Bundesbank sieht keinen Handlungsdruck für weitere Zinssenkungen
Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht derzeit keine Notwendigkeit für die Europäische Zentralbank, die Zinsen weiter zu senken. "Es besteht derzeit kein Handlungsdruck, das am Donnerstag bestätigte Zinsniveau erlaubt es uns, die weitere Entwicklung abzuwarten", sagte Nagel der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstagsausgabe) und der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore".
Der EZB-Rat hatte auf seiner September-Zinssitzung am Donnerstag
beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen; über das weitere
Vorgehen hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde sich bedeckt gehalten.
"Im
August lag die Inflationsrate im Euroraum mit 2,1 Prozent nur minimal
über unserem mittelfristig angepeilten Ziel", sagte Nagel weiter. Und
nach den neuen Prognosen der EZB-Ökonomen werde sich die Inflation in
den kommenden ein, zwei Jahren nahe bei zwei Prozent bewegen.
"Wir
haben die zweistelligen Inflationsraten vom Herbst 2022 wieder
eingefangen", sagte er. "Das war eine bittere Zeit, vor allem für
Geringverdiener." Jetzt herrsche Preisstabilität, so Nagel. "Das ist
eine gute Nachricht für Verbraucher, ob in Deutschland, Italien oder
anderswo im Euroraum."
Auch zu den gekippten milliardenteuren
Plänen für eine neue Zentrale in Frankfurt äußerte sich der
Bundesbankpräsident. "Aktuell erstellen wir eine Kosten-Nutzen-Analyse
für das historische Hauptgebäude", sagte Nagel. "Auf Basis der
Ergebnisse entscheiden wir, ob wir es sanieren und dann dorthin
zurückkehren oder eine Alternative in Frankfurt wählen."
Er
selbst finde das historische Gebäude "eindrucksvoll". Der Bau
beeindrucke schon durch seine schiere Größe, und die Fassade aus nacktem
Beton verstärke diesen Eindruck noch, sagte Nagel. "Aber es ist nicht
das Gebäude, das die Bundesbank ausmacht, es sind die Menschen, die für
sie arbeiten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur