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Bei Unfällen mit Pedelecs steigt das Verletzungsrisiko

Archivmeldung vom 10.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
ACE Auto Club Europa: Der rasante Aufschwung von Elektrofahrrädern hält an.
ACE Auto Club Europa: Der rasante Aufschwung von Elektrofahrrädern hält an.

Wer auf einem der modernen Elektro-Räder unterwegs ist, setzt sich einem erhöhten Verletzungsrisiko aus, verunglückt aber weniger häufig. Diesen Schluss zieht der ACE Auto Club Europa nach Auswertung einer Erhebung des baden-württembergischen Innenministeriums.

Demnach ist das Risiko, bei einem Pedelec-Unfall ums Leben zu kommen, vier Mal höher als bei Unfällen, an denen herkömmliche Fahrräder beteiligt sind. Nach Ansicht des ACE gibt diese Entwicklung durchaus Anlass zur Besorgnis. ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner fügt aber hinzu: „Wir sehen keinen Grund, Pedelecs jetzt auf den Index zu setzen, ganz im Gegenteil, diese Räder gehören zu unserer modernen Verkehrswelt, sie haben ihre Zukunft noch vor sich.“

Der Bestand an Pedelecs (25 km/h) und E-Bikes (40 km/h) in Deutschland ist von 2011 auf 2012 von 900 000 um 44 Prozent auf rund 1,3 Millionen Stück angestiegen. Doch noch schneller als der Fahrzeugbestand wuchs die Zahl der Unfälle. Registrierte die Polizei in Baden-Württemberg 2010 erst 42 Unfälle mit Pedelecs und E-Bikes, so waren es im Jahr 2011 bereits derer 90.

2012 erreichte die Zahl der Unfälle mit Elektrorädern und Pedelecs im Ländle einen Höchststand von 160. Dies entspricht Zuwachsraten von 114 Prozent (2010–2011) und 77,8 Prozent (2011–2012). Entsprechend wuchs die Zahl der Verunglückten: 2010 kamen bei Unfällen mit Pedelec- bzw. E-Bike-Beteiligung 44 Menschen zu Schaden, von denen elf schwer verletzt wurden. Ein Jahr darauf waren 85 Verunglückte zu beklagen, davon zwei tödlich verletzte und 35 schwer verletzte Personen. Im Jahr 2012 starben drei Menschen bei entsprechenden Unfällen, 58 wurden schwer verletzt. Insgesamt wurden 154 Verunglückte gezählt.

Hohe Dunkelziffer bei Radler-Unfällen

Ins Verhältnis gesetzt mit den Unfallzahlen der Radfahrer in Baden-Württemberg verunglücken Pedelec-Fahrer weniger häufig als jene Radler, die sich auf einem Drahtesel ohne Elektrounterstützung bewegen. So zählte die Polizei in Baden-Württemberg 2010 insgesamt 7.009 Fahrradunfälle, 2011 waren es bereits 9.099. Im vergangen Jahr ging die Anzahl der Fahrradunfälle auf 8.655 zurück. Damit betrug der Anteil von Pedelecs an den Fahrradunfällen 0,6 Prozent (2010), 0,98 Prozent (2011) bzw. 1,85 Prozent (2012). Zum Vergleich: Der Anteil von Pedelecs am Fahrradbestand betrug im Jahr 2010 1,01 Prozent, ein Jahr darauf 1,29 Prozent und im vergangenen Jahr 1,83 Prozent. Der Anteil der Radfahrer an den aufgrund von Verkehrsunfällen verunglückten Menschen beträgt in Baden-Württemberg 15,8 Prozent. Schätzungsweise nur 40 Prozent der Radunfälle werden in Baden-Württemberg polizeilich erfasst, zitiert der Club aus dem neuen Verkehrssicherheitskonzept des Landes.

Der ACE führt die anfänglich geringe Zahl von statistisch erfassten Pedelec-Unfällen darauf zurück, dass diese Räder hauptsächlich an ältere Nutzer verkauft wurden. Deren Fahrstil ist nach Beobachtungen des Clubs weniger riskant. Inzwischen entwickeln sich Pedelecs aber auch zu einem Renner für jüngeres Publikum, so der ACE.

