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Elefantenmassaker in Kamerun - jetzt müssen die Behörden handeln

Archivmeldung vom 23.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Um das massenhafte Abschlachten von Elfefanten in Kameruns Bouba Njida Nationalpark zu beenden, schickte die Regierung 600 Soldaten einer militärischen Eingreiftruppe (BIR), einen Hubschrauber und drei Ultraleichtflugzeuge der Armee. Das ist die Konsequenz einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Wilderern und Soldaten am 5. März, die Mitarbeiterinnen des IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) als Augenzeuginnen miterlebten.

Das bis heute andauernde Blutvergießen ist das Werk von Wilderern aus dem Sudan und dem Tschad, deren genaue Herkunft noch untersucht wird. Sie gehören vermutlich zu einem Stammesklan, der sowohl in der Region Darfur wie auch dem Tschad lebt, aber nicht zur Janjaweed-Miliz gehört, die am Darfur-Konflikt beteiligt war.

Die Wilderer haben Einheimischen gegenüber geäußert, dass sie bis Ende März im Park bleiben werden, um so viel Elfenbein wie möglich mitzunehmen. Um den Elitetruppen des Militärs zu entgehen, ist eine Gruppe anscheinend in Richtung Tschad und Zentralafrikanische Republik geflohen. Eine andere Gruppe hat sich in den Nordwesten des Parks zurückgezogen und löst damit Befürchtungen aus, sie könnten in die nahe liegenden Nationalparks Waza und Bénoué einfallen, in denen noch kleine Elefantenpopulationen leben.

"Die Behörden haben zu spät interveniert", so Céline Sissler-Bienvenue, Leiterin des IFAW-Frankreich und der Projekte in West- und Zentralafrika, die in Bouba Njida war, als die Militäroperation begann. "Das Schlachten begann Anfang Januar. Einheimische alarmierten sofort die Behörden, aber nichts passierte. Erst im März unter dem Druck internationaler Presse schickten sie das BIR, eine Elitetruppe des Kameruner Militärs, die den Kampf im Busch nicht gewöhnt ist und die Gegend nicht kannte. Sie waren zunächst im Nachteil gegenüber den Wilderern, die seit zwei Monaten durch den Park ritten und sich bestens auskannten."

Das genaue Ausmaß des Massakers ist noch immer nicht klar. Jeden Tag entdeckt das Militär neue Elefantenkadaver. Vor vier Tagen wurden weitere 35 tote Tiere entdeckt, damit erhöht sich die Zahl der registrierten und geografisch kodierten Tierleichen auf über 300. Die Wilderer selbst äußerten Einheimischen gegenüber schon vor Wochen, dass sie 650 Elefanten getötet hätten. Angesichts der Tatsache, dass große Flächen des Parks noch nicht untersucht wurden, scheint diese Zahl plausibel. Wenn nicht eine schnelle und systematische Zählung vor Beginn der Regenzeit im April durchgeführt wird, wird man das genaue Ausmaß dieses beispiellosen Gemetzels nie erfahren.

Nach Angaben lokaler Touristenführer und regelmäßiger Besucher des Parks lebten vor Beginn der Wilderei etwa 1000 Elefanten in Bouba Njida. Es wird befürchtet, dass nur einige vereinzelte Tiere das Blutbad überlebt haben, wenige konnten nach Augenzeugenberichten aus dem Park fliehen, alle anderen sind in dem Massaker umgekommen.

"Da die Wilderer ganze Herden angriffen und wahllos auch weibliche Tiere und Kälber töteten, wird es mehr als 50 Jahre dauern, bis sich die Elefantenpopulation in Bouba Njida erholen wird", so Sissler-Bienvenue weiter. "Und keiner weiß, wie sich die wenigen überlebenden, traumatisierten Tiere in Zukunft verhalten werden. Der Verlust ist unumkehrbar und sehr dramatisch."

In den letzten Tagen wurden der Parkleiter von Bouba Njida, der lokale Repräsentant des Umweltministeriums und der Gouverneur der Nordprovinz entlassen, weil sie nicht angemessen auf die Krise reagiert hatten. Vor drei Tagen gab es ein Ministertreffen der Kameruner Regierung, um Lehren aus dieser Tragödie zu ziehen, erste notwendige Schritte zu identifizieren und die Anti-Wilderer-Bemühungen in Kamerun zu überdenken. EU-Delegierte appellierten an die Regierungen von Kamerun, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik, Notfallmaßnahmen zu ergreifen.

Während eines Meetings zwischen dem IFAW und Kameruner Behörden Anfang März wurden verschiedene Möglichkeiten identifiziert, wie der IFAW helfen kann, die Effizienz der Ranger in den Nationalparks und speziell Bouba Njida zu erhöhen. Der IFAW schloss bereits einen Kooperationsvertrag mit der Regierung des Tschad, um die Anti-Wilderer-Maßnahmen im Sena Oura Nationalpark zu verbessern, der an Bouba Njida angrenzt. Eine Konsequenz dieser Zusammenarbeit sollte es sein, die Zahl der Parkwächter auf beiden Seiten der Grenze zu erhöhen und Anti-Wilderer-Trainings durchzuführen.

Es wird sich zeigen, ob die Kameruner Regierung die Angebote des IFAW und anderer lokaler Interessengruppen annimmt und damit unter Beweis stellt, wie ernst sie es meint mit der Bekämpfung von Wilderer-Netzwerken, die die nationale Sicherheit bedrohen.

Quelle: IFAW

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