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In Brennnesseln lauert eine neue Gefahr für Reben

Archivmeldung vom 12.07.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Winden-Glasflügelzikade überträgt Krankheit von Wildkräutern auf Reben. Foto: BBA/Bernkastel-Kues
Winden-Glasflügelzikade überträgt Krankheit von Wildkräutern auf Reben. Foto: BBA/Bernkastel-Kues

Überträger-Insekten der Schwarzholzkrankheit erschließen sich neue Wirtspflanzen. Forscher der Biologischen Bundesanstalt (BBA) bitten Winzer, befallene Flächen mit Brennnesselwuchs zu melden.

Typische Symptome Schwarzholzkrankheit: verfärbte Blätter, schrumpfende Beeren. Foto: BBA/Bernkastel-Kues
Typische Symptome Schwarzholzkrankheit: verfärbte Blätter, schrumpfende Beeren. Foto: BBA/Bernkastel-Kues

Die Winden-Glasflügelzikade stammt aus Südosteuropa. Das Wärme liebende Insekt ist schon seit Jahren in den Weinbergssteillagen an Mosel und Mittelrhein heimisch. Bei den Winzern hier ist Hyalesthes obsoletus nicht gern gesehen, denn die Zikade ist Überträger für die Schwarzholzkrankheit der Rebe. Wegen des günstigen Mikroklimas waren bisher ausschließlich die Steillagen betroffen. Das ändert sich jedoch. "Wir registrieren seit einigen Jahren neue Ausbrüche in bisher nicht befallenen Regionen", berichtet Dr. Michael Maixner von der der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).

Der Leiter des Instituts für Pflanzenschutz in Weinbau in Bernkastel-Kues beobachtet intensiv den Flug der ausgewachsenen Zikaden, der jetzt in vollem Gange ist und knappe sechs Wochen anhält. An seinem Institut sind 1994 Phytoplasmen, das sind Bakterien, als Erreger der Schwarzholzkrankheit entdeckt worden. Die Krankheit wird durch unterschiedliche Typen von Phytoplasmen hervorgerufen. Die BBA-Forscher erkannten, dass die Zikaden die Krankheit von Ackerwildkräutern auf die Reben übertragen. Bisher galt in Deutschland die Ackerwinde als häufigste Infektionsquelle. Nun breitet sich die Winden-Glasflügelzikade aber zunehmend auf Brennnesseln aus. Das führt dazu, dass jetzt ein neuer Schwarzholz-Typ die Reben infiziert.

Die Wissenschaftler aus Bernkastel sind derzeit in den Weinbergen unterwegs, um Material zu sammeln. "Wir haben festgestellt, dass wieder Brennnesseln an neuen Standorten besiedelt worden sind", berichtet Dr. Maixner. Er bittet die Winzer, von der Schwarzholzkrankheit befallene Rebflächen mit Brennnesseln im Institut zu melden. Durch molekulargenetische Untersuchungen der gefangenen Zikaden kann im Labor der Typ des Krankheitserregers bestimmt werden. "Dort, wo der neuartige Brennnessel-Phytoplasmatyp auftritt, sollten diese Unkräuter in den Rebflächen bekämpft werden", rät Maixner. Die Brennnesseln sollten jedoch keinesfalls vor Mitte August entfernt werden, warnt der BBA-Experte, da sonst die Zikaden auf die Reben überwechseln und das Problem verschärft wird.

Die Schwarzholzkrankheit ist ein Problem mit europäischer Dimension. Deshalb kooperieren die Wissenschaftler der betroffenen Weinbaugebiete. Gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und Italien erarbeiten die Bernkasteler praxisgerechte Lösungen für den Weinbau. Erst im Juni waren australische Wissenschaftler am Institut, um sich über neueste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Phytoplasmen zu informieren. "Die Weinpflanzungen in den Steillagen sind ein ideales Terrain für Versuche. Denn schon jetzt treten hier Rebschutzprobleme auf, die bei fortschreitendem Klimawandel in allen Weinbaulagen zu erwarten sind", erklärt der BBA-Wissenschaftler die Bedeutung der Forschungsarbeiten. Zusammen mit der Universität in Mainz untersuchen sie aktuell, woher die Winden-Glasflügelzikade in die deutschen Weinbaugebiete eingewandert ist.

Info zur Schwarzholzkrankheit (wiss. Bois noir):
Gelbe, gerollte Blätter, unverholzte, später schwarze Triebe sowie schrumpfende Trauben sind das Kennzeichen der Schwarzholzkrankheit. Erreger der Krankheit ist ein Bakterium, ein so genanntes Phytoplasma.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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