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Weltweit erstes Solarturmkraftwerk im Testbetrieb

Archivmeldung vom 26.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

In Jülich geht ein Solarturmkraftwerk in Betrieb, welches Strom ohne CO²-Ausstoß produzieren soll. Bisher ist dieses aber nur im Testbetrieb für Forschungen. Die Forschungen sollen "für Erkenntnisse bei der Arbeit im Sonnengürtel der Erde" von Nutzen sein.

Zu hören ist nur ein feines Summen, dann bewegt sich der acht Quadratmeter große Spiegel computergesteuert auf seinem Sockel. Auf dem 60 Meter hohen Turm des Solarturmkraftwerks in Jülich wandert das reflektierte Licht der Sonne nach oben. Noch sind die 2.150 Spiegel nicht alle auf ihr Ziel ausgerichtet. Doch sobald dies das erste Mal geschieht, wird die schwarze Fläche hoch oben am Turm beginnen zu glühen. Wie unter einem Brennglas werden dann die gebündelten Sonnenstrahlen das Keramikfeld des sogenannten Receivers auf 1.000 Grad Celsius erhitzen. Durch diese Keramiktrichter wird Luft geleitet. Die erhitzte Luft wandelt dann in einem großen Druckkessel Wasser in Dampf um, der wiederum eine Turbine antreibt. Aus Sonnenkraft wird so Strom.

Rund 11,5 Millionen Euro bringen die vier Projektpartner, die Stadtwerke Jülich GmbH als Betreiber, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und das Solar-Institut Jülich der Fachhochschule Aachen als Forschungseinrichtungen, sowie die Kraftanlagen München GmbH als Generalunternehmer auf. Mit weiteren 11,5 Millionen Euro fördern das Bundesministerium für Umwelt, das NRW -Energieministerium und das Bayerische Wirtschaftsministerium die Demonstrations- und Versuchsanlage.

Deutschlands einziges Solarturmkraftwerk ist nur eine kleine Anlage, sagt Diplomingenieur Thomas Hartz von den Stadtwerken Jülich. "Aber es geht hier nicht primär darum, möglichst viel Strom zu produzieren." Die Gesamtspiegelfläche beträgt fast 18.000 Quadratmeter - vergleichbar mit etwa drei Fußballfeldern. Die elektrische Spitzenleistung des Generators liegt bei 1,5 Megawatt. Das Ergebnis: Gerade einmal 400 private Haushalte können im Jahr mit Energie versorgt werden. Alleine in Jülich gibt es aber rund 16.000 Haushalte. Das Projekt wird sich dennoch lohnen, davon ist Hartz überzeugt. Es entstünden neue Arbeitsplätze, der Wirtschaftsstandort Jülich werde gestärkt, und die Attraktivität für Studenten steige. "Aber noch viel wichtiger ist das Know-how, das wir hier gewinnen und im Ausland anbieten können."

Zuviel Geld für ein Projekt, das vor allem dem Ausland zu Gute kommt, findet Wolf von Fabeck von Solarenergie-Förderverein Deutschland. Der Geschäftsführer des Vereins plädiert für Photovoltaik-Anlagen. "Die verbrauchen nur vorhandene Fläche an Fassaden und auf Dächern, zudem funktionieren diese Anlagen auch bei bedecktem Himmel. Diplomingenieur Thomas Hartz kennt diese Kritik. Er wendet ein, dass gerade die unterschiedlichen Wetterbedingungen in Deutschland ideal für die Forschung seien."

So kann das Jülicher Solarturmkraftwerk auch Hitze aus der Sonneneinstrahlung speichern. Über zwei Stockwerke im Solarturm erstreckt sich der ebenfalls aus Keramik-Elementen bestehende Speicherblock. In den nächsten Jahren soll unter anderem getestet werden, wie man diese Speicherkapazität optimieren kann, um sie bei bedecktem Himmel oder während der Nacht zu nutzen. "Unsere Anlage ist weltweit die erste, bei der diese Technologie als Gesamtsystem zur Stromerzeugung demonstriert wird." Ziel sei es, die Technologie für den Einsatz in Großanlagen im Sonnengürtel der Erde fit zu machen.

Auf dem lehmigen Gelände um den Turm herum gehen die Arbeiten an der Feinjustierung der Spiegel weiter. Noch zeigen die Bildschirme im Kontrollraum Warn- und Störmeldungen an - zurzeit werden die Mess- und Regelsysteme der Anlage im neunstöckigen Turm weiter optimiert. Der Testbetrieb läuft nach der Fertigstellung des Kraftwerks erst langsam an. Schon kleine Fehler könnten bei den erreichten Temperaturen große Konsequenzen haben. "Wir wollen nichts kaputt machen", sagt Hartz. Spätestens im Frühjahr soll dann regelmäßig Strom aus CO2-freier Produktion fließen. Auch die Pflege des Grundstücks wird ökologisch geschehen: Sobald das Gras zwischen den 2150 Spiegeln sprießt, sollen Schafe als tierische Rasenmäher zum Einsatz kommen.

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