Deutlich gravierender als bei einfachen Fahrrädern fallen die Folgen von Unfällen mit E-Rädern aus. Die Gefahr, bei einem Unfall mit Pedelec oder E-Bike schwer verletzt zu werden, ist etwa 50 Prozent höher als auf einem ausschließlich muskelbetriebenen Rad. Etwa 25 Prozent aller an Unfällen beteiligten Radfahrer, jedoch mehr als 37 Prozent der beteiligten Pedelec-Fahrer zogen sich 2012 schwere Verletzungen zu. Das Risiko, getötet zu werden, ist auf dem Pedelec um ein Vierfaches höher (Pedelec: zwei Prozent; Fahrrad: 0,54 Prozent). Etwa drei Viertel aller Unfälle, an denen elektrounterstützte Räder beteiligt waren, fanden 2012 innerhalb geschlossener Ortschaften statt. Männer verunglückten im vergangenen Jahr deutlich häufiger als Frauen: Zwei Drittel der verunglückten E-Bike-Benutzer sowie 61 Prozent der verunfallten Pedelec-Fahrer waren männlich.

Obwohl der Anteil von E-Bikes an dieser Fahrzeugklasse nur fünf Prozent ausmacht, sind die bis zu 45 km/h schnellen Zweiräder überproportional häufig an Unfällen beteiligt. Mit einer Quote von 19 Prozent waren die schnellen Bikes fast viermal so häufig an polizeilich aufgenommenen Unfällen beteiligt wie die bis zu 25 km/h schnellen Pedelecs.

Bei Kollisionen mit Pedelecs und E-Bikes waren auffallend häufig Vorfahrtverletzungen durch andere Verkehrsteilnehmer die Ursache – offenbar rechnen viele Autofahrer nicht mit der schnellen Fortbewegung der Zweiräder, die von weitem wie gewöhnliche Fahrräder daherkommen. Bei den durch Pedelec-Fahrer herbeigeführten Unfällen ist nicht angepasste Geschwindigkeit der Hauptgrund.

ACE: Händler sollen nur tadellose Räder verkaufen – Kontrollen erforderlich

Von den 292 in Baden-Württemberg polizeilich aufgenommenen Unfällen mit Elektorfahrrädern wurden drei durch technische Mängel an den Bremsen beziehungsweise an der Lenkung der Zweiräder verursacht. Der ACE appellierte an alle Fahrradhändler, sie sollten künftig nur noch solche Pedelecs verkaufen, die garantiert kein technisches Sicherheitsrisiko in sich bergen. Der Club zeigt sich beunruhigt, dass sich Berichte über technische Mängel an Rädern häufen, und verweist dazu auf Erkenntnisse des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums, der Arbeitsschutzbehörden in Niedersachsen und der Stiftung Warentest. „Die zuständigen Aussichtsbehörden müssen daraus Konsequenzen ziehen und die Sicherheitstauglichkeit der Räder bundesweit flächendeckend und systematisch kontrollieren“, fordert der ACE.

Radhelm sinnvoll, aber kein Outfit wie Eishockeyspieler

Prof. Dietmar Otte von der Medizinischen Hochschule Hannover, der seit Jahren die Auswirkungen von Verkehrsunfällen untersucht, sagte in einem Gespräch mit dem ACE: „Die Schutzwirkung des Radhelms ist unumstritten.“ Kopfverletzungen stellen, einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zufolge, mit 76 Prozent die häufigste Verletzungsform bei schweren Radunfällen dar. Derzeit tragen nur etwa zehn Prozent aller Radfahrer beim Fahren einen Helm. Wegen des im Vergleich zum konventionellen Fahrrad höheren Verletzungsrisikos empfiehlt der ACE, aus eigenem Interesse heraus nur mit Helm aufs Pedelec zu steigen. „Wir wollen aber keine Radler, die aussehen wie Torhüter beim Eishockey“, sagt ACE-Sprecher Hillgärtner.

Quelle:  ACE Auto Club Europa

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