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Drastische Lohnkürzungen in Werkstätten für Menschen mit Behinderung

Archivmeldung vom 13.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kleingeld (Symbolbild): Stiftung mit fast keinem Kapital kann auch fast nichts unterstützen...
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Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de

Gerade einmal 141 Euro im Monat - das stellt für Menschen mit Behinderungen vielerorts den Lohn für fünf Tage Arbeit in der Woche dar. In der Pandemie sind beinahe unbemerkt die Löhne in Behindertenwerkstätten gekürzt worden. Eine Recherche von "nd.DIEWOCHE" ging erstmals dem Problem nach.

19 Prozent der Werkstätten, die an der repräsentativen Umfrage teilnahmen, gaben an, Löhne gekürzt zu haben. Weitere 18 Prozent erklärten, dass Kürzungen absehbar seien. Insgesamt hat sich in der Umfrage gezeigt, dass die Auswirkungen der Krise verzögert in den Werkstätten ankommen. Das Auftragsvolumen ist bei 86 Prozent der Umfrageteilnehmer zurückgegangen. Im Mittel ist dabei das Volumen um 25 Prozent geschrumpft. Die damit verbundenen Umsatzeinbuße werden erst im kommenden Jahr ihre volle Wirkung entfalten.

Für viele Menschen mit Behinderung bedeutet das über 50 Prozent weniger Lohn. Das Entgelt in Behindertenwerkstätten war bereits vorher nicht hoch. Da die Beschäftigten arbeitsrechtlich als "Rehabilitanten" gelten, sind ihre Löhne nicht an den gesetzlichen Mindestlohn gekoppelt. Doch die Kürzungen bringen viele Menschen in noch existenziellere Nöte.

Die Sprecherin für Behindertenpolitik der Grünen, Corina Rüffer, kritisiert gegenüber "nd.DIEWOCHE": Weil die Behindertenwerkstätten wirtschaftlich sein sollen, arbeiten sie oft im Akkord, stellen hohe Ansprüche an ihre Mitarbeitenden und bedienen Fertigungsaufträge großer Unternehmen." Das würde sich aber nicht mit ihrem Rehabilitationsauftrag vereinen. Rüffer fordert, dass die Politik die Beschäftigten in Behindertenwerkstätten unterstützen solle, und zwar, ohne dabei Geld von anderen Inklusionsprojekten abzuziehen.

Kathrin Langensiepen, Berichterstatterin zum Thema Menschenrechte und Behinderung im Europäischen Parlament, kritisiert gegenüber "nd.DIEWOCHE" das System der Behindertenwerkstätten in Deutschland. "Gucken Sie sich doch einmal die Unternehmen an, für die die Werkstätten produzieren. VW, Conti, Daimler Benz. Es kann mir doch niemand erzählen, dass die nicht genug Geld haben, den Menschen einen ordentlichen Lohn zu zahlen", sagt Langensiepen.

Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)

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