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"Stimme Russlands": Exklusivinterview mit Billy Six

Archivmeldung vom 30.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Collage: Stimme Russlands
Bild: Collage: Stimme Russlands

Der freie Journalist Billy Six, 26, war als Korrespondent in Syrien unterwegs. Per Anhalter ist er von Berlin bis nach Syrien gereist. Kurz bevor er nach Syrien fuhr, hatte er das Buch "Das grüne Irrlicht. Der Fall Hans-Christian Ströbele" über das System Ströbele veröffentlicht und Besuch von BKA gehabt. Am 13. Dezember 2012 wurde er von der Assad-Armee mit seinem Dolmetscher festgenommen. Zwei Monate saß er im Gefängnis in Syrien und dank dem Einschreiten des Aussenministers Russlands, Sergej Lawrow, ist er befreit worden. Olivier Renault veröffentlichte jetzt bei Radio "Stimme Russlands" ein Exklusivinterview mit Billy Six.

Billy Six hat keine journalistische Ausbildung und wird deswegen scharf attacktiert, obwohl Journalisten mit journalistischen Schulabschlüssen nur aus ihrem Büro berichten. Scharf attackiert wird er auch, weil er keine Berührungsängste gegenüber den von Massenmedien totgeschwiegenen Politikern zeigt. Hier ein veröffentlichter Leserbrief im "Focus": "In der Vergangenheit ist Herr Six in seinem Heimatort mehrfach dadurch aufgefallen, dass er Aktionen immer nur gemacht hat, wenn er einen persönlichen Vorteil davon hatte. Dabei ist er auch nicht davor zurückgeschreckt, falls notwendig sich auch mit Vertretern der DVU zur Durchsetzung seiner Ziel zu verbünden. Zur Klarstellung muss auch bemerkt werden, dass Herr Six kein Journalist ist, sondern lediglich freier Mitarbeiter (Reporter) beim erwähnten Blatt ("Jungefreiheit"). Herr Six hat nie eine journalistische Ausbildung genossen und es ist deshalb vielleicht auch korrekt, wenn er kein Journalistenvisum erhalten hat. Aber es passt zu ihm, dies nicht zu akzeptieren und zu versuchen durch Straftaten (illegaler Grenzübertritt ist wohl auch in Deutschland eine Straftat) zu seinem Ziel zu gelangen."

Sie sind im Brandenburg geboren?

Nein, in Ost-Berlin, noch zu DDR-Zeiten. Heute wohnen wir in Neuenhagen, einer wunderschönen Gemeinde östlich von Berlin.

Warum hat die Persönlichkeit von Herrn Ströbele Ihr Interesse erweckt?

Er ist eine sehr interessante Figur der Realpolitik. Er gibt sich als der konsequenteste aller Linken, und erhält die Stimmen für seine Glaubwürdigkeit. Schaut man näher hin, ergibt sich ein anderes Bild: Er ist ein wohlhabender Immobilienbesitzer, und wohnt im Nobelviertel Grunewald statt in Kreuzberg. Auftritte mit seinem Fahrrad waren in der Vergangenheit gestellt. Einmal wurde er gar dabei fotografiert, wie er das Rad in sein Auto lud. Er gilt als Pazifist, obwohl er einst Geld für die Bewaffnung lateinamerikanischer Rebellen sammelte. Von anderen fordert er Transparenz, und verweigert selbst die Einsichtnahme in seine RAF-Prozessakte. Das Wichtigste aber ist, dass man ihn nicht als Gegner, sondern als "Agent" des Systems bezeichnen kann. Warum, das ist im Buch 167 Seiten akribisch ausgeführt.

Besuch von BKA?

An einem Samstagmorgen im Januar 2012 standen sie unerwartet vor der Haustür, und baten um ein Gespräch. Sie suggerierten, Ströbele besser in Ruhe zu lassen. Sie sagten, dass es nicht geht, dass man mit seinem Nachbarn spricht, dass man ihm mit seinem Fahrrad hinterherfährt. Es wurde angedeutet, dass das BKA auch andere Möglichkeiten habe. Da musste ich erstmal schlucken. Dennoch führte ich die Recherchen weiter. Vorsichtig. Zu Ströbele selbst blieb ich auf Abstand, um zum Beispiel eine Anzeige wegen "Stalkings" zu vermeiden. Ich habe gehört, dass es schwer ist, seine Unschuld zu beweisen. Zumal bei einem so mächtigen Gegenüber.

