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Forscher des Deutschen Primatenzentrums untersuchen vom Aussterben bedrohte Affen

Archivmeldung vom 18.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Der in Kolumbien beheimatete Braune Klammeraffe (Ateles hybridus) gehört zu den 25 am stärksten bedrohten Primaten der Welt 2012.
Quelle: Foto: Rebecca Rimbach / Deutsches Primatenzentrum GmbH (idw)
Der in Kolumbien beheimatete Braune Klammeraffe (Ateles hybridus) gehört zu den 25 am stärksten bedrohten Primaten der Welt 2012. Quelle: Foto: Rebecca Rimbach / Deutsches Primatenzentrum GmbH (idw)

Eine Expertengruppe aus Mitgliedern der Naturschutzorganisationen International Union for Conservation of Nature (IUCN) und Conservation International (CI) sowie der Internationalen Primatologischen Gesellschaft (IPS) hat die Liste der 25 am stärksten bedrohten Affenarten der Welt veröffentlicht.

Der in Vietnam beheimatete Grauschenkel-Kleideraffe (Pygathrix cinerea) gehört zu den 25 am stärksten bedrohten Primaten der Welt 2012.
Quelle: Foto: Tilo Nadler / Deutsches Primtenzentrum GmbH (idw)
Der in Vietnam beheimatete Grauschenkel-Kleideraffe (Pygathrix cinerea) gehört zu den 25 am stärksten bedrohten Primaten der Welt 2012. Quelle: Foto: Tilo Nadler / Deutsches Primtenzentrum GmbH (idw)

Eckhard Heymann, Christian Roos und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen sind Mitglieder in diesem Gremium und erforschen einige der vom Aussterben bedrohten Arten. Während Roos mit Hilfe von genetischen Methoden den asiatischen Primaten, aber auch ihren Jägern, auf der Spur ist, konzentriert sich Heymann auf Klammeraffen in Kolumbien. Auch Madame Berthes Mausmaki, der erst in den 1990er Jahren entdeckte kleinste Primat der Welt, ist auf der Liste der am stärksten bedrohten Primaten. Seine Lebensweise erforscht Peter Kappeler an der DPZ-Station auf Madagaskar.

Alle zwei Jahre werden im Rahmen der Tagung der Internationalen Primatologischen Gesellschaft die 25 am stärksten bedrohten Affenarten der Welt bekannt gegeben. Mit ihrer Aufstellung der bedrohten Primaten wollen die Forscher auf das Schicksal unserer nächsten Verwandten aufmerksam machen und Gelder einwerben für Forschung und Naturschutzmaßnahmen. Die Liste in diesem Jahr enthält sechs Arten aus Madagaskar, neun aus Asien, fünf vom afrikanischen Festland und fünf aus Südamerika. Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen betreibt vier Forschungsstationen in diesen Regionen: Die Kirindy-Station auf Madagaskar, die Siberut-Station in Indonesien, die Simenti-Station im Senegal und die Station Quebrada Blanco in Peru. An diesen tropischen Orten erforschen die DPZ-Forscher nicht nur die Verhaltensweisen und das Vorkommen der Affen, sondern engagieren sich auch für den Artenschutz.

Madagaskar

Madame Berthes Mausmaki wurde in den 1990er Jahren von Mitarbeitern des Deutschen Primatenzentrums entdeckt und beschrieben. Mit einem Gewicht von etwa 30 Gramm handelt es sich um den kleinsten bekannten Primaten der Welt. Er kommt nur noch in zwei miteinander verbundenen Waldstücken im Westen Madagaskars vor. Livia Schäffler, Doktorandin am DPZ, hat im Jahr 2011 im Rahmen ihrer Doktorarbeit das Verbreitungsgebiet der Tiere bestimmt und eine Populationsschätzung durchgeführt. Basierend auf diesen Daten wurde der kleine Mausmaki in 2012 von der IUCN als "critically endangered" eingestuft, was der höchsten Bedrohungsstufe entspricht.

Südamerika

In Kolumbien ist DPZ-Doktorandin Rebecca Rimbach den Braunen Klammeraffen auf den Fersen. Diese pflanzenfressenden Baumbewohner leben nur in einem kleinen Regenwaldgebiet im nordöstlichen Kolumbien und westlichen Venezuela. Ihr Bestand ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, vor allem aufgrund von Lebensraumzerstörung und Jagd. Rimbach untersucht, wie sich die Zerstückelung des Lebensraumes auf das Verhalten der Tiere auswirkt. Die Vermutung: Das Leben in kleinen Fragmenten führt zu chronischem Stress, der sich langfristig auf die Fortpflanzung, das Wachstum und die Gesundheit der Tiere auswirkt. Dazu beobachtet die Wissenschaftlerin das Verhalten der Tiere in verschieden großen Lebensräumen und sammelt Kotproben. Diese Proben können im Labor analysiert werden und geben Aufschluss über Stresshormone und Darmparasiten.

Asien: Vietnam und Indonesien

Die asiatischen Primaten stehen im Fokus von Genetiker Christian Roos. An Hand von genetischen Proben, also Haaren oder Kot, hat er zunächst die in Vietnam vorkommenden Affenarten analysiert. So konnte er nicht nur gänzlich neue Arten beschreiben, sondern auch regionale Unterschiede zwischen einzelnen Populationen feststellen. Diese Informationen sind wichtig, wenn man sinnvolle Schutzgebiete ausweisen oder Auswilderungsprogramme steuern will. Ein weiterer Nebeneffekt: Die Daten über die lokalen genetischen Besonderheiten der einzelnen Arten macht es nun leicht, Wilderer zu überführen und die Gebiete zu identifizieren, in denen besonders viel gejagt wird. Denn es reicht eine Kotprobe oder ein paar Fellbüschel eines auf einem Markt angebotenen Tieres um seine genaue Herkunft zu bestimmen.

Diese Methode könnte vielleicht auch dem Pageh-Stumpfnasenaffen helfen, einem weiteren Vertreter auf der Liste der 25 am stärksten bedrohten Primatenarten der Welt. Diese Tiere leben ausschließlich in den Regenwäldern der vier Inseln des Mentawai-Archipels im Westen Sumatras in Indonesien. Sie sind nicht nur durch starke landwirtschaftliche Nutzung auf der nur etwa 6000 Quadratkilometer großen Inselkette bedroht, die ihren Lebensraum zunehmend kleiner werden lässt, sondern sie werden auch von Einheimischen gejagt. Da es bislang weder Informationen zum Umfang der Jagd noch über die Lebensweise der Tiere gibt, werden diese Aspekte von den Verhaltensforschern und Ökologen im Rahmen des von Marcel Quinten koordinierten Siberut Conservation Programmes untersucht.

„Mit der Kombination aus Forschung und Artenschutz leistet das DPZ einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen das Aussterben dieser Arten“, sagt Christian Roos.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung (idw)

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