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Experte Saurugg: „Wir alle sind auf einen Blackout zu wenig vorbereitet!“

Archivmeldung vom 08.11.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.11.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Hintergrund/Unsplash.com; Saurugg/Wochenblick/Eigenes Werk
Bild: Hintergrund/Unsplash.com; Saurugg/Wochenblick/Eigenes Werk

Bereits Anfang Oktober hatte „Wochenblick“ ein äußerst interessantes Gespräch mit dem renommierten Blackout-Experten Herbert Saurugg. Der Bundesheermajor hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in allen Bereichen über das bevorstehende Szenario Blackout bestmöglich aufzuklären und zu sensibilisieren. „Kann man das Kommende schon nicht verhindern, ist es dennoch weniger schlimm, wenn man sich damit auseinandergesetzt hat!“, so sein Credo. „Wochenblick“ hat Herbert Saurugg nochmals getroffen. Lesen Sie diese Woche den ersten Teil unseres exklusiven Interviews.

Das Interview mit Herbert Saurugg führte Birgit Pühringer vom Magazin "Wochenblick:

Herr Saurugg, in unserem letzten Gespräch sagten Sie, dass Sie von einem europaweiten Blackout in den nächsten Monaten bis wenigen Jahren ausgehen. Können Sie eine Einschätzung abgeben, wie die Blaulichtorganisationen und auch das Bundesheer in Österreich auf ein derartiges Krisen-Szenario vorbereitet sind?
Das Bundesheer und das Innenministerium haben in den letzten Wochen sehr aktiv kommuniziert und klar gemacht, dass sie dabei sind, ihre Blackout-Vorsorgemaßnahmen zu treffen und zumindest bis 2024 die wichtigsten Dienststellen autark haben zu wollen. Daher ist davon auszugehen, dass bis dahin vieles nicht, wie oft erwartet wird, funktionieren wird.
Leider sind viele Organisationen nur auf den Stromausfall, also der Phase 1 eines Blackouts vorbereitet. Daher empfehle ich immer, zumindest einen 14-tägigen Notbetrieb vorzubereiten. Das werden wir leider benötigen und das braucht ganz andere Vorbereitungen als ein Tag Stromausfall.
Notbetrieb bedeutet: Stark reduzierte Leistungen = überleben! Dieses Thema wurde leider viel zu lange vor sich hergeschoben. Aber noch haben wir die Möglichkeit, etwas zu ändern.

Das Bundesheer veröffentlichte vor wenigen Wochen einen Kurzfilm zum Thema „Blackout“, was sagen Sie dazu? Der Seher bekommt den Eindruck, dass das Bundesheer zur Unterstützung der Polizei eingesetzt wird und Notstromaggregate durch das Bundesheer zur Verfügung gestellt werden können. Ist das so? Gibt es genug Aggregate und was wird damit versorgt?
Das Bundesheer-Video ist leider ein Werbefilm. Mein Zugang wäre ein anderer gewesen. In der Phase 1 (kein Strom) und 2 (noch kein Telefonieren oder Internet) eines Blackouts wird das Bundesheer kaum eingesetzt werden können, wenn das nicht entsprechend vorbereitet ist, was auch schwer möglich ist: Wo werden die Hotspots sein? Wo kann geholfen werden, wenn überall Hilfe benötigt wird und kaum Ressourcen zur Verfügung stehen?
Das Bundesheer wird wahrscheinlich erst in Phase 3 eingesetzt werden können. Das ist bereits die Phase des Wiederaufbaus.
Das Bundesheer kommt immer dann, wenn andere nicht mehr können. Das kennen wir. Aber bei einem solchen Ereignis wird das nicht funktionieren, weil das Bundesheer und das Personal und deren Familien ja selbst betroffen sind. Und es kann niemand Millionen Menschen helfen, wenn nichts mehr funktioniert. Wir haben da viel zu oft unrealistische Erwartungen, die dann zum Problem werden. Das Video adressiert die Notwendigkeit der persönlichen Vorsorge. Das ist wichtig. Das andere wird vielleicht punktuell funktionieren, aber für die meisten Menschen nicht relevant sein.

