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Forschung macht aus Science-Fiction Realität

Archivmeldung vom 27.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bildquelle: aboutpixel.de / hand drauf © Kim Czuma
Bildquelle: aboutpixel.de / hand drauf © Kim Czuma

54 Monate forschte die Projektgruppe Neurobotics unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus-Peter Hoffmann, Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) und Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW). Das Ergebnis dieser Forschung macht aus Science-Fiction Realität: eine Handprothese, die, wie die unversehrte Hand, vom Gehirn gesteuert wird und sogar sensorische Informationen verarbeiten kann.

„So kann der Patient nicht nur einen Kaffeebecher in die Hand nehmen, er kann sogar fühlen, ob der Kaffee noch warm ist,“ erklärt Hoffmann. Ein Durchbruch - denn bisherige Prothesen dienen vor allem kosmetischen Zwecken und verfügen, wenn überhaupt, nur über rudimentäre Funktionen. Die bionische Handprothese hingegen erlaubt komplexe Griffe wie einen Pinzetten- oder Koffergriff und vor allem Empfindungen.

Das IBMT entwickelte im Projekt Neurobotics das bidirektionale Interface zwischen der bionischen Prothese und dem peripheren Nervensystem und entwickelte Konzepte der Signal- und Datenübertragung einschließlich der elektrischen Stimulation der peripheren Nerven. Die berühmte Mensch-Maschine-Schnittstelle also. Die Scuola Superiore Sant’Anna in Pisa entwickelte und baute die Prothese und schuf die Algorithmen zur Signalanalyse.

Im Herbst 2008 setzten Mediziner am Campus Biomedico in Rom Pierpaolo Pietruziello, der seine linke Hand bei einem Autounfall verloren hatte, die Elektrode in den Unterarm ein. Mit dieser Elektrodenstruktur, die längs durch den Nerv gezogen wird, kann Pietruziello die bionische Handprothese steuern. Nach etwa zwei Tagen konnte er jeden Finger einzeln bewegen. Mittels elektrischer Stimulation spürte er seine amputierte Hand. Die zwei Kilo schwere Prothese war dabei nicht an seinem Arm befestigt, sondern stand, verbunden mit Kabeln, einen halben Meter entfernt von ihm.

Die schnellen Fortschritte Pietruziellos erstaunten die Forscher nicht. Das Einüben der Bewegungen ist ein adaptiver Lernprozess zwischen dem motorischen Cortex im Gehirn des Patienten und dem Steuerungsprogramm. „Das Gehirn passt sich an das technische System an“, erklärt Hoffmann. „Das ist wie beim Autofahren, wo Sie auch nicht mehr nachdenken, wie Sie steuern und schalten.“

Nach 24 Tagen wurde die Elektrode bei Pietruziello wieder entfernt - so verlangen es die Vorschriften der für klinische Versuche zuständigen Behörden. Pietruziellos Mut wird aber belohnt, denn ihm wurde die erste alltagstaugliche bionische Handprothese, die LifeHand, versprochen. Hier liegt noch viel Arbeit vor den Forschern, denn die zwei Kilo schwere Prothese muss deutlich an Gewicht verlieren und die Elektroden müssen für einen Permanenteinsatz vorbereitet werden. In etwa zehn Jahren könnte diese Prothese in die klinische Anwendung kommen. Mit ihrer Hilfe werden Medizintechniker die Lebensqualität vieler Menschen entscheidend verbessern können - eine Perspektive, die die Biomedizin-Forscher von IBMT und HTW antreibt. So zeichnet der Wissenschaftspreis der SaarLB sowohl eine wissenschaftlich-technische Innovation als auch das Engagement, Menschen zu einem Leben mit mehr Selbständigkeit und Würde zu verhelfen, aus.

Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes

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