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Psychologe: Warum Fake-News nicht das Problem sind

Archivmeldung vom 10.04.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Google und Facebook wollen die Öffentlichkeit vor Fake-News schützen. Was ist davon zu halten? Ist das gut oder schlecht? Der renommierte Psychologe Dr. Robert Epstein aus den USA geht der Sache in einem Gastbeitrag für Sputnik auf den Grund.

Weiter heißt es bei Sputnik: "Sicher: Fake-News sind ein Problem, sie werden es immer sein. Schließlich verbreiten sie sich in Windeseile durch das Internet. Doch sollten wir uns davon nicht beeindrucken lassen. Für die Demokratie ist das keine so große Gefahr wie man auf den ersten Blick glauben könnte. Viel bedrohlicher ist es, Fake-News gewinnorientierten Technologieriesen zu überlassen. Aber der Reihe nach…

Fake-News und Werbung – wo ist der Unterschied?

Fake-News sind im Grunde wie Plakatwände oder Werbespots (diese können übrigens auch unwahre Behauptungen enthalten). Es gibt sehr viele davon und sie verbreiten sich rasend schnell: Auf jede Falschmeldung über einen Politiker postet dieser im Gegenzug zwei gefälschte Nachrichten über seinen Widersacher und so nimmt die Sache ihren Lauf. Schlammschlachten sind der Politik zutiefst eigen – da ist noch kein Algorithmus gegen entwickelt worden.

Die Verbreitung der Fake-News ist an und für sich aber nicht das Problem – und schon gar nicht ein spezielles Phänomen unserer Zeit. Informationen und Geschichten haben sich schon immer schnell verbreitet, weil der Mensch nun mal nicht erst seit dem Aufkommen von Facebook & Co ein geschwätziges Sozialwesen ist.

Und ebenso wie Plakatwände und Werbespots sind Fake-News sichtbare Manipulationsversuche. Wenn Sie eine Nachricht lesen, haben Sie eine Geschichte vor sich, die Sie danach beurteilen können, ob sie glaubwürdig ist oder nicht.

Weitaus gefährlicher sind neue Arten der Einflussnahme, die im Verborgenen wirken. Das sind Manipulationsmethoden, die die Menschheit in ihrer ganzen Geschichte noch nie gesehen hat. Ich spreche von tendenziösen Suchmaschinenrankings. Nach diesen Rankings richten sich die großen Suchmaschinen, wenn sie Ihnen Suchergebnisse präsentieren oder Vorschläge liefern, nachdem Sie einen Begriff in die Suchleiste eingetippt haben.

Diese Methoden haben nichts mit Werbung oder Fake-News gemeinsam. Denn sie beeinflussen die Meinung, das Kauf- und auch das Wahlverhalten der Menschen subtil. Nutzer können die Voreinstellung der Suchmaschine nicht sehen. Und wenn Menschen die Manipulationsquelle nicht erkennen, neigen sie dazu, zu glauben, sie hätten ihre eigenen Entscheidungen getroffen.

Ein Beispiel von Facebook macht dies deutlich. Das soziale Netzwerk hat die Funktion, bestimmten Nutzergruppen spezifische Nachrichten zu schicken, die es anderen Nutzergruppen nicht schickt (sog. Targeting). Wenn Facebook an einem Wahltag zum Beispiel einer Gruppe die Aufforderung schickt, wählen zu gehen, einer anderen aber nicht, dann würden zahllose Wählerstimmen einem Kandidaten zufallen und seinem Gegner nicht. Das ist eine Macht, von der nicht mal große Zeitungsverleger aus früheren Zeiten träumen konnten: zielgruppenspezifische Nachrichten im ungeheuren Maßstab kontrolliert durch den Vorstand eines Unternehmens, das keine Konkurrenten hat.

Die schlechte Nachricht

Fake-News richten sich täglich an Hunderttausende, Millionen von Menschen. Voreingestellte Suchergebnisse und Suchleistenvorschläge betreffen Milliarden von Internetnutzern jeden Tag – ohne deren Wissen.

Dieses Verhältnis verdeutlicht, was einem wirklich Angst machen sollte: die Vorstellung, dass habgierige Konzerne wie Google oder Facebook darüber entscheiden, was Fake-News sind und was nicht. Mit anderen Worten: dass diese Konzerne die Nachrichten durch ein Raster sieben und beschließen, ob eine Information als verdächtig eingestuft wird oder gar gleich aus den Suchergebnissen verschwindet.

Ob man für diese Selektion Menschen oder Algorithmen einsetzt: Eine gültige Definition dessen, was Fake-News eigentlich sind, gibt es bis heute nicht.

Ist eine Geschichte fake, wenn sie ganz unwahr ist? Oder ist sie es auch dann, wenn, sagen wir, nur 20 Prozent daran nicht stimmen? Und ist der richtige Teil der Geschichte dann immer noch richtig? Ist eine saubere Geschichte eine Falschmeldung, wenn sie von einem Newsportal einer fremden Regierung verbreitet wird? Was ist mit Satire?

Und eine letzte Frage: Wollen wir Google und Facebook wirklich mit einer weiteren Macht ausstatten – mit der Macht zu entscheiden, welche Informationen relevant sind und welche nicht?

Von Dr. Robert Epstein, gekürzt und übersetzt, das Original finden Sie hier:  https://sputniknews.com/analysis/201704101052488618-fake-news-fact-check-google-facebook/

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