Ihr Buch ist ein Erfolg ?

Das Buch wurde vertrieben, als ich schon weg war und wird gut verkauft.

Wann sind Sie nach Syrien gefahren?

Im Juni 2012 startete ich meine Reise an einer Berliner Tankstelle. Fortan ging es nur noch per Anhalter gen Süden. Zuerst bin ich in die Schweiz und nach Bayern zu Freunden gefahren. Danach runter nach Griechenland für eine andere Reportage. Über die Türkei ging es dann nach Syrien.

Warum diese Reise nach Syrien?

Es hat mich gereizt, interessiert, zu wissen, was dort wirklich passiert ist, weil überall widersprüchliche Berichte zu hören waren. Ich will das wahre Leben studieren. Geistig reifen aus der Erfahrung. Und Andere daran teilhaben lassen, so sie wollen. Ich suche immer das Abenteuer, die Freiheit. Ich leide unter Oberflächlichkeit und Spießigkeit, die mir in der Heimat allzu oft entgegen geschlagen ist.

Stimmt, was man über Griechenland liest?

Gute Menschen gibt es überall – sonst hätte mich ja auch niemand in seinem Auto nach Athen mitgenommen. Dennoch habe ich mich nicht so wohl gefühlt. Es gab eine gewisse Abneigung gegen Deutschland, die man mich als Gast spüren lassen hat. Egal! Entscheidend ist, dass ich viel Lethargie, fehlende Organisation und Undankbarkeit erlebt habe. Dies begann in einer dreitägigen Odyssee, einen jungen Übersetzer unter den Studenten der Universitäten zu finden. 20 Euro die Stunde habe ich geboten, ein Vielfaches der normalen Löhne. Die jungen Leute sprachen zwar Englisch, wollten die Arbeit jedoch nicht leisten. Am Ende hat sich ein junger Mann aus der Ukraine gefunden. Mit ihm war ich zufrieden. Die Arbeitseinstellung unter den Griechen, so sagte er zu mir, wäre ein bisschen anders als in Mitteleuropa.

Kann man nicht sagen, dass die Politik von Merkel für Europa nicht so gut ist?

Ich komme gerade aus Syrien, und habe 12 Wochen Nachrichtensperre hinter mir. Da will ich eine solche Frage nicht beantworten, sondern erstmal nachlesen, was überhaupt passiert ist. Ich bin davon überzeugt, dass die Griechen leiden <...>, sich die Probleme aber auch selbst geschaffen haben. Es gibt viele Fälle von Verschwendung und Misswirtschaft. Man wollte leben wie in Westeuropa, hat alles Eigene über Bord geschmissen und schließlich alles von Krediten finanziert.

Wie war es in der Türkei?

In der Türkei stellten die Leute auf der Straße erstmals die Frage, ob ich für den Geheimdienst arbeiten würde. Daran merkte ich: Jetzt bin ich im Orient angekommen! Ein Kriegsabenteuer in Syrien kann sich niemand ernsthaft vorstellen. Und noch etwas war anders als in Griechenland: Das Gespräch zu den Leuten ließ sich schnell finden, das Trampen war einfacher.

Die Medien berichten, dass Sie nicht mit einem Visum nach Syrien eingereist sind.

Ich wollte zuerst legal einreisen. Über 3 Monate wartete ich auf ein Journalistenvisum. Dann hieß es, es würden derzeit an keinen Reporter neue Einreisegenehmigungen ausgestellt. Daraufhin beantragte ich erfolgreich ein Touristenvisum für ganze sechs Monate. Der Reisezweck wurde allerdings von den Beamten nicht vermerkt. Man hätte es auch als Journalistenvisum benutzen können. Am Grenzenübergang nach Kasab, in Nordwest-Syrien, dem letzten im Norden unter der Kontrolle der Assad-Regierung, erlebte ich eine Enttäuschung: Aus "Sicherheitsgründen" erlaubten mir die Sicherheitskräfte nicht die Einreise. Drei Tage habe ich an diesem Grenzübergang im Schlafsack übernachtet und es immer wieder probiert und nach der Sicherheitslage gefragt. Die türkischen Grenzsoldaten waren zu mir sehr nett. Sie haben mir erlaubt, an der Grenze zu übernachten, obwohl es ein Niemandsland da ist.

Wie sind Sie nach Syrien eingereist?

