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WWF-Report: 6 Millionen Tonnen Fisch zu viel aus den europäischen Meeren geholt

Archivmeldung vom 15.12.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Sechs Millionen Tonnen Fisch zusätzlich zur von Wissenschaftlern empfohlenen Menge wurden in diesen neun Jahren allein im Nordostatlantik gefischt. Bild: Quentin Bates / WWF-Canon
Sechs Millionen Tonnen Fisch zusätzlich zur von Wissenschaftlern empfohlenen Menge wurden in diesen neun Jahren allein im Nordostatlantik gefischt. Bild: Quentin Bates / WWF-Canon

Die europäischen Fischereiminister haben der Überfischung über Jahre den amtlichen Segen gegeben und sie damit entscheidend vorangetrieben. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller WWF-Report, der offizielle Fischereidaten für den Nordostatlantik von 2003 bis 2011 auswertet und mit den wissenschaftlichen Empfehlungen vergleicht. Sechs Millionen Tonnen Fisch zusätzlich zur von Wissenschaftlern empfohlenen Menge wurden in diesen neun Jahren allein im Nordostatlantik gefischt. Das entspricht fast dem Dreifachen der jährlichen Gesamtfangmenge für die Nordsee - bezogen auf alle Fischarten und die gesamte EU-Fangflotte.

„Die Fischereiminister legalisieren die Überfischung systematisch, indem sie die Empfehlungen der Wissenschaftler ignorieren und Fangquoten nach kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen ausrichten“, verdeutlicht Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF. „Das bedeutet, Fischer halten sich zwar an die Regeln, tragen aber trotzdem zur Überfischung bei.“ Auch Natur und Steuerzahler käme diese Praxis teuer zu stehen. Rund 7,5 Millionen Euro bezahlte die EU zwischen 2003 und 2012 für eine wissenschaftliche Beratungsleistung, die die Minister anschließend systematisch über Bord warfen. Dabei sind die Wissenschaftler des ICES (Wissenschaftlicher Rat zur Erforschung der Meere) beauftragt, zu ermitteln, wie viel Fisch pro Jahr gefangen werden darf, ohne den Bestand zu schädigen. Im Durchschnitt genehmigten die Minister im untersuchten Zeitraum aber 45 Prozent höhere Fangmengen als die Wissenschaftler empfahlen. Nur bei 13 Prozent der Entscheidungen zu europäischen Fangquoten folgten die Minister dem Rat der Wissenschaft. „Die Serie der schlechten Ministerentscheidungen hat den Grundstein für den heutigen schlechten Zustand der Fischbestände gelegt“, kritisiert Fischereiexpertin Schacht. „Nur eine starke Fischereireform in Europa kann das wieder ausbügeln.“

Die WWF-Untersuchung betrachtet auch die aus deutscher Sicht kommerziell wichtigsten Fischbestände in Nord- und Ostsee. 58 Prozent der politisch festgelegten Höchstfangmengen übersteigen hier die wissenschaftliche Empfehlung. Beispielsweise wurden zwischen 2003 und 2007 fast 65.000 Tonnen Scholle zu viel aus der Nordsee entnommen. Das entspricht mehr als dem 14-fachen der deutschen Fangquote für Scholle in 2012.

Einen Hoffnungsschimmer sieht WWF-Fischereiexpertin Schacht in der jüngsten Entwicklung: Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem Rat und politisch festgelegten Höchstfangmengen geht in den letzten Jahren zurück. „Das ist ein guter Trend, der aber kein Zufall bleiben darf. Die laufende Fischereireform muss die politischen Leitplanken für eine nachhaltige Fischerei festlegen und solche Trends fixieren“, fordert Schacht. Dafür sind laut WWF Mehrjahrespläne für jede Fischerei nötig. Außerdem müsse die Verschwendung der Ressource Fisch durch Rückwürfe und unerwünschte Beifänge minimiert werden. Ob der neue Trend in Richtung nachhaltige Fischerei weitergeführt wird, wird sich schon nächste Woche zeigen. Ab kommenden Dienstag legen die Fischereiminister die Fangquoten für die Fischereisaison 2013 in Nordostatlantik und Nordsee fest.

Quelle: WWF

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