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Welthunger-Index 2011: Preisschwankungen für Nahrungsmittel verschärfen den Hunger

Archivmeldung vom 11.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Bild: Deutsche Welthungerhilfe e.V.

Die starken Schwankungen sowie die derzeitigen Rekordhöhen bei den Nahrungsmittelpreisen verschärfen den Hunger und die Armut weltweit. Die Menschen in den Entwicklungsländern, die rund 70 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, müssen mit gefährlichen Anpassungsstrategien diese Preissteigerungen ausgleichen.

Darauf hat Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2011 hingewiesen. "Nicht nur die Familien in den Städten sondern auch die Menschen, die auf dem Land leben und Nahrungsmittel produzieren, leiden stark unter den hohen Preisen. Die Familien schicken die Kinder nicht mehr in die Schule, sparen an den Gesundheitskosten und reduzieren ihre Mahlzeiten so weit, dass die Mangelernährung bei Kindern wieder steigt", beklagt Dieckmann. Zum Vergleich: In Deutschland geben die Haushalte nur etwa zwölf Prozent des Einkommens für Nahrungsmittel aus. Um die Preissteigerungen in gleichem Maße wie die Menschen in den Entwicklungsländern zu spüren, müsste ein Brot somit fast 30 Euro und der Beutel Kartoffeln 50 Euro kosten.

Der Welthunger-Index untersucht in diesem Jahr die Ursachen und Folgen der hohen Preisentwicklung der letzten Jahre. Wichtigste Aussage: Die steigende Verwendung von Agrarprodukten zur Herstellung von Treibstoff, die Auswirkungen des Klimawandels in Form von extremen Wetterverhältnissen sowie ein Anstieg der Preisspekulation an den Agrarmärkten sind die wichtigsten Gründe dafür, dass die Preise in den letzten Jahren immer wieder neue Rekordhöhen erreichen und starken Schwankungen ausgesetzt sind.

Dieckmann fordert zu einem Umdenken bei Agrartreibstoffen und Börsenspekulationen auf. "Wir müssen die Subventionen und Beimischungsquoten überdenken, um nicht zwischen Teller oder Tank entscheiden zu müssen. Gleichzeitig müssen die Aktivitäten auf den Nahrungsmittelmärkten transparenter werden und neue Grenzen für exzessive Spekulationen gezogen werden", betont Dieckmann.

Der Welthunger-Index wird zum sechsten Mal zusammen mit dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington zeitgleich in Washington, London, Nairobi und Dushanbe veröffentlicht. Die wichtigsten Ergebnisse zur Hungersituation:

In 26 Ländern ist die Hungersituation sehr ernst oder sogar gravierend. Der WHI-Wert ist zwar weltweit seit 1990 gesunken, aber insgesamt bleibt das Niveau ernst. Die größten Fortschritte gab es in Südostasien sowie Lateinamerika. Die Länder mit den schlechtesten Werten liegen überwiegend in Afrika: Burundi, Kongo, Eritrea und der Tschad. Insgesamt leiden immer noch 925 Millionen Menschen weltweit unter Hunger.

Der Bericht fordert den Aufbau einer Nahrungsmittelreserve sowie von aktuellen Datenbanken zu den weltweiten Nahrungsmittelmärkten. "Die Preistrends der letzten Jahre wurden auch durch einen Mangel an verlässlichen und aktuellen Informationen über Angebot und Nachfrage hervorgerufen", erklärt Klaus von Grebmer, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von IFPRI, die wichtigsten Ergebnisse.

Zahl der Hungernden auf etwa 925 Millionen Menschen gestiegen

Am 10. Oktober 2011 hat die FAO in Rom den Welthungerbericht 2011 veröffentlicht. Nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbands (DBV) sind Ergebnisse des Berichts schockierend. Nach einer leichten Entspannung in den vergangenen Jahren ist die Zahl der hungernden und unterernährten Menschen auf etwa 925 Millionen gestiegen.

In den Jahren 2006 bis 2008 lag die Zahl der Betroffenen nach FAO-Einschätzung bei 850 Millionen Men-schen. Der DBV weist darauf hin, dass fast zwei Drittel der Betroffenen Bäuerinnen und Bauern sind. Als Ursache für diese menschliche Tragödie würden in diesem Zusammenhang immer wieder gestiegene Lebensmittelpreise und die Preisschwankungen benannt. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, mahnt der DBV.

Der Bauernverband fordert vielmehr, den Bericht richtig zu interpretieren. Über mehr als vier Dekaden seien die Bäuerinnen und Bauern weltweit mit einem anhaltenden Druck auf die Preise für Agrarprodukte konfrontiert gewesen. Das habe sich auch entlastend auf die Le-bensmittelpreise ausgewirkt. Dennoch sei es nicht gelungen, die Zahl der hungernden und unterernährten Menschen spürbar zu reduzieren. Der DBV sieht für das Hungerproblem nicht in erster Linie die Preisentwicklung verantwortlich, sondern vielmehr eine mangelhafte Rentabilität in der Landwirtschaft und einen mangelnden politischen Stellenwert der Land-wirtschaft. Landwirtschaftliche Produktion habe sich einfach nicht gelohnt, es gab keine wirt-schaftlichen und politischen Anreize. Gerade in den am stärksten von Hunger betroffenen Ländern werde die Landwirtschaft sträflich vernachlässigt. Auch in der internationalen Ent-wicklungspolitik vermisst der DBV eine angemessene Förderung der Landwirtschaft. Der Bauernverband sieht in einer Förderung der Landwirtschaft den Schlüssel für wirtschaftliche Entwicklung über die reine Produktion von Nahrungsmittel hinaus, besonders in den Entwick-lungsländern.

Quelle: Deutsche Welthungerhilfe e.V. / Deutscher Bauernverband (ots)

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