm zu erreichen. Sie war für die Öffentlichkeit nie zugänglich. Unten im Schloss wohnte und regierte früher der Amtsverweser."

GoMoPa: Spukt es auf Burg Hiltpoltstein?

Helzel: "Die Burg Hiltpoltstein zählt zu den ganz wenigen Burgen in Deutschland, auf denen es nicht spuken soll."

GoMoPa: Wie kommt das?

Helzel: "Nach den Staufern fiel die Burg im Jahre 1268 für 61 Jahre an den bayerischen Herzog Ludwig II., genannt der Strenge, bevor sie dann an die Kurpfalz ging. Und Ludwig der Strenge hat zwar eine greuliche und schändliche Bluttat begangen, aber er hat die Sühne, die ihm der Papst dafür auferlegte, erfüllt, bevor er geläutert Hiltpoltstein übernahm. Die Geschichte geht so: Als Ludwig der Strenge Anfang 1256 in der Rheinpfalz auf Kriegszug war, schrieb ihm und einem befreundeten Ritter seine erste Frau, Maria von Brabant (1226-1256), je einen Brief, um ihren Mann zur Rückkehr zu bewegen.

Der Bote verwechselte die beiden Briefe. Wohl aus einer missverstandenen Formulierung vermutete Ludwig der Strenge, dass ihm seine Frau untreu war. Er brach sofort auf nach Donauwörth, wo er aus Zorn seine Frau enthaupten ließ. Auch zwei Hofdamen und der Burgvogt wurden in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1256 Opfer der blinden Eifersucht von Ludwig. Später erkannte Ludwig der Strenge, dass er seine Frau wohl zu Unrecht verdächtigt und hingerichtet hatte. Als Buße stiftete er das Zisterzienserkloster Fürstenfeld, beim heutigen Fürstenfeldbruck."

GoMoPa: Spukt es auf anderen Burgen?

Helzel: "Ja, fast überall. In Bayern, aber auch im Berliner Schloss der Hohenzollern, geht die weiße Frau um. Sie verkündet Unheil und Kriege und sagt einen anstehenden Tod an. Es ist Kunigunde, die Gräfin von Orlamünde-Plassenburg, die im weißen Gewand mit Zepter umhergeht. Sie war in erster Ehe mit dem Grafen Otto II. von Orlamünde-Plassenburg verheiratet und hatte mit ihm eine Tochter und einen Sohn. Als er im Jahre 1284 starb, entbrannte ihr Herz in heißer, leidenschaftlicher Liebe zu dem stattlichen Markgrafen von Brandenburg und zugleich Burggrafen von Nürnberg, Albrecht dem Schönen. Dieser aber erwiderte die Liebe der Gräfin nicht. Kalt und ungerührt äußerte er Ja, wenn vier Augen nicht wären. Der Graf aus dem Hause Hohenzollern meinte mit den vier Augen seine Eltern. Die Witwe dachte, er meinte ihre Kinder. Sie nahm eine goldene Hutnadel und stach sie den Kindern im Schlaf in den Kopf. Als der Burggraf davon erfuhr, verstieß er die Kindsmörderin. Sie ging als weißgekleidete Novizin ins Kloster und starb 1351."

GoMoPa: Wann spukte die weiße Frau zum ersten Mal?

Helzel: "Als der Brandenburger Kurfürst Albrecht Achilles, einer der stärksten Männer seiner Zeit, am 11. März 1486 bei der Königswahl in Frankfurt am Main starb, geschah in seinem Bayreuther Schloss Erschreckliches. Mehrere Wachtposten erspähten um Mitternacht eine weißgekleidete Frauengestalt, die ebenso schweigend wie drohend durch die Flure streifte. Es war das erste Mal, dass dieses Gespenst auftauchte. Gehüllt in weiße Witwentracht, im weißen Nonnenschleier, so schreitet sie um Mitternacht durch Burg und Schlossgemäuer, dichtete später der Romantiker Christian Graf zu Stolberg."

GoMoPa: Wer hat die weiße Frau noch gesehen?

Helzel: "Im Berliner Stadtschloss in Charlottenburg wurde die weiße Frau mehrfach gesehen. Am 1. Januar 1598 trat sie drohend vor den Kurfürsten Johann Georg. Der hatte die Geliebte seines Vaters, die schöne Gießerin Anna Sydow, entgegen seinem Versprechen in der Festung Spandau einsperren lassen, wo sie 1575 starb. Als Strafe für diesen Wortbruch sei ihm die weiße Frau erschienen. Acht Tage später war Johann Georg tot.

Auch die Kurfürstin Luise Henriette von Oranien, eine eher nüchterne Dame aus den Niederlanden, hatte kurz vor ihrem Tod Ende Juni 1667 eine merkwürdige Begegnung. Gemeinsam mit ihren Kammerjungfern sah sie die weiße Frau an ihrem Schreibtisch sitzen. Ihr Gemahl, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, starb 1688. Kurz zuvor berichtete auch der Hofprediger Anton Brunsenius vom Auftauchen des Hohenzollerngespenstes.

Im Februar 1713 erschien dem ersten Preußenkönig Friedrich I. kurz vor seinem Ableben eine weiße Frauengestalt mit Leuchter und Altarkreuz. Offenbar wollte sie den in Glaubensdingen eher desinteressierten Monarchen zu letzter Buße und Reue ermahnen."

GoMoPa: Sind Webcams installiert, damit man die weiße Frau auch heute sehen kann?

Helzel: "Ja, am Fahnenmast der Burg Hohenzollern in Schwaben hat Hausherr Prinz Georg Friedrich von Preussen (33) eine Webcam installieren lassen. Von ihr sieht man in den Hof der 1850 wiedererbauten Burg. Am Tag kann man die Besucher beobachten. Und nachts, wer weiß?"

