US-Ökonom erwartet negative Folgen durch Trumps Wirtschaftspolitik
Archivmeldung vom 13.11.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer US-Ökonom Barry Eichengreen erwartet gravierende negative Folgen der Wirtschaftspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Für seine Wähler und Unterstützer werde es vor allem mit Blick auf die von Trump angekündigten Zölle ein böses Erwachen geben, sagte Eichengreen, der an der University of California in Berkeley Ökonomie und politische Wissenschaften lehrt, dem "Spiegel".
"In einem Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften ist die
handelspolitische Inzidenz - wer zahlt mehr für Zölle, die ausländischen
Produzenten oder die inländischen Verbraucher - teuflisch schwer zu
vermitteln. Studenten im ersten Jahr stolpern darüber. Und viele
Amerikaner haben nicht einmal einen Grundkurs in
Wirtschaftswissenschaften", sagte Eichengreen. "Also kommt Trump mit der
einfachen Behauptung davon, dass die Ausländer zahlen werden. Aber die
Verbraucher werden bald mit der Realität konfrontiert werden."
Dass
Digitalunternehmer wie Elon Musk, Peter Thiel oder Marc Andreessen
Trump finanziell unterstützen und den künftigen Präsidenten beraten,
findet Eichengreen mindestens seltsam. "Die Götter des Silicon Valley
werden ihre Unterstützung für Trump noch bereuen. Irgendwann werden sie
begreifen, dass Zölle der Wirtschaft insgesamt schaden und dass ihre
Geschäftsmodelle von der Globalisierung abhängen." Aber er habe es
aufgegeben, "diese Leute" und ihre Beweggründe zu verstehen. "Dazu muss
man Psychologe sein, kein Wirtschaftswissenschaftler."
Auch mit
Blick auf Deutschland ist der Ökonom skeptisch. Probleme dürften vor
allem auf exportstarke deutsche Mittelständler zukommen. "Für diese
Unternehmen wird das Leben besonders schwer sein. Für große Konzerne ist
es einfacher, die Produktion nach Amerika zu verlagern, so wie große
chinesische Exporteure ihre Produktion nach Mexiko verlagern. VW wird
weiterhin Autos in den USA herstellen können. Aber Autos oder Autoteile
von Deutschland nach Amerika verschiffen? Viel Glück dabei."
Quelle: dts Nachrichtenagentur