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Bahn will Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen verschärfen

Archivmeldung vom 24.12.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Dr. Rüdiger Grube Bild: Deutsche Bahn AG
Dr. Rüdiger Grube Bild: Deutsche Bahn AG

Nach dem gescheiterten Terroranschlag auf den Bonner Hauptbahnhof will die Deutsche Bahn die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen verschärfen. Bahn-Chef Rüdiger Grube kündigte in "Bild am Sonntag" an, im Februar zu einem Sicherheitsgipfel einzuladen: "Ziel sind gemeinsame neue Konzepte für mehr Sicherheit an den Bahnhöfen. Wir wollen mehr Videoaufzeichnungen und damit eine bessere Verfolgung von Straftaten auf Bahnhöfen."

An dem Gipfel sollen laut Grube Bundesinnenminister Friedrich, Ländervertreter, die Bundespolizei und Datenschützer teilnehmen. Es gehe auch darum, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden "noch besser" werde, so der Bahn-Chef. Nach den Worten Grubes werden seit dieser Woche auch im Bonner Hauptbahnhof die Videoaufnahmen aufgezeichnet: "Für den Hauptbahnhof Bonn haben wir in dieser Woche mit der Bundespolizei die Aufzeichnung der Videobilder vereinbart."

Grube weiter: "Generell gilt, dass wir die Bahnhöfe mit Kameras bewachen. Aufzeichnungen muss die Bundespolizei beauftragen." Das offene Bahnsystem in Deutschland will Grube jedoch nicht grundsätzlich infrage stellen: "Wir können und wollen auch nicht vor jedes Gleis einen Zaun stellen. Die Deutschen wollen ein offenes Bahnsystem."

Der Bahn-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf die gestiegene Sicherheit in den deutschen Bahnhöfen: "Die Sicherheit an den Bahnhöfen ist außerdem inzwischen deutlich größer als außerhalb der Anlagen. Das kann man an der geringeren Zahl der Delikte auf Bahnhöfen im Vergleich zu anderen öffentlichen Plätzen in den Städten sehen. Die früheren Problemzonen in und an Bahnhöfen gibt es kaum noch."

Deutsche Bahn warnt vor zu hohen Erwartungen an Videoüberwachung

Nach dem versuchten Bombenanschlag auf dem Bonner Hauptbahnhof arbeiten Bundespolizei und Deutsche Bahn (DB) an effizienteren Strukturen bei der Zusammenarbeit. "Die Arbeitsteilung von Polizei und Bahn bei der Videoüberwachung soll überdacht und neu geregelt werden", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der "Welt am Sonntag".

Ziel sei es, künftig flexibler und schneller reagieren zu können. Ende Januar soll ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet werden. Die Deutsche Bahn warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen in Folge einer Ausweitung der Videoüberwachung auf Bahnhöfen und an Gleisanlagen. "Kameras können bei der Aufklärung helfen, aber sie sind kein geeignetes Mittel, Straftaten zu verhindern", sagte der Sicherheitschef der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, der Zeitung. "Betrunkene oder Menschen, die im Affekt handeln, achten nicht darauf, ob es eine Videoüberwachung gibt. Und vorsätzlich Kriminelle vermummen sich oder umgehen die Überwachungsinstrumente."

Die Bahn wird sich zwar nicht gegen eine Ausweitung der Videoüberwachung sperren, bezweifelt aber den Sinn der Aktion. "Wir würden weitere Kapazitäten aufbauen. Und falls gewünscht, werden die Mitschnitte der Videokameras von allen deutschen Bahnhöfen auch gespeichert", sagte Neubeck. Technisch sei das möglich. "Ich fürchte nur, wie das Beispiel London zeigt, dass wir Fanatiker damit von ihren Plänen nicht abhalten können. Die freuen sich sogar, wenn Videobilder ihrer Taten in der ganzen Welt verbreitet werden", meint der Sicherheitschef. "Wahr ist leider: Es gibt keine absolute Sicherheit."

Die Vorstellung, entschlossene Täter wie Terroristen dingfest machen zu können, wenn sie zur Tat schreiten, hält Neubeck für illusorisch: "Die Bekämpfung des Terrorismus kann nicht in deutschen Bahnhöfen stattfinden. Das Problem muss man an der Wurzel angehen, dort, wo die Ursachen liegen."

