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Gehirnaktivierung entlarvt Wortbrecher

Archivmeldung vom 10.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wissenschaftler der Universität Zürich entdecken die gehirnphysiologischen Grundlagen von gebrochenen Versprechen. Die Gehirnaktivierungsmuster lassen sogar eine Prognose zu, ob jemand sein Wort brechen wird. Die Studie von Dr. Thomas Baumgartner, Prof. Ernst Fehr, beide Universität Zürich, und Prof. Urs Fischbacher, Universität Konstanz, wird am 10.12.2009 in der Fachzeitschrift "Neuron" publiziert.

Das Versprechen ist eine der ältesten spezifisch menschlichen Verhaltensweisen, welche Kooperationen, Vertrauen und Partnerschaft fördert. Obwohl Versprechen meistens nicht gesetzlich bindend sind, basieren viele soziale und ökonomische Tausch-Situationen im täglichen Leben darauf. Allerdings können solche Versprechen nicht nur gehalten, sondern auch gebrochen werden. Tatsächlich sind materielle Anreize zu betrügen in der menschlichen Gesellschaft allgegenwärtig und folglich können Versprechen in jeder sozialen und ökonomischen Tauschsituation auch missbraucht werden, um seinen Interaktionspartner zu betrügen. Geschäftsleute, Politiker, Diplomaten, Anwälte und Privatpersonen verhalten sich nicht immer nur ehrlich, wie insbesondere jüngste Finanzskandale auf dramatische Weise aufgezeigt haben.

Trotz der Allgegenwärtigkeit von Versprechen im menschlichen Leben wissen wir allerdings kaum etwas über die gehirnphysiologischen Grundlagen dieses Phänomens. Um diese Lücke zu schliessen haben der Neurowissenschaftler Thomas Baumgartner (Universität Zürich) und die Ökonomen Ernst Fehr (Universität Zürich) und Urs Fischbacher (Universität Konstanz) im Gehirn-Scanner ein soziales Interaktionsexperiment durchgeführt. Dabei hat der Bruch eines Versprechens sowohl zu finanziellen Vorteilen für den Versprechensbrecher als auch zu finanziellen Nachteilen für den Interaktionspartner geführt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Bruch eines Versprechens mit einer erhöhten Aktivität in Gehirnregionen einhergeht, die in Emotions- und Kontroll-Prozessen eine wichtige Rolle spielen. Dieses Gehirnaktivierungsmuster lässt darauf schliessen, dass der Bruch eines Versprechens beim Versprechensbrecher einen emotionalen Konflikt aufgrund der Unterdrückung der ehrlichen Antwort auslöst.

Im wichtigsten Ergebnis der Studie konnten die Forscher zeigen, dass "verräterische" Gehirnaktivierungsmuster uns sogar erlauben, eine Prognose über zukünftiges Verhalten abzugeben. Zwar unterscheiden sich Versuchspersonen, die ein Versprechen letztlich halten und solche, die es brechen, zum Zeitpunkt der Versprechensabgabe nicht - beide versprechen hoch und heilig, das Versprechen zu halten. Doch die Gehirnaktivierung entlarvt die späteren Versprechensbrecher bereits schon zu diesem Zeitpunkt.

Übeltäter überführen

Wie der Neurowissenschaftler Thomas Baumgartner erklärt, weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass Gehirnmessungen bösartige Absichten schon zu einem Zeitpunkt enthüllen können, bevor die unehrliche oder betrügerische Tat tatsächlich begangen worden ist."Ein solcher Befund lässt folglich die Spekulation zu, dass Gehirnmessungen in (ferner) Zukunft nicht nur verwendet werden können, um Übeltäter zu überführen, sondern vielmehr vielleicht sogar mithelfen können, betrügerische und kriminelle Machenschaften zu verhindern - eine Vision, die im Science-Fiction-Film 'Minority Report' bereits Realität geworden ist."

"Wir haben wichtige Elemente der neuronalen Grundlage von gebrochenen Versprechen entdeckt", erklärt der Ökonom Ernst Fehr. "Im Lichte der Bedeutung von Versprechen im alltäglichen, zwischenmenschlichen Zusammenleben eröffnen uns diese Ergebnisse die Aussicht, die gehirnphysiologische Basis von prosozialem und insbesondere antisozialem Verhalten im Allgemeinen besser ergründen und verstehen zu können."

Quelle: Universität Zürich

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