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Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Archivmeldung vom 25.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Birgit Prinz in der 73. Minute beim Strafstoß zum 4:0-Endstand im Bundesligaspiel Frankfurt – Potsdam, 12. Mai 2008[1]
Birgit Prinz in der 73. Minute beim Strafstoß zum 4:0-Endstand im Bundesligaspiel Frankfurt – Potsdam, 12. Mai 2008[1]

Foto: Dontworry
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Fußballspieler können Elfmeterschießen trotz der extremen Stresssituation mit bestimmten Strategien gezielt trainieren und somit ihre Erfolgschancen beim Torschuss deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, mit der der Sportwissenschaftler Dr. Georg Froese an der Universität Heidelberg promoviert wurde. Auf der Basis von Interviews, umfangreichen Strafstoß-Analysen und einem Feldexperiment untersuchte Froese, welche Faktoren die Leistung von Elfmeterschützen beeinflussen und welche Rolle dabei die Psychologie spielt. Er identifizierte zwei Spielertypen mit bestimmten Strategien und leitete aus den Ergebnissen praktische Konsequenzen für das Training ab.

Die Arbeit „Sportpsychologische Einflussfaktoren der Leistung von Elfmeterschützen“ erhielt den erstmals vergebenen Wissenschaftspreis des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).

Georg Froese, der als Sportpsychologe arbeitet und selbst in der 3. Liga spielte, ist Spielertrainer beim FC Internationale Berlin. Für seine Untersuchung führte der 34-Jährige Interviews mit Spielern, darunter auch der ehemalige Bundesliga-Profi Hans-Jörg Butt, zudem wertete er zahlreiche Studien zu Strafstößen aus und analysierte die Aufzeichnungen tausender Elfmeter, so alle Strafstöße in der Bundesliga-Historie und die Elfmeterschießen in den großen Turnieren weltweit. Auf dieser Grundlage passte er ein Handlungsmodell aus der Motivationspsychologie an die spezifische Elfmetersituation an und leitete daraus Hypothesen über den Zusammenhang von Persönlichkeitseigenschaften und Leistungsstabilität in Drucksituationen ab. Diese Annahmen überprüfte Froese in einem Feldexperiment, in dem er den maximalen psychischen Druck vergleichbar zur tatsächlichen Spielsituation simulierte: „Wir haben ein eigenes Turnier ins Leben gerufen, den ‚Elfmeterkönig von Leipzig‘, bei dem wir die Spieler durch mediale Berichterstattung, Preisvergabe und Zuschauer unter Druck gesetzt haben.“

Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass der beste Spieler nicht automatisch auch der beste Elfmeterschütze ist. „Wer schießt, sollte nach seiner psychologischen Eignung ausgewählt werden, wobei vor allem geringe Wettkampfängstlichkeit eine Rolle spielt.“ Der Wissenschaftler identifizierte zwei typbedingte Strategien für Elfmeterschützen: Eine torhüterunabhängige Strategie für Persönlichkeitstypen, die „Ideale“ anstreben und dafür auch bereit sind, Risiken einzugehen. Dabei verfolgt der Schütze einen genauen Plan und schießt in eine bestimmte Torregion – der Erfolg hängt hauptsächlich von der Schussgenauigkeit ab, die trainiert werden muss. Eine torhüterabhängige Strategie wählen Froese zufolge Spieler, die ihre Ziele eher durch Fehlervermeidung erreichen wollen: Sie nutzen ihren Vorteil als Schütze und passen den Schuss an das an, was der Torwart macht – hierfür ist eine gute Kopplung von Wahrnehmung und Handlung nötig, um spät auf Hinweisreize reagieren zu können.

„Ihre Strategie können Spieler trainieren und unter Drucksimulationstraining perfektionieren, um Automatismen zu entwickeln und so die Elfmeter-Angst zu reduzieren“, erklärt Froese. Dies gelte auch für Torhüter, die dann beim Schützen besser erkennen, wohin dieser schießen will. Froeses Untersuchungsergebnisse führten in letzter Konsequenz auch dazu, dass er sich in seiner Funktion als Spielertrainer bei Internationale Berlin selbst als Elfmeterschütze absetzte. „Ich habe es schon immer geahnt und jetzt durch meine Studie die Bestätigung erhalten, dass ich zum Strafstoßschießen nicht geeignet bin. Der Schütze, der mich abgelöst hat, hat bis jetzt eine perfekte Quote – insofern haben wir das richtig gemacht!“

Quelle: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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