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Neue Untersuchung zum Déjà-vu-Phänomen

Archivmeldung vom 21.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Amerikanische Psychologen der Colorado State University (CSU) haben das Phänomen der Déjà-vu-Erlebnisse genauer untersucht und herausgefunden, dass Geschehnisse oder Teile dessen in unserem Gedächtnis entweder als spezielle Einheiten oder Teil-Abschnitte gespeichert werden könnten.

Lange Zeit galten Déjà-vu-Erlebnisse vielen Wissenschaftlern als Hirngespinste oder wurden als Sinnes- und Wahrnehmungstäuschungen abgetan. Andere Forscher brachten und bringen sogar mit paranormalen Erlebnissen und Wahrnehmungen - etwa Hellsichtigkeit oder Erinnerungen aus früheren Leben - in Verbindung.

Um mehr über die möglichen psychologischen Hintergründe des Phänomens zu erfahren, konstruierte die Psychologin Anne M. Cleary an der Colorado State University (CSU) eine Experimente, deren Ergebnisse sie nun im Fachjournal "Current Directions in Psychological Science" veröffentlicht hat. Darin zeigt sie zahlreiche Übereinstimmungen zwischen Déjà-vu-Erlebnissen und dem so genannten Recognition Memory (Abrufinduziertes Wiedererkennen). Dieser Teil unseres Langzeitgedächtnisses ermöglicht es uns, Elemente wie Gesichter, Geräusche oder Orte in unserer Umwelt wiederzuerkennen. Mit ihm sind wir also in der Lage zu erkennen, wenn wir etwas erleben, dass wir es bereits zuvor erlebt haben.

Die Wissenschaftler unterscheiden dabei zwei Arten von Recognition Memory: Erinnerndes und vertrautes Wiedererkennen. Bei Wiedererkennung durch Erinnerung können wir eine gerade durchlebte Situation ganz genau einer früher erlebten zuordnen, wenn wir zum Beispiel einen in einem Geschäft eine uns bekannte Frau treffen und uns genau daran erinnern, sie zuvor schon am Kiosk gesehen zu haben. Auf der anderen Seite stellt sich vertrautes Wiedererkennen dann ein, wenn sich eine gerade durchlebte Situation bekannt anfühlt, wir uns jedoch nicht erinnern können, wann sie zuvor schon einmal passiert ist. Im Beispiel also dann, wenn wir im Geschäft auf eine bekannt erscheinende Frau treffen, wir uns jedoch nicht mehr daran erinnern können, woher wir sie zu kennen glauben.

Um zu überprüfen, ob es sich bei Déjà-vu um eine Form von vertrautem Wiedererkennen handelt, wie dies viele Psychologen glauben, legte Cleary ihren Testpersonen eine Liste mit Namen berühmter Persönlichkeiten vor. Später wurden diese Liste durch eine andere mit Fotos (ohne Namen) berühmter Persönlichkeiten vorgelegt, von denen jedoch nur einige auch namentlich auf der ersten Liste zu finden waren. Im folgenden sollte die Probanden nun die Gesichter der Berühmtheiten identifizieren und zugleich angeben, wie groß die Wahrscheinlichkeit sei, dass die dazu passenden Namen auch in der zuvor gezeigten Namensliste zu finden waren.

Die Ergebnisse des Test waren auch für die Cleary erstaunlich. Selbst wenn die Versuchspersonen einem Foto keinen Namen zuordnen konnten, zeigten sie einen Sinn dafür, wessen Namen sie zuvor auf der Namensliste gelesen hatten und welche nicht. Es zeigte sich also, dass die Probanden zwar nicht die Quelle ihrer Vertrautheit mit der abgebildeten Person identifizieren konnten, sie jedoch wussten, dass sie den Prominenten irgendwoher kannten. Einen gleichen Versuch führte die Psychologin auch mit Listen berühmter Orte wie Stonehenge oder dem indischen Taj Mahal durch und erhielt auch hier ähnliche Ergebnisse wie anhand der Prominenten-Listen.

Die Ergebnisse weisen laut Cleary darauf hin, dass die Teilnehmer nur kleine Informationsteile in ihrem Gedächtnis behalten hatten, diese aber nicht ausreichten, diese Erinnerungen mit der neuen Erfahrung angesichts des Tests zu verbinden.

In einem weiteren Experiment wollte Cleary herausfinden, welche Merkmale oder Elemente von Situationen das Empfinden von Vertrautheit hervorrufen. Hierzu sollten die Versuchsteilnehmer eine Liste mit zufällig zusammengestellten Wörtern studieren. In einem Wort-Wiedererkennungstest wurden die Probanden mit neuen Wörtern konfrontiert, die im Schriftbild den vorigen Wörtern zwar nicht glichen, jedoch im phonetischen Klang einigen der ursprünglichen Wörter ähnelten (Bsp. "Lady" und "Eighty"). Immer dann, wenn ein solches Wort ins Spiel kam, berichteten die Probanden, dieses Wort zu kennen - selbst dann, wenn sie sich nicht mehr an das dazugehörige ähnlich klingende Wort der ersten Liste erinnern konnten.

Schon zuvor hatten ähnliche Studien gezeigt, dass Menschen eine Vertrautheit empfinden, selbst wenn ihnen nur ein Fragment geometrischer Formen aus einem früheren Erlebnis gezeigt wurde - die Ähnlichkeit der geometrischen Formen also das empfinden hervorrief, eine völlig neue Situation bereits zuvor erlebt bzw. gesehen zu haben.

Auch Clearys Ergebnisse stützen also die Theorie, dass Ereignisse und Erlebnisepisoden in unserem Gedächtnis als individuelle Elemente oder gar nur Fragmente des Erlebnisses abgelegt werden. Demnach könnten Déjà-vu-Erlebnisse also dann hervorgerufen werden, wenn spezifische Aspekte einer aktuellen Situation bestimmte Aspekte einer bereits zuvor erlebten Situation gleichen. Je mehr Übereinstimmungen und Überlagerungen es zwischen den beiden Situationen gibt, umso stärker soll auch das vertraute Empfinden sein, so die Forscher.

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