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Körpermaße und Dickdarmkrebs-Risiko - Neue Ergebnisse der EPIC-Studie

Archivmeldung vom 05.07.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein großer Taillen-/Hüftumfang-Quotient (WHR*) und eine große Körperlänge sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit einem erhöhten Risiko verbunden, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Dagegen ist ein großer Body-Mass-Index (BMI) nur bei Männern deutlich mit einem erhöhten Dickdarmkrebs-Risiko assoziiert. Eine Risikobeziehung zwischen dem Auftreten von Mastdarmkrebs und den untersuchten Körpermaßen besteht jedoch nicht.

Dies sind die Ergebnisse der europaweiten EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), die Tobias Pischon vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und seine Kollegen am 5. Juli in der Zeitschrift Journal of the National Cancer Institute publizierten.

"Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass besonders die Bauchfettmenge für die Dickdarmkrebs-Entstehung entscheidend ist. Hierzu passt unsere Beobachtung, dass sich der BMI als Vorhersageparameter bei Frauen eher nicht eignet, da letztlich der Zusammenhang zwischen BMI und Bauchumfang bei ihnen nicht so eng ist wie bei Männern. Dieses ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sich Körperfett bei Männern generell eher in der Bauchgegend anlagert, während es sich bei Frauen naturgemäß auch an anderen Stellen ansammelt", so Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie. "Warum eine größere Bauchfettmenge das Dickdarmkrebs-Risiko erhöht, wissen wir derzeit noch nicht. Möglicherweise spielt eine mit dem Übergewicht verbundene Insulinresistenz und eine daraus folgende Insulinspiegelerhöhung eine Rolle. Weitere Mediatoren, die eventuell beteiligt sind, sind das Leptin und das Adiponectin. Derzeit untersuchen wir innerhalb der EPIC-Studie diese und andere Biomarker hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs mit der Darmkrebs-Entstehung."

Neben dem DIfE ist das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg als zweites deutsches Studienzentrum an EPIC beteiligt.

Die EPIC-Wissenschaftler untersuchten die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Körpermaßen und dem Auftreten von Dickdarm- beziehungsweise Mastdarmkrebs an 368.277 EPIC-Studienteilnehmern/innen. Dabei basiert die Datenanalyse auf einer etwa 6jährigen Nachbeobachtungszeit, in der 984 Teilnehmer an Dickdarm (Kolon)- und 586 an Mastdarm (Rektum)-Krebs erkrankten.

Die Epidemiologen kamen zu folgenden Ergebnissen: Frauen mit einer WHR von über 0,85 hatten im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossinnen mit einer WHR unter 0,73 ein um 52 Prozent erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Fast gleiche Werte waren bei Männern zu beobachten. Bei ihnen stieg das Risiko von der Gruppe (Quintil) mit der niedrigsten WHR (<0,89) zur Gruppe mit der höchsten WHR (=0,99) um 51 Prozent an.

Die Körperlänge war ebenfalls bei beiden Geschlechtern relativ stark mit dem Erkrankungsrisiko assoziiert. Frauen, die größer waren als 167,5 cm, hatten im Vergleich zu kleinen Frauen (<156,0 cm) ein um 79 Prozent erhöhtes Dickdarmkrebs-Risiko. Bei Männern stieg das Risiko zwischen der Gruppe mit der kleinsten (<168 cm) und der mit der größten Körperlänge (=180,5 cm) um 40 Prozent an.

Geschlechtsspezifische Unterschiede waren dagegen beim BMI zu erkennen. Im Vergleich zu schlanken Männern mit einem BMI unter 23,6 hatten Männer mit einem BMI über 29,4 ein um 55 Prozent erhöhtes Dickdarmkrebs-Risiko. Bei Frauen ließ sich zwischen den entsprechenden Gruppen nur eine Risikoerhöhung um maximal 6 Prozent nachweisen.

*WHR = Waist Hip Ratio


Zusätzliche Hintergrundinformation:

Der Body Mass Index (BMI) berechnet sich aus dem Körpergewicht [kg] dividiert durch das Quadrat der Körpergröße [m2].

Eine große Körperlänge ist mit einem erhöhten Dickdarmkrebs-Risiko verbunden. Eine mögliche Ursache hierfür ist die größere Anzahl der Körperzellen an sich. Je mehr Zellen vorhanden sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Zellen mutiert. Außerdem sind große Menschen vermutlich einem relativ starken Einfluss von Wachstum-regulierenden Hormonen (Wachstumshormon, insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor und Insulin) ausgesetzt, die wiederum mit der Krebsentstehung in Zusammenhang stehen.

Leptin ist ein von Fettzellen abgegebenes Hormon, das eine Appetit-hemmende Wirkung hat. Es spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Fettstoffwechsels und stimuliert das Wachstum von Dickdarmepithelzellen.

Adiponectin ist ein von Fettzellen abgegebenes Hormon. Niedrige Serumkonzentrationen sind ein Risikofaktor für die spätere Entstehung des Diabetes mellitus, zudem verfügt es über anti-angiogene und Tumor-hemmende Eigenschaften.

Zahlen:

Schätzungsweise erkranken weltweit pro Jahr etwa 1 Million Menschen neu and Dickdarm- oder Mastdarmkrebs, wobei die Anzahl der Erkrankungen in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen hat. In Westeuropa sind Dickdarm- und Mastdarmkrebs für etwa 13 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich. In Deutschland sterben jährlich ca. 31.000 Menschen an Darmkrebs. Bezogen auf die Neuerkrankungsrate ist Dickdarmkrebs die zweithäufigste Krebsform innerhalb Deutschlands.

EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie: eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs und anderen chronischen Erkrankungen aufdeckt. 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern sind an der Studie beteiligt. Die EPIC-Studie wird von Dr. Elio Riboli (International Agency on Research of Cancer, Lyon, Frankreich) koordiniert. Die Potsdamer EPIC-Studie, an der 27.548 Frauen und Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren teilnehmen, leitet Professor Dr. Heiner Boeing.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe Serviceeinrichtungen. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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