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Verschlossen und versiegelt: Forscher lesen Post aus dem 17. Jahrhundert

Archivmeldung vom 02.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Brief und Siegel
Brief und Siegel

Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

2600 Briefe aus dem 17. Jahrhundert haben ungelesen in einem Koffer im Postmuseum von Den Haag gelegen, verschlossen und versiegelt. Niemand hat es bisher gewagt, die wertvollen Zeitzeugnisse durch Öffnen zu beschädigen. Auch das Forscherteam nicht, um das es hier geht – durchgesehen haben die Wissenschaftler die Briefe trotzdem. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Damals, als es keine Briefumschläge gab, wurde das Postgeheimnis durch kompliziertes Falten und Versiegeln der Briefe gewahrt. Nur wer das Briefsiegel aufbrach, konnte lesen, was drinstand. Deshalb blieb der Inhalt der 2600 Schriftstücke aus dem Koffer von Simon de Brienne bisher unerschlossen.

Der holländische Briefträger hatte zwischen 1680 und 1706 Zuschriften aufbewahrt, die aus ganz Europa in Den Haag ankamen, aber aus irgendeinem Grund nicht zugestellt wurden. Seit geraumer Zeit lagen die Briefe also in dem Koffer im Postmuseum seiner Stadt: ein wertvoller Schatz für jeden Archäologen und Historiker, bietet er doch einmalige Einsichten in den Alltag der Renaissance.

Die Briefe hätten wohl weiter unerforscht in dem Koffer gelegen, hätte ein Team von Wissenschaftlern aus den USA, Großbritannien und den Niederlanden nicht den Versuch gewagt: Mit einem zahnmedizinischen Röntgenscanner haben sie die Briefe gescannt und anschließend virtuell entfaltet. Siegel und Form der Schriftstücke sind also unberührt geblieben, heißt es im dazugehörigen Artikel im Fachblatt „Nature Communications“.

Der Röntgenscanner ist laut den Forschern eigentlich dafür entwickelt worden, die mineralische Zusammensetzung der Zähne bei zahnmedizinischen Versuchen mit hoher Präzision darzustellen. „Aber dessen hohe Sensibilität hat es uns ermöglicht, Tintenspuren auf dem Papier zu identifizieren. Unglaublich, dass ein Scanner für die Erforschung von Zähnen soweit fortgeschritten ist“, sagt Dr. Graham Davis, einer der teilnehmenden Wissenschaftler, den die Queen Mary University of London zitiert, wo das Röntgengerät entwickelt wurde.

Die Schriftstücke wurden also zunächst eingescannt und in 3D-Form rekonstruiert. Danach hat eine Spezialsoftware die Briefe in ihre einzelnen Schichten zerlegt, deren Textinhalt den Forschern auf diese Weise zugänglich geworden ist.

Beispielsweise enthält ein Schreiben vom 31. Juli 1697 die Bitte eines Franzosen an seinen Cousin in Den Haag, seinerseits ein französischer Kaufmann, die Todesurkunde eines mutmaßlich Verwandten zu bescheinigen.

Diese virtuelle Entfaltung der Briefe mittels eines Algorithmus hat den Forschern nicht nur das Lesen der Briefe ermöglicht. Sie haben auch die komplizierte Technik des Brieffaltens aus dem 17. Jahrhundert Schritt für Schritt nachvollziehen können. Damit ist eine alte Methode zur Wahrung des Postgeheimnisses für die Wissenschaft kein Rätsel mehr. "

Quelle: SNA News (Deutschland)

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