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Studie: Dreigliedriges Schulsystem durchlässiger als bekannt

Archivmeldung vom 03.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: knipseline / pixelio.de
Bild: knipseline / pixelio.de

Das dreigliedriges Schulsystem in Deutschland ist offenbar durchlässiger als bisher bekannt. Schüler, die nach der Grundschule nicht gleich auf das Gymnasium gelangen, haben einer Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), die der F.A.Z. (Dienstagsausgabe) vorliegt, zufolge langfristig keine Nachteile bei Beschäftigung, Lohnniveau und Bildungsstand.

Die Sorgen vieler Eltern, deren Kinder nicht unmittelbar nach der Grundschule an ein Gymnasium gelangen, wären demnach unbegründet. Die Studie "The Long-Term Effects of Early Track Choice" dreier Wirtschaftsprofessoren widerspricht der verbreiteten Kritik, das mehrgliedrige deutsche Schulsystem verteile die Schüler zu früh auf unterschiedliche Schulformen und schränke auf diese Weise die Bildungschancen von Spätentwicklern ein.

Analysiert wurden Zensus- und Sozialversicherungsdaten der Geburtsjahrgänge 1961 bis 1976. Langfristig fanden die Wissenschaftler bei guten Realschülern und Gymnasiasten keine Unterschiede bei den durchschnittlich erreichten Bildungsabschlüssen, der Beschäftigungsquote und dem erzielten Erwerbseinkommen.

Als Grund für den durchaus überraschenden Befund nennen sie die im internationalen Vergleich besonders hohe Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems. Realschüler, deren Leistungen beim Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule unterschätzt wurden, konnten nach der neunten Klasse aufs Gymnasium wechseln und umgekehrt. Gymnasiasten hätten zwar zunächst die besseren Aussichten auf eine Stelle, niemand hindere aber leistungsstarke Real- und Hauptschüler am Aufstieg zu denselben Erwerbsmöglichkeiten, so einer der Autoren der Studie.

"Damit ist abermals widerlegt, was sich aufgrund eigenwilliger Interpretationen etwa der OECD und der Bertelsmann Stiftung seit Jahren in den Köpfen als angeblich mangelnde Durchlässigkeit des Schulwesens festgesetzt hat", sagte der Präsident des deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus der F.A.Z. Das Gegenteil sei der Fall.

DIHK und Arbeitgeber: Miserable Umsetzung des "Turboabiturs"

In der Wirtschaft wächst der Unmut über die Verkürzung des Gymnasiums auf acht Jahre, die sie vor Jahren selbst massiv gefordert hatte: "Die Umstellung ist vielfach miserabel gelaufen, die Lehrpläne sind vollgestopft. Für viele Jugendliche sind die daraus resultierenden zeitlichen Anforderungen oft eine Zumutung", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, dem "Handelsblatt".

"Angesichts der schlechten Erfahrungen ist es kein Wunder, dass Forderungen nach einer Rückabwicklung kommen", so Schweitzer. Er habe "größtes Verständnis für Unsicherheit und Verärgerung bei Eltern und Schülern". Auch Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer teilt den Ärger der Eltern über die "mangelhafte Umsetzung".

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat daher seine grundsätzliche Haltung pro G8 bereits ad acta gelegt, denn an der Basis wächst der Widerstand. So fordert Niedersachsen-Metall Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. "Das wollen drei Viertel unserer Betriebe", sagte Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt. "Die Personalleiter beklagen reihenweise, dass Allgemeinbildung, Qualifikation, Sozialverhalten, Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität unter G8 erkennbar gelitten haben."

Zugleich warnt die Wirtschaft aber vor einer Totalumkehr zum neunjährigen Gymnasium. "Die Länder dürfen nicht der Versuchung erliegen, das Rad zurückzudrehen. G8 ist internationaler Standard, bei richtiger Umsetzung ist es der beste Weg", warnt Arbeitgeberpräsident Kramer. Für die Rettung des "Turboabiturs" fordert die Wirtschaft daher vehement weniger Lernstoff und mehr Ganztagsschulen.

Auch DIHK-Chef Schweitzer warnt vor der "scheinbar einfachen Lösung". Die schlichte Rückkehr zum G9 sei "nicht der richtige Weg, denn vorher war auch nicht alles rosig". Und in Bundesländern wie Thüringen und Sachsen, die bei Pisa hervorragend abschneiden, "machen Schüler ohne Probleme seit Jahr und Tag nach 12 Jahren Abitur". "Die Länder müssen also ihre Versäumnisse schonungslos analysieren und erst dann Schlussfolgerungen ziehen", fordert Schweitzer.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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