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Der Atomstromimport: ideologisch nein, technisch ja

Archivmeldung vom 20.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Die ökonomischen Konsequenzen des Verzichtes Deutschlands auf Atomenergie sind sehr gering, meint Professor Dr. rer. pol. Olav Hohmeyer aus der Universität Flensburg. Die Wirtschaft, wie auch deutsche Bürger, sind mit der Ausstiegsinitiative aus dem Atomprogramm einverstanden. "Das war eine richtige Entscheidung, die durch den Klimaschutz bedingt wurde. Sie war ohne Verspätung nach dem Fukushima-Unfall getroffen", so Hohmeyer.

Diese Initiative wird auch keine soziale Auswirkungen haben, weil der Staat zurzeit ein neues Stromversorgerungssystem entwickelt. Es stützt sich auf der Energie aus Wind, Sonne und Biomasse. "Jetzt müssen wir diesen Weg nur ein bisschen beschleunigen", sagte der Analytiker.

Die Möglichkeit, den Atomstrom aus dem Ausland zu importieren, nennt der Experte als eine Variante der Übergangsphase, die Deutschland heute relativ schnell durchläuft. Der Kernstrom wird dann zu einem Ergänzungsstrom für Windenergie. "Schon heute sind die Importe der Kernenergie aus dem Ausland minimal. In Zukunft werden wir noch weniger importieren", meinte Hohmeyer. Nach der Einführung des neuen Stromversorgerungssystems würde Deutschland den Strom sogar exportieren.

Die Möglichkeit, den Strom im Kaliningrader Gebiet Russlands einzukaufen, wo im Jahre 2018 ein Exportatomkraftwerk erbaut wird, bewertete Olav Hohmeyer ganz kritisch. Er ist der Meinung, dass diese Initiative ideologisch mit dem neuen System nicht übereinstimmt. "Die Regierung wird dieses Projekt nicht akzeptieren, weil es genau so wenig gewollt ist, wie der weitere Betrieb von Atomkraftwerken. Und dann ist es egal, aus welchem Nachbarland, wo Kernkraftwerke schon gebaut sind oder nur geplant werden, Atomstrom entsteht", so der Experte. Obwohl technisch ist es kein Problem, die Atomstromlieferungen aus den Nicht-EU-Ländern einzusetzen, betonte er.

Deutschland könnte den Betrieb von AKWs verlängern

Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe Atomreaktoren, die noch zwanzig oder mehr Jahre betrieben werden können, meint Dr. Hans-Josef Allelein, Professor an der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH in Aachen. "Aus meiner Sicht ist es dumm und kurzsichtig, dieses Kapital zu vernichten. Aber wir leben in einer Demokratie und unsere Bevölkerung unterstützt diese Entscheidung", so der Experte. Er ist der Ansicht, dass die Nutzungsdauer einiger deutscher Kernkraftwerke aufgrund wirtschaftlicher Probleme länger als derzeit geplant sein werde, so dass die letzten Anlagen in Deutschland erst nach 2030 außer Betrieb gehen würden.

Das Verhältnis deutscher Regierungen zur Atomenergie wechselte im letzten Jahrzehnt mehrmals. Nach der Fukushima Katastrophe kam es in Deutschland zu einem schnellen, fest koordinierten Ausstiegsbeschluß. Offensichtlich ist, dass die Entscheidung eine politische Entscheidung ist.

Die Idee, Strom für den deutschen Energiemarkt aus dem Ausland zu importieren, findet Allelein als nicht so attraktiv, obwohl Österreich zum Beispiel ca. 15 % der Kernenergie durch Importe bekommt. Der Experte meinte, dass es für deutsche Betreiber profitabel wäre, ein Kernkraftwerk für deutschen Bedarf in Tschechien oder in der Slowakei zu bauen.

Den Atomstrom aus Rußland zu importiren, wo neben Kaliningrad zwei Kraftwerke mit einer Kapazität von 1200 Megawatt erbaut werden, wird komplizierter, als russisches Erdgas. Hans-Josef Allelein erklärt dies damit, dass die Mehrheit der deutschen Politiker sowie der Bevölkerung der Meinung sind, dass alle Kernkrafttechnologie erst recht außerhalb Deutschlands mit erheblichen Gefahren verbunden sei. Obwohl die russische Atombranche in puncto Sicherheit in den letzten Jahren erkennbare Fortschritte gemacht habe, so Allelein.

"Rußland kann Kernenergie nach Polen schicken und dann importieren Deutsche aus Polen Strom, als ob er aus Kohle erzeugt würde", sagt Allelein. Ein Projekt, Kernenergie direkt aus Russland einzuführen, wird die Mehrheit der Bevölkerung und der Politik nicht akzeptieren, nicht zuletzt wegen des starken Mediendrucks.

Der kommende Winter zeigt die Folgen des Ausstieges aus Kernenergie

Schon in diesem Winter könnten deutsche Bürger den Strommangel spüren, der nach dem Abschalten von acht AKWs entsteht, sagte Alexander Hartmann, der Vorsitzender des Landesverbands Hessen der Bürgerrechtsbewegung 'Solidarität'. "Ich finde die Entscheidung des Ausstieges aus der Kernenergie völlig verrückt. Wenn wir die Kernkraftwerke zumachen, wird es praktisch unmöglich, die deutsche Wirtschaft und die deutsche Gesellschaft mit dem notwendigen Strom zu versorgen", betonte er.

Hartmann ist der Meinung, dass es zwei Möglichkeiten gibt, nach dem Ausstieg aus dem Atomprogramm weiterzuleben: Entweder ändert die Regierung rechtzeitig ihre Entscheidung, oder wird sie den Strom aus Tschechien, Frankreich oder sogar aus Nicht-EU-Ländern importieren. Zum Beispiel wird in Russland 2018 ein Exportatomkraftwerk mit der Kapazität von 1200 Megawatt neben der Ostseeküste errichtet. "Wenn in Deutschland zu wenig Strom wird, man wird nicht fragen, woher der Stromimport kommt. Jetzt muss die Regierung auf die Tatsache reagieren, anstatt alle möglichen Folgen vorher zu analysieren", meinte Hartmann.

Er sagte auch, dass Deutschland nicht das einzige Land ist, wo die Ausstiegsentscheidung getroffen wurde. Beispielsweise hat Italien beschlossen, den Aufbau von geplanten Kernkraftwerken aufzuschieben. Die Schweiz hat den ähnlichen Weg der Entwicklung des Versorgungssystems gewählt. Daher gäbe es jetzt in Europa eine ganze Reihe von Staaten, die sich darauf verlassen, dass jemand anderer den Strom für ihren Bedarf produzieren würde, so der Politiker.

Würde der Strommangel alle EU Staaten betreffen, würde der Strom für Industrieunternehmen und Privatkunden teurer. Aus diesem Grunde hat man das Projekt entwickelt, Solaranlagen in Sacharagebiet für den Bedarf des europäischen Versorgungssystems aufzustellen. "Das kann aber nur dann sich rechnen, wenn die Strompreise explodieren. Ansonsten ist das ein völliger Unsinn", äußerte der Experte.

Quelle: Russian-Baltic Media Center (ots)

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