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Gehackte Wada-Mails – Was verschweigen IOC-Funktionäre?

Archivmeldung vom 18.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Logo Internationales Olympisches Komitee
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Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Schockierende interne E-Mails des Internationalen Olympischen Komitees, die Sputnik und der Nachrichtenagentur RIA Novosti vorliegen, offenbaren, wie chaotisch und beeinflussbar die Arbeit der Wada-Antidopingagentur abläuft. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Behörde und ihrer Anschuldigungen gegen Russland stellt sich nun umso mehr.

Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Sportler nehmen verbotene Präparate und gewinnen damit Olympia-Medaillen, Dopingproben-Behälter halten nicht die internationalen Standards ein, ihre Codes sind falsch aufgetragen…

Sie glauben, das sind die neuen Vorwürfe gegen die russische Olympia-Mannschaft? Keineswegs. So arbeitet nämlich die Welt-Antidopingagentur (Wada) und das Internationale Olympische Komitee (IOC)

Sputnik und der Nachrichtenagentur RIA Novosti liegen interne E-Mails von IOC-Funktionären vor, die von der Hacker-Gruppe Fancy Bears geknackt wurden.

Das daraus ablesbare Ausmaß der Fahrlässigkeit bei der Arbeit des IOC und der Wada sind in der Tat beängstigend, sodass auch die Anschuldigungen dieser olympischen Gremien gegen Russland noch suspekter erscheinen.

So viele „kranke“ Olympia-Sieger?

Es gibt eine Reihe von eigentlich verbotenen Substanzen, die zu den Dopingmitteln zählen aber dennoch von Athleten eingenommen werden – und zwar wenn die Sportler krank sind.

In dem Fall können einige Doping-Substanzen nämlich als „Medikamente“ gewertet werden. Um diese Substanzen zu „medizinischen Zwecken“ zu nehmen, braucht der Athlet einen sogenannten TUE (Therapeutic Use Exemptions) – also eine Art Sondererlaubnis/Entschuldigung, die ihm das Einnehmen des Präparats erlaubt.

Bereits seit einiger Zeit erscheinen Medienberichte, die nahelegen, dass die TUEs dabei immer öfter missbraucht werden. Gerade unter westlichen Spitzensportlern findet man in diesem Zusammenhang nicht selten „Asthmatiker“ oder „chronisch Kranke“ mit TUEs.

Konsequenterweise dürfen sie nach den Wada-Regelungen die entsprechenden Doping-„Medikamente“ dauerhaft einnehmen.

Ob diese Menschen dabei wirklich krank sind oder sich den TUE durch ein nicht nachvollziehbares Ausstellen eines ihnen befreundeten Arztes oder anderweitig geholt haben, ist dabei eine große Frage.

Ungereimtheiten im System

Eine gehackte E-Mail von September 2016 offenbart zudem interessantes „Sportlerverschwinden“.

Ein Wada-Vertreter schreibt nämlich, dass bei den Olympischen Spielen in Brasilien nach Angaben des IOC 52 Sportler einen TUE hatten und Präparate „zu medizinischen Zwecken“ einnehmen durften.

Im System ADAMS allerdings, das eigentlich die Informationen über alle teilnehmenden Sportler enthalten sollte, sind dagegen nur 44 von diesen TUE-Athleten in Rio de Janeiro aufgezählt.

Gibt es also Sportler, die aus dem TUE- oder ADAMS-System „herausgefallen“ sind und wenn ja, wie konnte das passieren?

Diese Fragen, die sich automatisch stellen, tragen sicherlich nicht zum Erstarken des Vertrauens in diese Strukturen bei.

Hundert falsche Proben

Doch es gibt noch viel mehr Probleme mit den Doping-Proben und dem ADAMS-System. Das System scheint falsch, unvollständig oder gar absichtlich verfälscht geführt worden zu sein.

So schrieb ein Wada-Funktionär:

„Fast 100 Proben von Doping-Tests im Labor in Rio entsprechen nicht den Daten im ADAMS-System. Offensichtlich haben 40 Prozent von ihnen einen falschen Code auf den Container bekommen. Fragebögen müssten überprüft und Änderungen am System vorgenommen werden", heißt es in der E-Mail.

Mit anderen Worten: Die Wada kann (oder will) ihre eigenen Proben bei Olympischen Spielen nicht korrekt und systematisch führen.

Männlein oder Weiblein?

Eine andere gehackte E-Mail lässt unterdessen fast schon lachen, insbesondere die Frage am Ende.

„Es gibt eine junge Sportlerin in Malaysia. Es besteht der Verdacht, dass sie eigentlich ein Mann ist. (…) Wir fragen uns, werden wir das als Doping betrachten?"

Olympia-Medaillen nach Doping? – Kein Problem

Der Fall des südafrikanischen Sportlers Henri Schoeman ruft noch mehr Fragen hervor.

Bei den Olympischen Spielen in Rio gewann er die Bronze-Medaille im Triathlon – allerdings hatte er zuvor bewiesener Weise das eigentlich verbotene sehr starke Präparat Prednisolon genommen, ein synthetisches Glucocorticoid.

Der Sportler erklärte, er sei kurz vor den Spielen krank gewesen und habe es „zu medizinischen Zwecken“ einnehmen müssen.

Der interne E-Mail-Verkehr des IOC offenbart allerdings, dass er kein TUE-Zertifikat und auch kein gültiges ausgefülltes Formular zu diesem Zweck, die „needle form“, abgegeben hatte.

War dies also ein bürokratischer Fehler und ein verloren gegangenes Formular? Oder doch gezielte Missachtung der Doping-Standards der Wada selbst?

Aus dem E-Verkehr geht weiter hervor, dass die Wada-Funktionäre unter anderem über die Möglichkeit eines „rückwirkenden“ TUE diskutiert haben – also, dass der TUE nachgereicht wird. Im Prinzip wäre es eine Sondererlaubnis für ein Medikament, ausgestellt nachdem das Medikament lägst eingenommen wurde.

Wie auch immer, trotz der offensichtlichen Verstöße gegen die eigenen Standards hatte es eine Dopinguntersuchung gegen Schoeman noch nicht einmal gegeben.

Bedenkt man nun, wie konsequent und pingelig die Wada gegenüber russischen Athleten ermittelt, stellt sich durchaus die (rhetorische) Frage, ob Sportler aus verschiedenen Ländern auch nach verschiedenen Standards gemessen und kontrolliert werden.

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