Vor dem Flüchtlingslager Apaydien traf ich auf Sami und Mahmoud, sunnitische Muslime aus Nord-Syrien. Anhänger der Opposition. Ihr Ziel war Kontakt zu Ausländern für den Aufbau einer kleinen bewaffneten Einheit. Sie führten mich in ihre Kleinstadt mit dem Namen Talminis in der syrischen Idlib-Provinz. Mit Kleinbussen und Taxen ging es Stück für Stück voran – durch ein Loch im Grenzzaun. Nun war ich endlich im Land. Illegal ohne Stempel – aber mit gültigem Visum.

Konnten Sie sich frei im Land bewegen?

Von August bis Dezember 2012 bin ich dann in Syrien unterwegs gewesen – bis es zur Verhaftung kam. Ja, "frei". N ach den Gesprächen wusste ich, welche Orte sicher zu besichtigen waren, und welche nicht. Und das war jener eingeschränkte Raum, der sich unter Kontrolle von Rebellen befand.

Warst du immer mit Menschen, die gegen Assad waren?

Ich hatte eine einschneidende Entscheidung getroffen, nämlich ohne Stempel im Pass einzureisen. Somit war eine legale Besichtigung von Gebieten unter Kontrolle der Regierung nicht mehr möglich. Ich war auf die Rebellen angewiesen. Aber es ergaben sich ab und zu Gespräche mit Einwohnern, die nicht alles schlecht fanden an Assad.

Wie leben die Leute in Syrien?

Man mag es nicht glauben, aber es gab Orte mit einem funktionierenden Alltag. An manchen Tagen bekam ich nicht einmal mit, in einem Kriegsgebiet zu sein. Ab Oktober wurde es schlimmer. Stromausfälle kamen schon öfter vor. In Maarat an-Numan fand ein richtiger Krieg mit Luftangriffen und Mörserattacken statt. Essen gab es aber immer genug – die kleinen Läden blieben offen. Die Leute waren immer nett und freundlich. Die Preise für Benzin und Essen haben sich mehr als verdoppelt. Es war dann in etwa so teuer wie in Deutschland.

Was sagten die Leute über Assad?

In der Gruppe ist vom Sieg des Islams die Rede. Vom Vertrauen in Allahs Vorherbestimmung. Und dem menschlichen Kampfgeist. Unter vier Augen sprachen die jungen Kämpfer ab und zu anders. Sie konnten den Sinn des Krieges nicht verstehen und litten unter der Lage. Trotzdem: Die sunnitischen Muslime wollen eine Regierung nach ihren Vorstellungen bilden... und sie machen dreiviertel der Bevölkerung aus.

Werden die Leute zum Kampf gezwungen?

Sie sind nicht unbedingt von der Regierung gezwungen, sondern von ihrer Religion. Sie haben keine theologische islamische Begründung, warum sie nicht mitkämpfen sollten. Der Scheich und die anderen Leute sagen ihnen ständig, warum es im Islam wichtig ist, zu kämpfen, und als Märtyrer zu fallen. Sie haben keine überzeugende Gegenantwort darauf. Und Viele wollen auch gar keine haben.

Was sagen diese Syrer über die Rolle der Nato, die gegen Assad ist? Liefert die Nato Waffen?

Ihre Einstellung zur Nato war negativ. Sie sagen, dass die Nato "uns verraten" habe, weil sie gegen den Islam sei. Sie sei heimlich mit Assad befreundet, und behaupte nur im Fernsehen, den Aufstand zu unterstützen. Assad sei ein Freund Israels. Sie sagen auch, dass sie keine Waffen von der Nato erhalten haben und dass entsprechende Berichte nur Propaganda wären. Sie sagen, sie haben nie etwas gekriegt.

Woher kommen also die Waffen?