GoMoPa: Welche Burg würde sich denn als Investitionsobjekt rechnen?

Helzel: "Da habe ich gerade aktuell eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert in einem österreichischen Skigebiet im Angebot. Die Österreicher sind etwas großzügiger mit Genehmigungen als die deutschen Behörden, wenn man an oder in der Ruine eine Ferienwohnung baut. Die Burgruine ist für Liebhaber eine Stecknadel im Heuhaufen. Der erhaltene Bergfried steht auf einem 50 Meter hohen Hügel über dem im Salzachtal und kostet mit 1.190 Quadratmetern Land 250.000 Euro. Die Wiesen drumherum werden vom Bauernhof Sankt Johann bewirtschaftet. Nur ein befestigter Feldweg führt hinauf zur Burg. Man blickt auf zwei Skigebiete: den Großvenediger (3.764 Meter) und Gamsbeil (2.169 Meter). Die Wertsteigerung hängt von der Wohnung ab, die man dort einrichtet, am besten im Bergfried. Die Burg gehörte mal Graf Khuenburg, war Jahrhunderte öffentlich. Sie ist so stark beschädigt, weil die Amerikaner im II. Weltkrieg sich hier dort ihrer Bombenlast auf den Rückflügen entledigten."

GoMoPa: Wer sind den Käufer von Burgen, reiche Russen?

Helzel: "Nein, Russen gar nicht. Wir haben mal Anzeigen im russischen Raum geschaltet und bekamen keine Reaktion. Die Holländer interessieren sich sehr für deutsche Burgen und deren Geschichte. Ich habe vor kurzem eine Burg in Thüringen an einen holländischen Unternehmer aus dem Medizinbereich für 350.000 Euro verkauft. Der Investor hat sofort mit der historischen Sanierung der Burg begonnen. Sie hat einen 30 Meter hohen Turm und war bis 2006 als Pflegeheim und Heim für behindert Menschen genutzt worden. Danach stand sie leer. Es gab keine mittelalterlichen Möbel mehr, aber der Rittersaal mit einer Wandvertäfelung war gut erhalten. Auch das Kaminzimmer. Die Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eine Wasserburg mit einem eigenen Bach im Schiefergebirge bei Jena im Thüringer Wald. Der Investor entfernte sofort alle Zäune und machte die Burg für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Die alten Brunnen wurden rekonstruiert. Und der Mann kaufte auch die alten LPG-Gebäude im Dorf, um sie abzureißen. Sie verschandelten das Bild. Dorf und Burg sollen nun wieder eine Einheit wie im Mittelalter bilden. Der Gewinn wird mit dem Tourismus kommen."

GoMoPa: Kann man denn heute noch wirklich wie ein Ritter auf einer Burg leben, in Frankreich wird gerade mit alter Technik und althergebrachtem Baumaterial eine Burg nachgebaut. Wie lange die Arbeiten dauern, weiß niemand.

Helzel: "Das können Sie in Deutschland sofort haben. Ich habe gerade ein Burg-Angebot aus Niedersachsen auf den Tisch bekommen. Die Kirche verkauft für unter eine Million Euro bei Braunschweig am Rande eines alten Dorfes eine Wasserburg. Der Wehrgraben ist allerdings zugeschüttet und diente als Friedhof. Die Burg ist unbewohnt. Im Kern ist es eine Ruine in Palas, ein großes gemauertes Viereck mit Dach drauf. Da kann man was draus machen. Vielleicht ein Hotel. Auch dort bietet sich an, das Dorf im Entwicklungskonzept mit einzuschließen. Das lockt viele Menschen an."

GoMoPa: Und wenn ich nicht gleich eine ganze Burg kaufen will, sondern nur eine Ritterwohnung haben möchte?

Helzel: "Auch das gibt es. Auf einer Burg im Land Brandenburg zum Beispiel. Es ist eine Burg mit einer alten Hülle, aber mit modernsten Eigentums-
wohnungen. 20 Wohnungen sind noch zu haben. Für 162.000 Euro können Sie sich zum Beispiel noch eine 73 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung (Einbauküche, zwei Zimmer und ein Bad) aussuchen oder eine Rittersaalwohnung im Erdgeschoss, 22o Quadratmeter, für 418.600 Euro. Nur 20 Minuten Zugfahrt von Berlin entfernt. Eine Investorengemeinschaft aus Berlin und Köln baute die Höhenburg im Hohen Fläming nach der politischen Wende zur Luxusherberge um. Die Burg war zu DDR-Zeiten als Schule genutzt worden. Die Wohnungseigentümer wohnen mit etwa 30 anderen Eigentümern oder Mietern, man kann die Wohnungen auch mieten, in der Burganlage. Der 100.000 Quadratmeter große Park wird von der Gemeinde gepflegt. Sie können kostenlos Sporträume, ein Wellnesscenter mit großer Sauna, Whirlpool, Kaminzimmer und Gartensaal nutzen. Zu ihrer Ritterwohnung haben Sie einen separaten Zugang."

GoMoPa: Brachte die brandenburgische Burg den Investoren einen Geldsegen?

Bernd Neuhäuser (62), Marketingchef von Vermittlung Historischer Immobilien: "Eine Rendite erzielen Sie mit Burgen nicht. Die Burgherren haben 10 Millionen Euro investiert und hatten versucht, sie zu verkaufen. Sie gingen mit dem Preis schon auf 6 Millionen Euro runter und sind die Burg dennoch nich los geworden. Will man Geld verdienen, muss man Wohnungen in der City bauen, das geht schneller. Burgen sind Liebhaberstücke."

GoMoPa: Herr Helzel und Herr Neuhäuser, wir danken für das Gespräch.

Quelle: GoMoPa (Siegfried Siewert)

 

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