Mehr Selbstliebe, weniger Selbstaufgabe: So hörst du auf, dich zu verbiegen
Immer "Ja" sagen, Erwartungen erfüllen, sich selbst dabei verlieren – viele Menschen geraten unbewusst in ein Muster aus Selbstverleugnung und Überanpassung. Der Preis: emotionale Erschöpfung, Frust und das Gefühl, nie wirklich sie selbst zu sein.
Wer ständig anderen gefallen will, verliert den Kontakt zu sich selbst. Doch Selbstliebe heißt nicht Egoismus – sondern sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie andere. In diesem Beitrag erfährst du, wie du schädliche Muster der Überanpassung erkennst und Schritt für Schritt klare Grenzen setzt.
Ursachen für Überanpassung
Viele Menschen haben in der frühen Kindheit gelernt, dass Anpassung gesellschaftlich erwünscht wird. Das implizieren gängige Aussagen wie "Du bist zu empfindlich" oder "Übertreib' doch nicht so". Angepasstes Verhalten hingegen führt zu Lob und Aufmerksamkeit. Infolgedessen stellen Betroffene ihre Bedürfnisse und Gefühle zunehmend zurück – bis hin zur Selbstaufgabe. Auch wenn Außenstehende diese Haltung oft für Stärke oder Flexibilität halten, ist es vielmehr der verlorene Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Impulsen, der wirklich für das Ignorieren der persönlichen Grenzen verantwortlich ist.
Konsequenzen bei anhaltender Selbstaufgabe
Wenn die eigenen Bedürfnisse konsequent verleugnet werden, drohen zahlreiche Konsequenzen, die sich auf die Selbstwahrnehmung auswirken. So geht das Gespür für das, was einem selbst wichtig ist, verloren; Wünsche und Werte verlieren zunehmend an Bedeutung. Auch die Selbstbestimmung leidet; stattdessen wird das Leben von Betroffenen quasi fremdbestimmt, weil es ihnen so schwerfällt, Nein zu sagen. Langfristig leidet das Selbstwertgefühl unter dieser Haltung, denn wer die eigenen Bedürfnisse ständig zurückstellt, entwickelt automatisch Selbstzweifel. Letztlich resultiert Selbstaufgabe häufig in emotionaler Erschöpfung, weil die permanente Überanpassung hohen Stress verursacht.
Strategien für mehr Selbstfürsorge
Selbstfürsorge und Selbstliebe haben nichts mit Egoismus gemeinsam. Stattdessen geht es darum, sich selbst denselben Wert beizumessen wie anderen. Eigene Bedürfnisse haben demnach dieselbe Daseinsberechtigung wie die Wünsche und Gefühle nahestehender Menschen. Wenn du zukünftig mehr auf dich achten möchtest, gibt es hierfür verschiedene Strategien.
Zunächst ist es wichtig, zu erkennen, in welchen Situationen du deine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund rückst. Bei manchen ist das im Beruf der Fall, andere verbiegen sich für ihren Partner. Anschließend solltest du herausfinden, welche Überzeugungen dafür verantwortlich sind, dass du dich selbst nicht wichtig nimmst. Decke die zugrundeliegenden Glaubenssätze auf und hinterfrage sie. Solltest du dabei starke Gefühle wie Wut oder Traurigkeit entwickeln, handelt es sich dabei um Signale, die du ernst nehmen solltest.
Selbstfürsorge bedeutet auch, klare Grenzen zu setzen. Dazu gehört unter anderem, deutlich Nein zu sagen, wenn du etwas nicht willst. Eine Rechtfertigung ist hierfür nicht notwendig. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Selbstfürsorge ist Selbstmitgefühl. Das bedeutet, freundlich und nachsichtig zu sich selbst zu sein – vergleichbar, wie man sich einer guten Freundin gegenüber verhalten würde.
Fazit
Du selbst entscheidest, wie andere Menschen mit dir umgehen dürfen. Damit ist nicht gemeint, dass du andere grundsätzlich abblocken sollst – allerdings darfst du deine Grenzen deutlich kommunizieren. Vermutlich reagieren einige deiner Bekannten enttäuscht auf deine Veränderung; gleichzeitig wird jedoch die Beziehung zu dir selbst deutlich liebevoller, was sich positiv auf dein emotionales und psychisches Wohlbefinden auswirkt.
Quelle: Katja Hinterleitner (ots)