Die Waffen kommen aus dem Irak und werden sehr günstig dort gekauft. Die Beduinen, die immer unter Waffen standen, machen das Geschäft. Tatsächlich steht auf dem alten Zeug "made in Irak". Rebellen handeln sogar mit Soldaten der syrischen Armee, vor allem in der Hama-Provinz. Ich habe mitbekommen, dass Offiziere Munition an die Rebellen aus ihrem Depot verkaufen. Waffen werden auch nach siegreichen Schlachten vom Gegner erobert. Sehr viele Bomben von den Flugzeugen, 30 bis 40 Prozent, die runter fallen, explodieren nicht. Die Rebellen schrauben die Bomben auf, nehmen den Explosivstoff heraus und machen daraus improvisierte Sprengsätze. Das konnte ich in mehreren Heim-Waffenfabriken sehen. Das einzige, was sie mir hinsichtlich ausländischer Einmischung gesagt haben, ist, dass das Geld aus Saudi-Arabien und aus Katar fliesst. Da gibt es Kontaktleute, die das Geld in die Türkei bringen, um es an die Anführer verschiedener Kampfverbände zu überreichen. Sie haben betont, dass die dortige Regierung damit nicht zu tun habe – es soll sich um freiwillige Spenden vor allem reicher Golf-Araber handeln. Das Geld komme in Form der Zakah-Abgabe für den "Heiligen Krieg". Die mindestens 2,5% des persönlichen Einkommens sei gemäß Allahs Bestimmung für die Armen vorgesehen ... allerdings auch für "Verteidigung der Muslime". Der Begriff der ukrainischen Mafia als Waffenlieferant fiel auch öfter. Ich konnte es nicht nachprüfen. Aber die zahlreichen Steyr-Maschinengewehre aus Österreich, produziert in den 80er Jahren, kommen möglicherweise aus dieser Richtung. Hinweise auf ausländische Geheimdienst-Bewaffnung für die Rebellen habe ich nicht gefunden. Das muss aber nichts heißen.

Erhalten wir in den westlichen Medien also falsche Informationen?

Es kann sein, dass ausgesuchte Gruppen im Geheimen bewaffnet werden. Aber alle Rebellen, die ich in den vier Monaten getroffen habe, verneinten die Waffenlieferung aus der Nato. Alle Waffen, die sie hatten, waren alt.

Du sprichst, als ob es einfach gewesen wäre, innerhalb Syrien zu spazieren

Man muss einfach nachfragen, wenn man von einem Ort zum anderen fährt. Medien sind doch sehr selektiv. Neben dem Ort, wo der Krieg tobt, kann Ruhe herrschen. Darüber berichtet dann aber niemand.

Wie sind die Leute mit Ihnen gewesen?

Das syrische Volk ist ein unheimlich gastfreundliches Volk. In Englisch, Deutsch und Französisch sprach ich mit den Leuten. Ein Syrer, der in Deutschland gelebt hatte, erklärte mir, dass die Syrer das Gegenteil zu den Deutschen wären: Sie lieben Ausländer und hassen sich selbst.

Was sagen die Rebellen über die deutsche Politik?

Wie überall in Arabien bekommt man als Deutscher zu hören, dass Hitler, Autos und Fussball ganz toll seien. Die Politik kennen sie so gut wie nicht. Deutschland wird als ein Teil des Westens angesehen. Wenn es um kritische Themen wie "fehlende Waffenlieferungen" oder Israel geht, ist es von Vorteil, dass Deutschland als eine Art US-Kolonie betrachtet wird. Das gilt als Entschuldigung. Ansonsten hoffe ich immer darauf, als Reisender für die Politik der deutschen Regierung in Haftung genommen zu werden. Das ist schwierig, vor allem gegenüber der Staatssicherheit.

Medien zeigen schreckliche Bilder aus Syrien

Ja, es gibt dort viele schreckliche Dinge zu sehen. Die Journalisten zeigen jedoch ausgesuchte Bilder. Man zeigt nur das Blut. Irgendwo findet eine Schlacht statt und in der Umgebung ist halt nichts passiert. In den Medien wird das so nicht gesagt. So denkt man, dass der Horror flächendeckend geherrscht habe.

Was sagen diese Rebellen zu der Politik aus Russland?

Oh ... Sie haben schlechte Worte dafür. Als der russische Außenminister im Fernsehen auftauchte, fielen immer unfreundliche Worte. Ich glaube, ich würde mich als russischer Journalist dort nicht bewegen wollen. Russland, so sagen die Kämpfer, sei gegen den Islam – und kämpfe deshalb auch gegen "tschetschenische Brüder". Es wird gesagt, dass Assad alle Zivilisten töten wolle und jeden, der kein Moslem sei. Laut Rebellen ist das Assad-System gegen die Gesetze von Allah. Im Land leben 75 % Sunniten. Alle, den ich begegnet habe, waren sehr religiös.

Welche Leute trifft man unter den Rebellen?

Es gibt ausländische Kämpfer. Sie machen 5 bis 10 Prozent der Aufständischen aus. Einen Indonesier, einen Libyer und einen Saudi habe ich selbst getroffen. Von vielen mehr, vor allem Libyern, habe ich gehört. Die Rebellen versuchen diese Leute vor den Journalisten zu verstecken, um Assad keine Argumente an die Hand zu geben.

