Sicher starten mit Inlinern & Rollschuhen

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Inline-Skaten und Rollschuhfahren erfreuen sich großer Beliebtheit - besonders bei Kindern. Der Sport auf Rollen stärkt Motorik, Gleichgewichtssinn und Ausdauer, fördert die Bewegung im Freien und macht obendrein Spaß. Doch wer ohne geeignete Schutzausrüstung oder technische Grundkenntnisse startet, riskiert Stürze und Verletzungen. "Inline-Skates und Rollschuhe fördern Körperwahrnehmung, Selbstvertrauen und Koordination", sagt André Siegl, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband. "Inliner und Roller Blades sind aber keine Spielzeuge, sondern Sportgeräte. Damit die Freude am Fahren nicht durch Unfälle getrübt wird, ist eine gute Sicherheitsausstattung und methodisches Lernen von Anfang an unerlässlich." Der TÜV-Verband zeigt, worauf Anfänger:innen achten sollten - von der Auswahl der passenden Skates über sicheres Bremsen bis zum Verhalten im Straßenverkehr.
Inline-Skates und Rollschuhe kaufen: Die wichtigsten Tipps
Beim Kauf von Inline-Skates oder Rollschuhen zählt mehr als nur das Design. Eine gute Wahl richtet sich nach Alter, Fahrverhalten und Sicherheitsaspekten - insbesondere bei Einsteiger:innen. Rollschuhe mit zwei Achsen und vier nebeneinander angeordneten Rollen bieten gute Kippstabilität und erleichtern das Halten des Gleichgewichts. Inline-Skates mit standardmäßig vier, bei besonderen Modellen mit drei oder fünf hintereinanderliegenden Rollen sind wendiger und schneller, erfordern aber mehr Körperbeherrschung. "Inline-Skates verlangen mehr Gleichgewichtssinn und Koordination, sind aber vielseitiger einsetzbar - vom Bürgersteig bis zur Asphaltstrecke", sagt Siegl.
Wichtig ist die Passform: Der Schuh sollte gut und möglichst ohne am Fuß reibende Nähte gepolstert sein. Er darf nicht drücken, sollte aber auf keinen Fall zu groß sein, da sonst der Halt verloren geht und das Risiko eines Sturzes steigt. Eine feste Fersenführung schützt vor dem Umknicken, ein weiches Innenfutter erhöht den Komfort. Riemen oder Klickverschlüsse sind für Kinderhände leichter zu bedienen als klassische Schnürsenkel - das fördert die Selbstständigkeit beim Anziehen und sorgt für Motivation beim Üben. Das Material sollte regelmäßig kontrolliert werden - lose Schrauben oder beschädigte Rollen können ein Sicherheitsrisiko sein.
Für Kinder sind "mitwachsende" Modelle mit verstellbarer Größe besonders sinnvoll. Sie lassen sich über mehrere Schuhgrößen anpassen und sparen Kosten. "Für junge oder unsichere Kinder sind Kombiskates empfehlenswert, die sich vom Rollschuh in Inline-Skates umbauen lassen", sagt Siegl. So können junge Fahrer:innen mit einem stabileren Modell beginnen und später umsteigen.
Grundsätzlich sollten Eltern beim Kauf auf geprüfte Sicherheit achten. "Produkte mit dem GS-Zeichen für 'geprüfte Sicherheit' erfüllen die EU-weiten Sicherheitsbestimmungen sowie Anforderungen der DIN-Norm DIN EN 71 für Spielzeuge. Darüber hinaus wurden die Produkte durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert", sagt Siegl. Auch in Sachen Funktionsfähigkeit, Materialgüte und Verarbeitung gibt das GS-Zeichen Orientierung: Dazu zählen ein stabiles Gehäuse, leichtgängige Rollen, atmungsaktive und schadstofffreie Materialien oder sauber verarbeitete Nähte. Produkte, die von Kindern bis 14 Jahren verwendet werden, fallen unter die europäische Spielzeugrichtlinie. Darüber hinaus müssen Rollsportgeräte bei einem Körpergewicht von 20 bis 100 kg die sicherheitstechnischen Anforderungen von Inline-Skates nach DIN EN 13843 und von Rollschuhen nach DIN EN 13899 erfüllen.
Ohne Helm und Schoner geht nichts: Die richtige Schutzausrüstung
Entscheidend für die Sicherheit ist eine komplette Schutzausrüstung. Dazu gehören ein Helm sowie Knie-, Ellenbogen- und Handgelenkschoner. "Ein Sturz auf den Kopf kann schwerwiegende Folgen haben - ein Helm schützt den Kopf und kann schwere Verletzungen verhindern oder lindern", sagt Siegl. "Protektoren schützen vor Hautabschürfungen, Prellungen und sogar Knochenbrüchen - insbesondere an Handgelenken und Ellenbogen, die bei Stürzen instinktiv zuerst den Boden berühren." Für geübte Skater:innen, die mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, empfiehlt sich eine Protektorenhose und gegebenenfalls ein Rückenprotektor.
Wichtig ist: Die Schutzausrüstung muss richtig sitzen - fest, ohne zu rutschen oder einzuschneiden. Für Kinder sind Modelle praktisch, die die Kinder selbstständig anziehen können. Eltern sollten beim Kauf von Schutzausrüstung ebenfalls auf geprüfte Sicherheit und ein Prüfzeichen von achten. - das freiwillige GS-Zeichen bietet auch hier einen Hinweis, dass der Hersteller das Produkt von einer GS-Stelle, wie einem TÜV-Unternehmen, geprüft wurde und hohe Produktsicherheitsanforderungen erfüllt.
