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Vogelgrippe wird nicht durch Zugvögel übertragen - Forscher widersprechen Friedrich-Loeffler-Institut

Archivmeldung vom 19.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: uschi dreiucker / pixelio.de
Bild: uschi dreiucker / pixelio.de

Zugvögel kommen für die Verbreitung des gefährlichen H5N8-Virus in Europa mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in Frage. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe von Vogelgrippeexperten. Aufgrund jahrelanger Beobachtungen wisse man, dass die Wege der Zugvögel nicht mit dem Ausbreitungsweg der gefährlichen Vogelgrippe übereinstimmen, sagte Dr. Johan Mooij vom Wissenschaftsforum Aviäre Influenza (WAI) am Mittwoch, 19. November, in der Nachrichtensendung "NDR aktuell" im NDR Fernsehen.

Mooij weiter: "Seit 2006 sind Hundertausende Wasservögel untersucht worden und man hat bei diesen noch nie hochpathogene Vogelgrippe-Viren gefunden." Vielmehr vermutet der Wissenschaftler den weltweiten Handel mit Vögeln und Vogelprodukten als Ursache für die Verbreitung der Vogelgrippe. "Wenn da Vögel und Vogelteile hin- und hergeschickt werden, auch Futter, können da leicht Vogelgrippeviren mit transportiert werden."

Als Maßnahme gegen die weitere Ausbreitung der Vogelgrippe fordert Johan Mooij ein Stopp des weltweiten Geflügelhandels und ein Ende der Massentierhaltung. Dafür sollte die Landwirtschaft sich wieder hin zur Freilandhaltung mit geringeren Beständen entwickeln. "Dann haben es Vogelgrippeviren wesentlich schwieriger, sich auszubreiten", so der Biologe wörtlich im NDR Fernsehen.

Das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riem hatte heute (19. November) im NDR Fernsehen noch einmal seine Vermutung erneuert, dass Zugvögel für die Verbreitung der Vogelgrippe vom Typ H5N8 verantwortlich seien.

NABU: Vogelgrippe-Einschleppung durch Wildvögel unwahrscheinlich - Risiko-Faktor Massentierhaltung

Aus Sicht des NABU ist die Einschleppung der Vogelgrippe durch Wildvögel unwahrscheinlich. Ein viel größeres Risiko für die Verbreitung des Virus sei vielmehr in Massentierhaltungen sowie den weltweiten Transporten von Tieren und Futtermitteln zu suchen. In den vergangenen Tagen wurde ein hochpathogener Geflügelpest-Virus, auch häufig als "Vogelgrippe" bezeichnet, in je einem industriellen Geflügelhaltungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, den Niederlanden und Großbritannien festgestellt. In den ersten beiden Fällen handelt es sich um den Virus-Stamm H5N8, der bisher nur in Ostasien, vor allem in Südkorea verbreitet war. Für den Fall in Großbritannien steht die genaue Bestätigung des Stammes noch aus.

Das erneute Auftreten der Vogelgrippe in Deutschland weckt Erinnerungen an den ersten Ausbruch im Februar 2006, der damals vom Erreger-Stamm H5N1 verursacht wurde. Damals wie heute wurden sehr schnell wilde Zugvögel als wahrscheinliche Überträger des Virus beschuldigt, begründet lediglich durch das Vorhandensein vogelreicher Feuchtgebiete in der Umgebung der betroffenen Betriebe und bisher fehlende Hinweise auf andere Infektionsquellen.

"Die aktuellen Umstände der Ausbrüche in den drei europäischen Geflügelmastanlagen lassen die Übertragung durch ziehende Wildvögel nach Überzeugung des NABU als extrem unwahrscheinlich erscheinen. Es gibt keine direkten Vogelzugwege zwischen Ostasien wie China und Südkorea und Westeuropa. Es ist also nicht möglich, dass ein mit einer hochpathogenen Virus-Form infizierter Vogel direkt von dort nach Europa geflogen ist", sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Theoretisch denkbar wäre es, dass infizierte Wildvögel sich an Kreuzungen des Vogelzugs gegenseitig anstecken könnten. Auf diese Weise könnte das Virus über mehrere Zwischenstationen nach Europa gelangen. In diesem Fall müsste es aber Vogelgrippe-Ausbrüche an Konzentrationspunkten des Vogelzugs zwischen Ostasien und Westeuropa geben. "Darauf gibt es jedoch in diesem Fall keinerlei Hinweise".

Laut NABU hat die Erfahrung des Ausbruchs von 2006 gezeigt, dass das hochpathogene H5N1-Virus nur in toten Wildvögeln, niemals aber in großen Zahlen getesteten lebenden Wildvögeln nachgewiesen wurde. "Damit ist es unmöglich, dass ein infizierter Wildvogel vor seinem Tod noch weite Strecken zurücklegen kann und das Virus über große Distanzen verschleppen kann", so Lachmann. Bruteier und Eintagsküken hingegen reisen weltweit um ein Tausendfaches häufiger herum als Zugvögel und haben weitaus besseren Zugang zu Ställen als Wildvögel. Daher sei die Ursache für die Verbreitung des H5N8-Virus eher bei den Praktiken und Warenströmen der modernen Geflügelhaltung zu suchen als bei ziehenden Wildvögeln.

Auch nach dem Ausbruch 2006 setzte sich unter Experten die Erkenntnis durch, dass die weltweite Verbreitung des Virus kaum durch Wildvögel verursacht werden konnte. Die Welternährungsorganisation FAO hat bereits 2007 zum H5N1-Erreger angemerkt, dass viele Virologen Ursache und Ursprung der hochpathogenen Form der Vogelgrippe in der industriellen Geflügelzucht- und ‑produktion sehen, von wo sie dann auf Wildvögel übersprang. Zwar kann laut FAO ein Eintrag durch Wildvögel nicht ausgeschlossen werden, aber ursächlicher für die Ausbreitung des Virus wurden "Importe von Geflügel und kontaminierte Schalen und Transportkisten von Bruteiern sowie die Verbreitung durch Arbeiter und Geräte" angesehen.

Auch das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Deutschlands Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit, benennt den Tierhandel als wesentlichen Risiko-Faktor. In seiner Broschüre zu hochpathogenen Vogelgrippe-Viren wird darauf hingewiesen, dass in seltenen Fällen "Geflügelpesterreger auch aus zunächst nur gering pathogenen Viren entstehen, die bei Wildvögeln, insbesondere Wasservögeln, weltweit verbreitet sind. Nach Übertragung von gering pathogenen Influenzaviren des Subtyps H5 oder H7 auf Hausgeflügel kann das Virus durch Veränderung seines Erbgutes die krankmachenden Eigenschaften sprunghaft steigern und zum Ausbruch der Geflügelpest führen."

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk - NABU (ots)

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