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Selbstsicherheit vertreibt Depressionen

Archivmeldung vom 16.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Das ist genauso wirksam wie Antidepressiva, fand das Team von Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel heraus

Selbstsicherheit kann erlernt werden und hilft gegen Depressionen. Ein solcher Lernprozess aktiviert zelluläre und molekulare Vorgänge im Gehirn, die zusätzlich positive Begleiterscheinungen haben. Dies konnte jetzt eine aus Österreich stammende Wissenschafterin im Team von Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel an einem neuen Tiermodell zeigen.

Die vor kurzem im Fachjournal "Neuron" publizierten Ergebnisse zeigen, dass "erlernte Sicherheit" eine vergleichbare antidepressive Wirkung wie Psychopharmaka haben kann, diese Wirkung aber durch andere molekulare Vorgänge gesteuert wird. Durchgeführt wurde das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Projekt an der Columbia University (Howard Hughes Medical Institute) in New York.

Angst und Depressionen

Angst ist gut. Sie schützt uns vor allerlei Gefahren. Daher ist sie Teil von Instinkten, aber auch erlernbar. Angst kann aber auch lästig oder gar krankhaft werden und verschiedene psychische Leiden wie z. B. Depressionen hervorrufen. Um erlernte Angst zu erforschen, wurde jetzt bei Tieren ein angstreduzierendes Verhalten untersucht: die sogenannte "erlernte Sicherheit". Dabei werden Tiere so konditioniert, dass sie spezielle Reize mit einem Gefühl der Sicherheit assoziieren, was in der Folge erlernte Angst vermindert. Dieses experimentelle Modell nutzte die österreichische Wissenschafterin Daniela Pollak als Projektleiterin in der Gruppe von Eric Kandel, Nobelpreisträger des Jahres 2000. So analysierte sie zelluläre und molekulare Vorgänge im Zusammenhang mit dieser "erlernten Sicherheit".

Die Wissenschafterin fand heraus: "Drei wesentliche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Arbeiten unseres Teams ableiten: Erstens, 'erlernte Sicherheit' ist ein Tiermodell für Verhaltenstherapie gegen Depressionen, in dem es zu ähnlichen Wirkungen kommt wie durch die Behandlung mit Psychopharmaka. Zweitens, das Tiermodell bietet sich daher auch an, zelluläre und molekulare Interaktionen zwischen medikamentösen und verhaltenstherapeutischen Behandlungen von Depressionen zu analysieren. Und drittens, 'erlernte Sicherheit' führt zu zellbiologischen Reaktionen, wie sie auch durch Antidepressiva hervorgerufen werden, nutzt dafür aber andere molekulare Mechanismen."

"Erlernte Sicherheit"

Konkret konnte das Team um Daniela Pollak folgende zellulären und molekularen Vorgänge im Zusammenhang mit 'erlernter Sicherheit' beobachten: Es wurde gezeigt, dass "erlernte Sicherheit" in einer spezifischen Region des Hippocampus (dentate gyrus) des Hirns positiven Einfluss auf neu entstandene Zellen hat. Denn dort überlebten signifikant mehr neue Zellen, wenn sie zuvor einen Stimulus durch das Erlernen von Sicherheit erfahren hatten. Dieser Effekt auf das Überleben der Zellen könnte auf die vermehrte Expression des Proteins BDNF (brain-derived neurotrophic factor) zurückgeführt werden, die ebenfalls durch das Verhaltenstraining hervorgerufen wird. Der Stimulus für die Zellen, das zeigte die Arbeit der Wissenschafterin, musste jedoch in einer bestimmten Phase nach der Entstehung der neuen Zellen erfolgen, um wirksam zu sein.

Weiters konnten Effekte auf die Aktivität verschiedener wichtiger Gene beobachtet werden. Durch 'erlernte Sicherheit' werden Gene des Dopamin- und Neuropeptid-abhängigen Systems in der Amygdala (Mandelkern) im Gehirn in ihrer Aktivität reduziert. Auf den Nervenbotenstoff Serotonin, der mit Depressionen zusammenhängen dürfte, wurde aber keine Wirkung beobachtet. Die Wissenschafterin ist mittlerweile an das Institut für Physiologie an der Medizinischen Universität Wien zurückgekehrt.

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