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Grüne Landwirtschaftsminister fordern: Tierschutzleitlinien für Milchkühe, Konkretisierung des Qualzuchtparagraphen

Archivmeldung vom 17.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: berggeist007 / pixelio.de
Bild: berggeist007 / pixelio.de

Grüne Landwirtschaftsminister sehen dringenden Handlungsbedarf zur Verbesserung der Haltung von Milchkühen in Deutschland. Christian Meyer (Niedersachsen) erklärt gegenüber "Report Mainz": "Anzustreben ist, dass EU- und bundesweit einheitliche Tierschutzanforderungen an die Haltung von Milchkühen rechtlich etabliert werden", da es diese bisher nicht gebe. Außerdem wird Niedersachsen, gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Hessen, auf der Agrarministerkonferenz vom 18. bis 20. März in Bad Homburg beantragen, den § 11 TierSchG im Bereich der Nutztiere zu konkretisieren. Christian Meyer erklärt: "Niedersachsen will endlich auch eine Definition von Qualzucht in der Nutztierhaltung, zum Beispiel von Kühen."

Hintergrund ist die hohe Anzahl von Stoffwechselerkrankungen, Unfruchtbarkeit und Entzündungen bei Milchkühen. Wissenschaftler wie der Tierphysiologe Prof. Holger Martens von der Freien Universität Berlin kommen zu dem Ergebnis, dass die Tiere durch Zucht und Fütterung auf immer mehr Milchleistung krank werden. In "Report Mainz" sagt er: "Es ist sicherlich so, dass ein hoher Anteil der Tiere den Leistungsanforderungen nicht gewachsen ist. Dort, wo viel Milch produziert wird, haben wir auch hohe Abgangsraten, also Sterbequoten und Erkrankungsraten. Wenn Sie 4,2 Millionen Kühe haben und Sie haben eine Abgangsrate von 30 Prozent sind das 1,4 Millionen Tiere, die pro Jahr die Betriebe verlassen und der größte Teil davon ist krank."

Laut einer Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter (ADR) stieg die Milchleistung pro Kuh und Jahr in den letzten 50 Jahren von rund 4000 Liter auf rund 8000 Liter, manche Kühe geben bereits über 10.000 Liter Milch pro Jahr. Im gleichen Zeitraum fiel die Lebenserwartung der Tiere von durchschnittlich von 8 auf 5,5 Jahre. Eine Milchkuh bekommt im Schnitt nur noch zwei Kälber.

Die hessische Tierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin bezeichnet diese Entwicklung gegenüber "Report Mainz" als Qualzucht und unterstützt den Antrag der Bundesländer Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein auf eine Konkretisierung des Qualzuchtparagraphen 11 TierSchG. Zudem fordert die Bundestagsfraktion der Grünen in einem Antrag, der "Report Mainz" vorliegt, die Bundesregierung auf, "eine tiergerechte Nutztierzüchtung mit einer maßvollen Milchleistung pro Kuh und einer hohen Lebensleistung statt einer kurzfristigen Hochleistung als Züchtungsziel zu fördern."

Auf Nachfrage von "Report Mainz" erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU): " Es ist richtig, dass die durchschnittliche Milchleistung der Kühe stetig angestiegen ist. Jedoch werden Kühe mit höherer Leistung nicht zwangsläufig häufiger krank." Entscheidend für die Gesundheit der Tiere ist der Umgang mit den Tieren, das Herdenmanagement." Eine Reform des Qualzuchtparagraphen hält er aktuell für nicht notwendig, außerdem sei der Vollzug Sache der Länder.

Agrarwissenschaftler wie Prof. Onno Poppinga von der Universität Kassel halten die Entwicklung zu immer höherer Milchleistung bei abnehmender Lebenserwartung der Tiere nicht nur für ein Tierschutzproblem, sondern auch für unwirtschaftlich. In einer aktuellen Studie vergleicht er die Betriebsergebnisse konventioneller Milchviehbetriebe mit rund 50 Betrieben, die nicht auf hohe Milchleistung hin, sondern auf eine lange Lebensleistung der Tiere Wert legen und deshalb auch kein Kraftfutter verfüttern. In "Report Mainz" fasst er die erste Auswertung so zusammen: "Es geht den Kühen besser. Weil sie gesünder sind, können Sie auch länger im Stall verbleiben. Es geht den Landwirten besser, sie haben weniger Stress mit den Kühen. Und - Überraschung - es ist sogar wirtschaftlicher." Zu erklären sei dieses Ergebnis durch die deutlich geringeren Kosten bei dieser Milchproduktionsweise, da kein teures Kraftfutter gekauft werden müsse. So können die Betriebe die geringeren Milchmengen mehr als ausgleichen.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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