Eigenversorgung als Grundlage

Was ist das größte Problem?
Wie in jeder Organisation: die Personalverfügbarkeit. Wenn das Personal nicht zu Hause vorgesorgt hat und die Familie mit gutem Gewissen verlassen kann, wird es weder kommen noch bleiben. Daher wird es hier rasch in allen Organisationen zu Problemen kommen. Das Bundesheer hat eine interne Kampagne gestartet, um die Eigenvorsorge zu mobilisieren. Das war ein sehr wichtiger Schritt! Und die erste Organisation, die das wirklich breitgemacht hat. Dieser Schritt sollte in jeder Organisation getätigt werden. Auch bei den Feuerwehren.
Einige Einsatzkräfte werden auch dazu geneigt sein, sich in den ersten Stunden eines Krisenszenarios auszupowern. Danach fehlt möglicherweise die Ablöse. Da braucht es bereits vor Eintritt eines derartigen Katastrophenfalles eine klare Struktur und Einteilungen, auch von Ruhepausen, um 14 Tage durchhalten zu können. Die fehlen derzeit leider häufig, soweit ich den Einblick habe.

Warum sind die Einsatzorganisationen so wenig vorbereitet?
Weil wir das alle nicht sind. Die Einsatzorganisationen sind ein Teil der Gesellschaft. Und das Thema Eigenvorsorge wird gerne als Eigenverantwortung abgetan. Stimmt schon. Aber wenn ich will, dass meine Leute kommen und helfen, dann muss ich das auch aktiv kommunizieren und mit den Leuten reden, wer überhaupt kommen kann. Manche haben Kleinkinder oder pflegebedürftige Angehörige. Andere sind in der Gemeinde oder bei anderen Einsatzorganisationen auch engagiert.
Daher entstehen hier rasch Interessenskonflikte, über die man im Vorhinein reden sollte. Als Vorgesetzter könnte man da aber auch Dinge erfahren, die einem nicht passen, mit denen man sich nicht auseinandersetzen möchte. Daher wird das lieber weggeschoben. Übungen wären ebenfalls notwendig, um einzelne Abläufe zu überprüfen. Und es kann auch etwas anderes eintreten. „Wenn ich das Große kann, kann ich das Kleine im Vorbeigehen!“

Interessenkonflikte bei Einsatzpersonal

Wie könnte die Einsatzfähigkeit der Kräfte gewährleistet werden? Was müsste bedacht werden?
Wichtig ist bereits im Vorfeld Pläne zu erstellen. Beim Personal zu fragen, wer kommt im Krisenfall in den Dienst und wer kommt nicht, wenn die eigene Familie geschützt werden muss? Die Bediensteten einteilen in Schichtbetrieb, damit eine durchgängige Einsatzfähigkeit gewährleistet werden kann.
Vor alledem ist es wichtig, das gesamte Personal zu sensibilisieren und vorzubereiten. Die Aufklärung über die notwendige Eigenvorsorge ist das Wichtigste. Die Bediensteten werden nur freiwillig zum Dienst erscheinen, wenn sie die Gewissheit haben, dass ihre Familien in Sicherheit und versorgt sind. Das geht aber nur mit dementsprechender Vorbereitung. Da darf man die Mitarbeiter nicht alleine lassen. Bereits da fehlt es oft an der Kommunikation. Zum anderen ist es wichtig, dass ein gemeinsames Ziel vorgegeben wird, was in der Krisenbewältigung erreicht werden soll und was wichtig bleibt und was nicht.
Zum anderen muss möglichst viel Handlungskompetenz im Sinne dieses Ziels dezentralisiert werden, weil die Koordinierung nur mehr eingeschränkt funktioniert: selbstständiges Handeln im Sinne des Ganzen.

Den zweiten Teil des Interviews lesen Sie kommende Woche in der nächsten Ausgabe."

Quelle: Wochenblick

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