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Farbverdunkelung in Van Gogh's "Sonnenblumen"?

Archivmeldung vom 31.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Synchrotronstrahlung deckt auf: Van Gogh`s Gelbchromatfarben  altern.
Quelle: (c) Wiley-VCH (idw)
Synchrotronstrahlung deckt auf: Van Gogh`s Gelbchromatfarben altern. Quelle: (c) Wiley-VCH (idw)

Haben sich die brillianten Farbtöne in Van Goghs Gemälden im Laufe der Zeit verändert? Wissenschaftler aus Perugia (Italien) und Antwerpen (Belgien) haben jetzt das berühmte Bild "Sonnenblumen" aus dem Van-Gogh-Museum mobil-spektroskopisch sowie durch Synchrotronstrahlung eingehend analysiert. Wie sie in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, stellten sie definitive Veränderungen in einem der Gelbpigmente fest.

Für die Analyse der "Sonnenblumen" kombinierten die Wissenschaftler nichtinvasive Techniken wie Röntgenfluoreszenz und Schwingungsspektroskopien, die Punkt für Punkt über das ganze Bild geführt wurden. Diese Techniken bieten Informationen über die Elementzusammensetzung der Pigmente und deren molekulare Struktur. Weil die Gelbchromatfarben, die Van Gogh mit so hoher Meisterschaft in seinen Bildern variierte, aber altern können, was mit einer Veränderung der Oxidationstufe des Chroms einhergeht, wurden zusätzlich aus verschiedenen Bereichen des Bildes zwei Mikroproben herausgenommen und das Chrom durch Röntgenabsorption an einer Synchrotronstrahlungsquelle untersucht.

Letizia Monico, federführende Wissenschaftlerin der Studie, und ihre Kollegen konnten mit diesen Methoden die aufgetragenen Farbpigmente eindeutig identifizieren, unter anderem auch das so genannte lichtempfindliche Chromgelb (LS-CY), ein zitronengelbes Bleichromat mit variablem Schwefelgehalt. Wie man weiß, kann Chrom-Reduktion in die Oxidationsstufe +III dieses Pigment abbauen; die Wissenschaftler bestätigen: "Die spektroskopischen Karten über den chemischen Zustand weisen eindeutig Chrom(III) nach, als zwei bis drei Mikrometer dicke Grenzschicht zwischen Farbe und Firnis". Betroffene Stellen sind der Tisch unterhalb der Vase mit den Sonnenblumen und auch die Blütenblätter. "Mindestens an den beiden analysierten Stellen kam es zu einer Farbveränderung durch Chromgelb-Reduktion", schreiben die Wissenschaftler.

Wirkt sich dieser Abbau als Verdunkelung oder anderweitig sichtbar aus? Monico empfiehlt unbedingt, Gemälde, die das zitronengelbe LS-CY enthalten, auf Veränderungen hin zu beobachten. "Weil die Chromgelbpigmente für die Maler des 19. Jahrhunderts absolut gängig waren, hat diese Studie breitere Bedeutung und bezieht sich auch auf andere Kunstwerke", sagt sie.

Quelle: Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (idw)

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