Die ersten Meter auf Skates: Gleichgewicht halten, Bremsen und sicheres Fallen lernen
Der Einstieg ins Skaten beginnt idealerweise in einem verkehrsberuhigten Bereich auf ebenem Gelände mit fester Bodenstruktur - ein Schulhof, ein leerer Parkplatz oder eine breite Spielstraße bieten gute Voraussetzungen. Wichtig: Kinder sollten sich die ersten Schritte selbst erarbeiten dürfen, ohne geschoben oder gezogen zu werden.
- Gleichgewicht halten: "Nur wer das Gleichgewicht aus eigener Kraft hält, entwickelt die nötige Körperkontrolle für sicheres Skaten", erklärt Siegl. Die richtige Körperhaltung hilft dabei, Stabilität zu gewinnen: Knie leicht beugen, den Po nach hinten schieben und die Arme locker nach vorn strecken. Diese Position stabilisiert den Oberkörper, verlagert das Gewicht nach unten und gibt Anfänger:innen ein sicheres Standgefühl. Bewegungen sollten ruhig und gleichmäßig erfolgen - hektisches Strampeln oder Stehenbleiben aus Angst führen oft zum Umkippen.
- Kontrolliert fallen: Mindestens genauso wichtig wie das Fahren ist das kontrollierte Fallen. "Kinder sollten üben, sich bei einem Sturz gezielt nach vorn fallen zu lassen - auf Knie und Hände, die durch Knie, Ellenbogen- und Handgelenkschoner geschützt sind", sagt Siegl. Das reduziert die Wucht des Aufpralls und schützt vor Verletzungen am Hinterkopf und Rücken. Auch das Abrollen über Unterarme oder das leichte Abstützen mit den Handflächen kann trainiert werden, um Reflexe zu schulen und Verletzungen zu vermeiden. Wer frühzeitig lernt, wie sich ein Sturz anfühlt und wie er abgemildert werden kann, verliert die Angst und gewinnt Sicherheit auf Rollen - ein entscheidender Schritt für langfristigen Spaß am Skaten. Kleine Stürze gehören zum Lernen dazu - wichtig ist, dass Eltern Ruhe bewahren und Verletzungen ernst nehmen. Kleine Schürfwunden sollten sofort gereinigt und desinfiziert werden. Bei stärkeren Prellungen, Schwellungen oder Schmerzen am Gelenk: lieber ärztlich abklären lassen.
- Richtig bremsen: Beim Bremsen sind viele Anfänger:innen unsicher. Allround-Inline-Skates haben meist eine Fersenbremse mit der dann ein sogenannter Heelbrake praktiziert werden kann. Das Fersenbremsen kann durch ausreichend Training schnell und gut erlernt werden. Sie ist zwar praktisch, kann aber zum abrupten Stopp führen und das Gleichgewicht stören. Einige Inline-Skates für den Leistungssport, wie Speed-Skates, Hockey-Skates oder Street-Skates haben keine Bremsen. "Wer sicher bremsen will, sollte alternative Techniken erlernen", rät Siegl. "Bei Inline-Skates ohne Bremsen wird für schnelles Abbremsen meist der "T-Stop" angewendet. Um die Geschwindigkeit zu reduzieren und dann zum Stehen zu kommen, wird oft die V-Bremse praktiziert." Bei diesen Bremstechniken werden die Füße jeweils, wie ein T oder V positioniert. Auch kontrolliertes Ausrollen vor einem Hindernis gehört zur Grundtechnik. Wird aus dem spielerischen Spaß am Rollen ein erstzunehmender Freizeitsport, empfehlen sich professionelle Kurse zu Lauf-, Brems- und Falltechniken.
- Bremsen mit Rollschuhen: Rollschuhe sind anders aufgebaut als Inline-Skates. Die Stopper sind an beiden Skates vorn an der Grundplatte befestigt. Die Bremstechnik unterscheidet sich von den Inline-Skates stark. Zum Bremsen muss die Ferse angehoben oder das Bein angewinkelt werden und der Fuß samt Rollschuh nach vorne gekippt werden und Druck auf den Fußballen bzw. auf die Zehen und somit auf den Stopper ausgeübt werden. Dies muss langsam und mit Anpassung an die Skate-Geschwindigkeit intensiviert werden. Wird bei höherer Geschwindigkeit zu viel Druck ausgeübt, können Skater:innen leicht nach vorne kippen und stürzen, daher ist hier einiges Üben angesagt.
Inline-Skaten und Rollschuhfahren im Straßenverkehr
Ob Spielstraße oder Gehweg - Anfänger:innen sollten nur dort fahren, wo sie sich sicher bewegen können. "Bordsteine, Schlaglöcher und Laub stellen echte Gefahren dar", erklärt Siegl. "Der ideale Übungsort ist eine Fläche ohne Verkehr und mit ausreichend Platz. Ideal sind an Sonntagen die leeren Parkplätze von Super- oder Baumärkten an, um die eigenen Fähigkeiten als Skater:in auszubauen." Im Straßenverkehr gelten Skater:innen als Fußgänger:innen - sie müssen auf achtsame Weise den Gehweg nutzen und dürfen Radwege nur dann befahren, wenn ein Zusatzschild dies erlaubt. Besonders an Kreuzungen, Garagenzufahrten oder Einmündungen ist Vorsicht geboten. "Langsam heranfahren, bremsbereit bleiben und Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmer:innen suchen - das sind einfache, aber wirksame Sicherheitsregeln", sagt Siegl. Für Kinder ist es hilfreich, diese Situationen mit den Eltern vorab durchzuspielen.
Quelle: TÜV-Verband e. V. (ots)