Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Wissenschaft Auch Viren können krank werden

Auch Viren können krank werden

Archivmeldung vom 07.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Dieses Virus hat ein ungewöhnliches Ziel: Es greift andere Viren an. Wissenschaftler haben erstmals einen kleinen Erreger identifiziert, der wie ein Parasit größere Viren befällt und deren Vermehrung beeinträchtigt.

Ob Viren überhaupt zu den Lebewesen gehören, ist unter Forschern umstritten. Eine neue Entdeckung befeuert nun diese Diskussion wieder. Denn nach den Erkenntnissen französische Forscher können sich zumindest einige Viren Parasiten einfangen, die sie offensichtlich krank machen - ganz so wie auch andere Lebewesen.

Forscher um Bernard La Scola von der Universität in Marseille haben eine völlig neue Art von Viren entdeckt. Diese haben die Wissenschaftler in Analogie zu den Bakteriophagen - Viren, die Bakterien infizieren - Virophagen getauft. Sie fanden einen kleinen Erreger, der sich wie ein Satellit stets in der Nähe eines Wirtsvirus aufhält - und verpassten ihm den passenden Namen Sputnik. Sich selbst vermehren oder gar selbstständig eine lebende Zelle infizieren kann Sputnik nach dem bisherigen Wissen der Forscher nicht. Dazu benötige er die Virenfabrik seines Wirtsvirus, berichten sie im Fachmagazin "Nature".

Sputniks Wirt ist ein Vertreter der Mimiviren (kurz für Mimicking Viruses, also täuschende Viren), einer Gruppe von Riesenviren, die so groß sind, dass sie bei ihrer Entdeckung vor wenigen Jahren für eine kleine Bakterienart gehalten wurden. Der jetzt identifizierte Vertreter, der in Amöben aus Wasser eines Kühlturms in Paris entdeckt wurde, ist sogar noch größer als das bisher größte Mimivirus, was ihm den Namen "Mamavirus" eintrug.

Bei einer genaueren Untersuchung dieser Viren stießen die Forscher in deren direkter Nachbarschaft auch auf den nur 50 Nanometer großen Sputnik. Er besitzt gerade einmal 21 Gene, die Baupläne für Proteine tragen, von denen mindestens drei ursprünglich aus anderen Viren stammten. Das kleine Virus sei also möglicherweise eine Art Bote, mit dem Erbgutstücke zwischen verschiedenen Viren ausgetauscht werden könnten, vermuten die Wissenschaftler.

Sputnik ist jedoch kein harmloser Begleiter, der lediglich die gleiche Zelle befällt wie das Mamavirus, zeigten weitere Untersuchungen: Der kleine Erreger wartet, bis sein Viruswirt die Amöbenzelle so umprogrammiert hat, dass ihre Proteinproduktionsmaschinerie nur noch Viruspartikel produziert, und infiltriert dann diese Produktionsstätte. Die Folgen für das Mamavirus sind gravierend: Die entstehenden Partikel haben zum Teil eine um das sechsfache verdickte Außenhülle, zeigen Deformationen und sind kaum noch in der Lage, ihre Wirtzelle zu zerstören, um neue Amöben infizieren zu können. Sputnik sei demnach ein echter Parasit, der seinen direkten Wirt - das Mamavirus - regelrecht krank mache, schließen die Forscher.

Obwohl Sputnik der erste bekannte Virophage ist, könnten solche Erreger weiter verbreitet sein als bislang angenommen. So gibt es beispielsweise in den genetischen Daten von bisher unidentifizierten Meerwasserorganismen mehrere Übereinstimmungen mit Gensequenzen von Sputnik.

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte portal in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige