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Nach Wilke-Wurst-Skandal: Experten kritisieren Qualitätszertifiat der Lebensmittelindustrie (IFS)

Archivmeldung vom 12.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
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Als Reaktion auf die Lebensmittelskandale beim Wursthersteller Wilke (2019) und der Großbäckerei Müller Brot (2012) kritisieren Wirtschaftsexperten und die Verbraucherschutzorganisation "German Watch" angemeldete Kontrollen beim wichtigen Qualitätssiegel der Lebensmittelwirtschaft "IFS" (International Featured Standards).

Beide Unternehmen hatten das Zertifikat. So sagte die Ernährungsexpertin Reinhild Benning von der Verbraucherschutzorganisation "German Watch" im Interview mit dem ARD Politikmagazin "Report Mainz": "Angekündigte Kontrollen führen häufig dazu, dass die Betriebe aufpoliert werden für den Prüfungstag".

Experte fordert unangemeldete Kontrollen Der Experte für Lebensmittelmarketing der Universität Göttingen, Professor Achim Spiller, fordert ausschließlich unangemeldete Kontrollen: "Der Standard ist deutlich verbesserungswürdig", sagte er "Report Mainz". Unangekündigte Kontrollen müssten aus wissenschaftlicher Sicht Standard sein, so Spiller: "da dürfte es heute eigentlich gar keine Diskussion mehr geben". Aktuell können die Unternehmen wählen, ob die "IFS"-Kontrolle angemeldet oder unangemeldet erfolgt.

"IFS" teilte auf Anfrage von "Report Mainz" mit: Unangekündigte Kontrollen seien "insbesondere von mittelständischen Betrieben schwer zu bewältigen". Die Fälle Müller Brot und Wilke seien "Einzelfälle". Wirtschaftsexperte Spiller fordert daher im Interview mit "Report Mainz", dass die Bundesregierung die Kriterien beim "IFS" verschärft: "Es ist wichtig, dass die Politik die Oberaufsicht über diese Standards hat". Nur so könne die Regierung das angeknackste Vertrauen der Verbraucher in die Fleisch- und Lebensmittelbranche wiederherstellen. Auch "German Watch" kritisiert die derzeitige Ausgestaltung des "IFS". "Wenn ein Standard wie der "IFS" bestimmt, was ins Regal kommt, muss sich der Staat einmischen", so Reinhild Benning.

Bundesernährungsministerium: Kein Handlungsbedarf Das Bundesernährungsministerium teilte gegenüber "Report Mainz" mit, man sehe keinen Handlungsbedarf. Zu einzelnen privaten Standards wie dem "IFS" könne man keine Bewertungen vornehmen.

Hintergrund:

Der "IFS Food" ist eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft. Der Handel hat den Standard entwickelt, um Lebensmittelsicherheit und Qualität der Produkte sicherzustellen - ergänzend zur staatlichen Lebensmittelüberwachung. Um das "IFS"-Zertifikat zu bekommen, wählt ein Lebensmittelunternehmen eine von 26 Zertifizierungsstellen, zum Beispiel den TÜV. Sie prüfen, ob die "IFS"-Kriterien eingehalten werden. In Deutschland sind etwa 2600 Lebensmittelhersteller nach "IFS"-Kriterien zertifiziert. Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen den "IFS" als die Eintrittskarte in die Lebensmittelbranche.

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Produkte des hessischen Wurstherstellers "Wilke" mit gefährlichen Listerien verseucht waren. Bilder von verschimmeltem Fleisch sorgten für Schlagzeilen. Die Staatsanwaltschat prüft bei 25 Todesfällen einen Zusammenhang.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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