Noch ist umstritten, wer die Kosten für das Installieren neuer Kameras und die Überwachung der Mitschnitte tragen soll. Nach derzeitiger Praxis kommt die Bundespolizei dafür auf, die Bahn speichert in ihrem Auftrag Kamerabilder. Dennoch sieht die Bundespolizei künftig auch die Bahn in der Pflicht: "Es gibt so etwas wie unternehmerische Sicherheitsvorsorge", heißt es in der Zentrale in Potsdam. Der Bahn-Sicherheitschef kontert: "Das Verhindern von Straftaten ist Sache der Polizei. Die Bahn kann sie dabei unterstützen, was sie auch macht. Und wer die Zuständigkeit für eine Aufgabe hat, trägt in erster Linie auch die Kosten."

Wie wirksam ein flächendeckender Kamerabetrieb wäre, ist umstritten. Experten wissen, dass man Checks wie an Flughäfen einführen müsste, um Bomben auf Bahnhöfen zu verhindern. Das wäre angesichts von 5400 Haltepunkten im Land eine Mammutaufgabe. "Sicherheitskontrollen bei der Bahn, wie es sie in der Luftfahrt gibt, sind völlig unrealistisch, selbst im Fernverkehr. Im Grunde müssten wir dann solche Kontrollen schon beim Betreten eines Bahnhof oder einer S-Bahn-Station durchführen. Ein geregelter Zugverkehr wäre unter solchen Umständen kaum vorstellbar", weist Neubeck entsprechende Forderungen zurück. "Es ist unmöglich, den gesamten Schienenverkehr zu überwachen. Wir befördern jeden Tag 7,5 Millionen Menschen, so viel wie die Lufthansa in einem Jahr. Allein in den Hamburger Hauptbahnhof kommen jeden Tag etwa 450.000 Menschen."

Bahn-Chef: Noch kein Liefertermin für fehlende ICEs

Für die Deutsche Bahn ist völlig unklar, wann die 16 fehlenden ICE-Züge von Siemens geliefert bekommt. In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube: "Es gibt für diese 16 ICEs nicht einmal mehr einen Liefertermin."

Weiter sagte Grube: "Es ärgert mich maßlos, dass dafür die Bahn-Mitarbeiter in den vollen Zügen den Ärger der Kunden abbekommen." Gleichzeitig kritisierte Grube auch die Zulassungsverfahren für Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland, da es mit den bestehenden Verfahren nur schwer möglich sei, den Hersteller zu wechseln: "Die Japaner kommen zum Beispiel wegen der komplizierten Zulassungsverfahren nicht nach Deutschland. Da müssen wir von der Flugzeug- oder Autoindustrie lernen, wo diese Verfahren zum Teil deutlich einfacher sind - ohne dass die Sicherheit der Verkehrsmittel gefährdet wird."

Deutsche Bahn angeblich gegen Verkehrs-Chaos im Winter gewappnet

Die Deutsche Bahn ist in diesem Winter offenbar besser gegen ein Verkehrs-Chaos gewappnet, als in den Jahren zuvor. Bahnchef Rüdiger Grube sagte "Bild am Sonntag": "Die Bahn ist auch für einen harten Winter gut gerüstet". Zur Begründung sagte Grube: "Die ersten Erfahrungen mit diesem Winter zeigen, dass wir besser mit Eis und Schnee zurechtkommen als Auto oder Flugzeug. Und wir sind deutlich besser vorbereitet als noch vor zwei Jahren."

Grube nannte konkrete Zahlen: "2010 standen uns 9000 Menschen zum Schneeräumen zur Verfügung, dieses Jahr sind es 21 000. Wir haben 287 statt 46 Heizgeräte, um eingefrorene Züge aufzutauen. Die Zahl der besonders geschützten Weichen haben wir von 23 auf mehr als 7000 erhöht." Allerdings räumte der Bahnchef ein: "Bei extremen Witterungsbedingungen können auch wir Einschränkungen nicht ausschließen"

Grube verwies zudem auf die verbesserte Pünktlichkeit der Bahn: "Wir sind viel pünktlicher als früher. 94 Prozent aller DB-Züge erreichen maximal sechs Minuten nach Fahrplanzeit den Zielbahnhof. Diese Vorgabe ist deutlich härter als in der Luftfahrt, wo eine Verspätung erst ab dem Zeitpunkt gemessen wird, wenn der Flieger in der Luft ist."

Grube verteidigte die jüngste Fahrpreiserhöhung bei der Bahn: "Wir bleiben deutlich unter den Preissteigerungen der großen deutschen Nahverkehrsverbünde. Unsere Personalkosten sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, Energie ist ebenfalls deutlich teurer geworden. Das trifft uns als Deutschlands größtem Energieverbraucher besonders hart. Wir beziehen im Jahr zwölf Terrawattstunden - so viel wie die Stadt Berlin."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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