Wie ist die Verhaftung abgelaufen?

Am 13.12.2012 fuhr ich mit einem Übersetzer gen Tremsah, einem kleinen Ort der zentralen Hama-Provinz. Hier hatte im letzten Sommer ein Massaker stattgefunden. Unterwegs, zwischen zwei Feldern, stand ein offener Lkw. Ich wusste : Es stimmt etwas nicht ! Dann lagen links auf einmal ein gutes Dutzend Soldaten im Schlamm. Einer hielt das Maschinengewehr ans Fenster. Aussteigen ! Wir legten uns in den Schlamm. Eine gute Stunde ging das so, zwischendurch fand ein kleines Gefecht statt. Wir wurden gefesselt und im Taxi nach Murhardah ins Militärlager gebracht.

Wie lang waren Sie im Gefängnis?

12 Wochen. Die meiste Zeit davon bei der Staatssicherheit in Damaskus.

Was wollte der Geheimdienst wissen?

Es wurde behauptet, dass ich eine geheime terroristische Mission gehabt hätte. Dazu stellte man eine Menge teils profaner Fragen, um mich in Widersprüche zu verwickeln. Ansonsten hatte ich genau den Ablauf der Reiseroute und meinen Lebenslauf zu beschreiben.

Wie war es im Gefängnis?

Nicht besonders toll. Im Militärgefängnis von Hama war es dunkel, kalt und nass. Aber das Personal war nett. In Damaskus war die Einzelzelle warm und hell – aber die Wächter unfreundlich. Die Zellen waren 2 mal 3 Meter groß. Ich schlief auf dem Boden in Wolldecken.

Konnten Sie etwas besonderes über die Lage in Syrien erfahren?

Dass dort zwei Seiten gegeneinander Krieg führen, die beide haben Recht. Die Revolutionäre berufen sich auf ihre demografische Mehrheit an Sunniten ... und die Regierung ist Garant für das Überleben der Minderheiten. Das ist eine Tragödie – und ein schönes Land geht kaputt.

Wie lief die Befreiung?

Plötzlich ging die Tür auf. Ich konnte mir im Bad kurz den Kopf waschen. Im Fahrzeug ging es quer durch die Stadt – zum Außenministerium. Und diesmal ohne Augenbinde und Handschellen.

In welcher Richtung geht Syrien?

Vielleicht gibt es eine so genannte "jemenitische Lösung", die in Wirklichkeit nur ein Trick wäre. Assad ginge ins Exil, ein anderer General würde übernehmen. Mit westlichem Segen würden dann alle salafistischen Kämpfer niedergemäht. Wahrscheinlicher ist es derzeit jedoch, dass der Kunststaat Syrien zerfällt – wie einst Jugoslawien. Ein Land für die Alawiten an der Küste, ein Kurdenstaat, ein Drusenstaat. Die Christen kommen «unter die Räder», weil man sie nicht geographisch unterordnen kann. Das gleiche ist mit den Christen in Irak passiert.

Ziel der Islamisten?

Die salafistischen Kämpfer sagen, wenn sie mit Syrien fertig sind, nehmen sie sich Israël vor und stürzen das Königreich in Saudi-Arabien. Sie wollen weitermachen, um den globalen islamischen Staat aufzubauen. Den sehen sie als Lösung aller Probleme der Menschheit.

Russland hat Ihnen mächtig geholfen? Warum nicht Deutschland?

Die deutsche Regierung und auch meine Zeitung, die "JUNGE FREIHEIT", haben sich ein Bein ausgerissen. Aber Deutschland hat seine Botschaft in Damaskus geschlossen ... die einst guten Beziehungen gehören der Vergangenheit an. Peter Scholl-Latour hat zu meinem Fall geäußert: "Die Russen sind die letzten, auf die sich die Syrer verlassen können." Der russische Botschafter, Herr Azamatullah Kol Mohamadov, sagte mir im Fahrzeug, dass Außenminister Lavrov sich persönlich gegenüber einer syrischen Delegation für mich eingesetzt habe. Dafür werden meine Familie und ich ihm ewig dankbar sein. Nächste Woche werde ich einen Brief an ihn schreiben, um mich nochmal persönlich zu bedanken. Zusammen mit dem Chefredakteuer der JF, Dieter Stein, ist außerdem ein Treffen mit dem russischen Botschafter in Berlin geplant.

Quelle: Text Olivier Renault - „Stimme Russlands"

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