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Neuer Dinosaurier-Fund stellt die Evolutionsgeschichte der Vögel in Frage

Archivmeldung vom 19.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Chinesische Forscher haben in der chinesischen Provinz Liaoning die Überreste eines ungewöhnlichen, gefiederten Mini-Dinosauriers ausgegraben. Das nur etwa 70 Zentimeter lange Fossil ist zwischen 99 und 144 Millionen Jahre alt.

Der Pflanzenfresser war gerade mal 70 Zentimeter lang und lebte in der frühen Kreidezeit. Auf den ersten Blick sind die Überreste des zwischen 99 und 144 Millionen Jahre alten Mini-Sauriers nichts Außergewöhnliches. Tianyulong confuciusi so sein Name, bestätigte was Forscher bereits ahnten: Dieser Stamm der Heterodontosauriden lebte tatsächlich schon früher als bislang bewiesen und kam auch in Asien vor.

Doch ein Merkmal des Urzeitviehs könnte sensationelle Auswirkungen haben: Bestätigt sich der Verdacht chinesischer Paläontologen müsste vielleicht die Evolutionsgeschichte der heutigen Vögel gehörig umgeschrieben werden.

"Tianyulong hatte einzelne faserartige Strukturen in seiner Haut, die nicht verzweigt waren", schreiben Xiao-Ting Zheng und sein Team im Magazin Nature. Drei Stücke davon seien erhalten und reichen entlang der Rückenwirbel des Dinos. Damit erinnert das Gefieder dieser Ur-Echsen ein bisschen an einen Irokesen-Schnitt.

"Möglicherweise sind das Überreste der ersten Federn in der Entwicklungsgeschichte." Allein diese Entdeckung wäre schon eine kleine Sensation. Allerdings passt der Fund aus der chinesischen Provinz Liaoning in keinerlei bisher festgelegten Stammbaum. Denn eigentlich gehören Heterodontosauriden nicht zu den möglichen Vorfahren der heutigen Vögel, sondern zu jener der zwei fundamentalen Ordnungen der Saurier, die mit Federvieh eigentlich nie etwas zu tun hatte. Bis jetzt.

"Tianyulong confuciusi verspricht die Debatte über Dinosaurier-Federn in eine komplett neue Richtung zu lenken, und zwar in eine sehr verwirrende", schreibt Lawrence Witmer vom Ohio University College in den USA in einem Kommentar zur Studie. Schließlich belegt der Fossilienfund erstmals, dass es auch in der Saurier-Ordnung der Ornithischia Federn gab.

Heute lebende Vögel entwickelten sich aber in der evolutionsgeschichtlich getrennten Ordnung der Saurischia. "Vor 1990 war alles ganz einfach", schreibt Witmer, "Federn waren ein Alleinstellungsmerkmal von Vögeln und gingen zurück auf die Ikone Archaeopteryx, die vor gut 150 Millionen Jahren lebte."

Schon vor dieser neuen Entdeckung hatten Funde in der Linie des Vogel-Vorfahren das bisherige Bild der Forscher erschüttert: In den vergangenen sieben Jahren fanden Witmer und andere Paläontologen in der Liaoning Provinz Überreste von Raubsauriern, die Federn trugen und lange vor Archaeopteryx auf der Erde lebten. Zwar entwickelten sich diese Saurier, darunter Caudipteryx und Microraptor, getrennt von den Vorfahren der Vögel, aber immerhin gehörten sie in die gleiche der beiden großen Ordnungen der Dinosaurier.

Ganz anders die jetzt entdeckte Mini-Echse: "Tianyulong ist nicht im geringsten mit Vögeln verwandt. Noch dazu gehört er in die komplett getrennte Ordnung der Ornithischia." Die Entdecker des mysteriösen Federviehs mutmaßen nun, dass sich die ersten Federn bereits vor mehr als 200 Millionen Jahren entwickelt haben. Das wäre bevor sich die Dinosaurier in ihre zwei großen Ordnungen teilten.

Doch es gibt einen Haken: "Tianyulong hat keine echten Deckfedern, die faserartigen Strukturen sind eher so etwas wie Dinoflaum," beurteilt Witmer den Fund. "Die Frage ist nun, von welchem Teil der Haut stammen sie ­– von inneren Schichten oder von äußeren?" Was so simpel erscheint, sei tatsächlich schwer zu beantworten. Das könnten erst chemische Analysen zeigen. Handelt es sich bei dem Flaum um äußere Vorstufen eines Federkleides, müsste das Protein Keratin darin zu finden sein. Stellt man hingegen Kollagen fest, sei klar, dass es sich um fasrige Bindegewebsreste handelt, die unter der Haut liegen. "Aber der Zustand des erhaltenen Fossils könnte einem aussagekräftigen Test im Wege stehen."

Zwar verrät auch die Struktur der gefiederten Überreste etwas darüber, ob es sich um Federn oder Kollagenfasern handele. Aber selbst dann bliebe eine Frage offen: Ist der Federschmuck Teil der Abstammungslinie der Saurier aus denen später die Vögel hervorgingen? Oder entwickelte sich der Dinoflaum einfach nur getrennt und zufällig?

"Es gibt vielleicht eine Vielzahl solcher und ähnlicher Strukturen unter Sauriern", vermutet Witmer. Der Psittacosaurus, der in die gleiche Ordnung fällt wie Tianyulong, hatte auf seinem Schwanz borstige Auswüchse.

Eines ist jedenfalls sicher: Von nun an können Spielzeughändler Plüsch-Dinosaurier wohl ohne schlechtes Gewissen in die Regale setzen.

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