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Viel Rauch in der Musik

Archivmeldung vom 23.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Die Zigarette als Stilikone!
Die Zigarette als Stilikone!

Bild: Photo by fikry anshor on Unsplash

Natürlich ist Rauchen ungesund und verantwortlich für eine Reihe von Krankheiten. Mit den immer weiter vordringenden Rauch- und Werbeverboten sowie den stetig anziehenden Preisen wird das Rauchen zur exklusiven Beschäftigung. Aus Sicht der Gesundheitspolitik ist das ein erstrebenswertes Ziel. Doch im Bereich von Kunst, Film und Musik fehlt die Zigarette und deren dampfende Geschwister heute schon. Prägt doch kein anderes Bild die Coolness von Generationen wie der Rockmusiker mit der Kippe auf der Bühne oder der Rapper mit seiner Shisha im Studio.

Die letzte Zigarette

Bald hat sich der Rauch verzogen. Die Kippe verlässt den öffentlichen Raum, aus Restaurants, Kneipen, Bars und Veranstaltungssälen ist sie schon verschwunden. Bald wird der letzte Automat abgebaut sein und Zigaretten können nur noch online einigermaßen bezahlbar gekauft werden – zieht es Raucher doch schon jetzt in die tabak-welt.de und zahlreiche weitere Online-Shops der Branche aufgrund attraktiver Sparangebote.

Was biopolitisch und ökologisch sinnvoll und vernünftig erscheint, hinterlässt gesellschaftlich durchaus seine Spuren. So werden kurzerhand 400 Jahre westliche Tabakkultur vom Tisch gewischt, die das Denken prägte und es oftmals geradezu atmosphärisch nachlud. Dies kam vor allem in den künstlerischen Sparten der Musik und des Filmes zum Ausdruck. Manche sehen im Rauchen sogar rebellische sowie demokratische Ansätze, sodass ein kleiner Exkurs über die westliche Tabakkultur notwendig erscheint.

Die westliche Tabakkultur

Der egalitäre Effekt des Rauchens deutete sich schon Ende des 16. Jahrhunderts an. Damals kam das Rauchen von Tabakpflanzen, die von den spanischen Konquistadoren nach Europa eingeführt wurden, in Mode. Es gab noch keine eigene Bezeichnung für das Rauchen und das “Saufen des Nebels” war keiner elitären Oberschicht vorbehalten. Rauchen war im 17. Jahrhundert eine der wenigen klassenübergreifenden Praktiken.

Dies setzte sich in einer spezifischen Form der Rauchersolidarität fort, die während der Märzrevolution 1848 zum Ausdruck kam. Eine zentrale Forderung war die Aufhebung des Rauchverbots auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Daran stießen sich wiederum reaktionäre Publikationen, die zu Zeiten des Zigarren rauchenden Karl Marx die Einhaltung des Rauchverbots propagierten. Sie verbreiteten sinngemäß, dass junge Menschen mit einer Zigarre im Mund ein ganz anderes Selbstbewusstsein entwickelten als ohne. Letztlich gaben die Behörden dem öffentlichen Druck nach und zogen das Rauchverbot zurück.

Und noch eine andere Emanzipationsbewegung vereinnahmte den Zigarettenrauch als ihr Symbol. In der Phase des Frühfeminismus wurde die Kippe zum Symbol, indem vermehrt Frauen zur Zigarette griffen, um ihren Widerstand gegen das Patriarchat zu demonstrieren.

Das solidarische Grundprinzip der Zigarette

Die Zigarette ist mehr als nur eine niederschwellige Form des Socialisings. Danach können mit der Bitte um Feuer tiefe Freundschaften entstehen. Sie fördert auch eine weltweit wirksame Gabenökonomie, die auf ein solidarisches Grundprinzip hinweist.

Wer einen Raucher um eine Zigarette angeht, der bekommt sie auch. Der Geber könnte ja selbst einmal in die Situation des Notstands kommen und ohne Fluppe dastehen. Ethnologen sehen darin eine alltägliche Solidarität des menschlichen Zusammenlebens.

Musiker vereinnahmen die Zigarette als Statussymbol

Bekannt als stilgebendes Mittel wird die Kippe in Verbindung mit einem Whiskyglas in der Hand eines Rockmusikers der 60er- und 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts. So verkörpern vor allem Bob Dylan und Keith Richards das raue, wilde Image vieler Protagonisten des Genres. Die eigentliche Vereinnahmung von Nikotin und Zigarettenrauch durch die Musik startete aber schon früher. Schon 1925 veröffentlichte Johannes Heesters als früher internationaler Musikstar ein Lied über die Zigarette, das noch knapp 100 Jahre später online sehr präsent und leicht zu finden ist.

Immer wieder nehmen sich Musiker der Zigarette an und verarbeiten sie in ihren Werken. So schwadroniert Bob Seger in seinem Hit “Turn the Page” über die letzte Kippe des Tages und Reinhard Mey verabschiedet sich mit einer Zigarette und ein letztes Glas im Stehen. Auch Lady Gaga erwähnt die Kippe in ihrem Megahit “Paparazzi”. Verweise auf den Glimmstängel spiegeln dabei wider, dass der Konsum einer Zigarette einen Genre übergreifenden Identifikationspunkt darstellt.

Fazit

Musiker sind der Rauchkultur genauso verbunden wie der Rest der Gesellschaft. Sie passen sich den Trends an und werden aufgrund ihrer Bekanntheit zu deren Promoter und Botschafter. Und das unabhängig davon, ob es sich um Johannes Heesters handelt oder um KC Rebell.

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