Der Dienstleistungssektor stützt die Stimmung unter Finanzvorständen in Deutschland
Die Trendwende in der deutschen Wirtschaft ist noch nicht in Sicht. Der Ausblick der Finanzvorstände auf die Geschäftsaussichten im kommenden Jahr stagniert, wie eine Deloitte-Befragung von 171 Finanzvorständen deutscher Unternehmen zwischen dem 11. September und dem 2. Oktober zeigt. Branchenübergreifend liegt der Indexwert, die Differenz zwischen positiven und negativen Einschätzungen, bei knapp über null (1%).
Weiter verschlechtert hat sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe (Indexwert - 3%). Hier planen die CFOs außerdem mit einem weiteren Rückgang der Beschäftigung. Der Indexwert beträgt - 48 Prozent, getrieben insbesondere durch den Maschinenbau und die Automobilindustrie. Drei Viertel der Unternehmen in diesen Sektoren wollen Beschäftigung abbauen. Positivere Signale kommen dagegen aus dem Dienstleistungssektor: Der Indexwert zu den Geschäftsaussichten liegt hier bei 6 Prozent. Vor allem Technologieunternehmen und die Immobilienwirtschaft erwarten ein Wachstum ihrer Belegschaften in den kommenden zwölf Monaten (Indexwerte von 33% und 36%).
Dienstleistungssektor treibt Investitionen
Ein leicht positiver Trend zeichnet sich bei den Investitionsplanungen ab: Der Indexwert steigt auf 12 Prozent, zwei Prozentpunkte mehr als im Frühjahr. Allerdings treibt insbesondere der Dienstleistungssektor diesen Aufschwung (28%), während das verarbeitende (- 11%) und das exportorientierte Gewerbe (- 11%) Investitionen weiter zurückfahren wollen. Ein Drittel der Unternehmen aus dem Maschinenbau will im kommenden Jahr weniger investieren.
"Neue Investitionen werden aktuell vor allem von Technologieunternehmen und Banken getrieben, die vom Boom um künstliche Intelligenz und den florierenden Aktienmärkten profitieren dürften", analysiert Dr. Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. "Das von der Politik besonders in den Blick genommene verarbeitende Gewerbe bleibt dagegen nach wie vor zurück - ein Ende des Beschäftigungsabbaus und der Zurückhaltung bei Investitionen ist für die Finanzvorstände in der Industrie nicht in Sicht."
Der größte Risikofaktor ist nach Ansicht von 56 Prozent der Befragten eine schwächere Inlandsnachfrage, gefolgt von anhaltenden geopolitischen Risiken (52%). Für exportorientierte Unternehmen, vor allem im Maschinenbau, tritt das Risiko einer schwachen Auslandsnachfrage hinzu (59%).
"Die positive Lage im Dienstleistungssektor stützt zumindest kurzfristig die Aussichten der Wirtschaft in Deutschland", resümiert Börsch. "Eine nachhaltige Erholung - vor allem der Industrie - erfordert allerdings Rückenwind durch wachstumsorientierte Reformen."
Quelle: Deloitte (ots)