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Krieg in der Ukraine: Anstieg von Dumpinglöhnen in Deutschland befürchtet

Archivmeldung vom 04.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Immer mehr Arbeitsplätze gleichen Lohnsklaverei  mit Lohnsklaven (Symbolbild)
Immer mehr Arbeitsplätze gleichen Lohnsklaverei mit Lohnsklaven (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Der Bundesverband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) geht nach Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" davon aus, dass ukrainische Betreuungskräfte durch die Umsetzung der EU-"Massenzustromrichtlinie" für einen Bruchteil des Lohnes arbeiten werden, den Osteuropäerinnen aus der EU derzeit in Deutschland vergütet bekommen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Daniel Schlör, im Interview mit "Report Mainz".

"Bis zu 300.000 Ukrainerinnen werden schätzungsweisen für die Hälfte des Honorars arbeiten, um ihre Familien zu ernähren", befürchtet der VHBP-Chef. Betreuerinnen aus Polen und Rumänien, die bislang vorwiegend in der häuslichen 24-Stunden-Versorgung bei pflegebedürftigen Personen gearbeitet hätten, würden durch Ukrainerinnen vom Markt gedrängt. Kriegsflüchtlinge seien aufgrund ihrer Notlage bereit, auch für Niedriglöhne zu arbeiten. Durch die EU-Massenzustromrichtlinie sollen Flüchtlinge aus der Ukraine für bis zu drei Jahre in der EU einen Schutzstatus erhalten - sowie Zugang zur Krankenversicherung und zum Arbeitsmarkt.

900 Euro netto monatlich für ukrainische Betreuungskräfte

"Report Mainz" hat den Fall einer Ukrainerin recherchiert, die ihr Zuhause aus Verzweiflung schon Monate vor dem Krieg verlassen hatte. In der Ukraine habe sie 150 Euro im Monat verdient. "Ich hatte keine Wahl. In der Ukraine gibt es keine Arbeit. Höchstens noch für junge Menschen, die gut ausgebildet sind und Fremdsprachen sprechen. Aber für Menschen, die älter als 35 sind, ist es kaum möglich. Dann verdient man dort rund 150 Euro im Monat. Wie soll man davon leben?" sagt sie dem ARD Politikmagazin. In der Ukraine habe sie drei Jobs gleichzeitig gemacht, ohne Feiertag, immer auf der Suche nach einem weiteren Nebenjob. "In Deutschland kann ich wenigstens mehr Geld verdienen." Die Menschen, bei denen sie arbeite, seien schwer pflegebedürftig: "Das ist Schwerstarbeit, ich weine fast jeden Tag. Aber ich beiße die Zähne zusammen. Ich vermisse meine Familie, meinen Sohn". Als Lohn habe sie dafür nur 900 Euro bekommen.

Neue EU-Richtline verschärft den Druck auf das Lohnniveau

Diese Summe bestätigt auch die Familie, in der die Ukrainerin gearbeitet hatte. Sie habe dort den pflegebedürftigen Vater versorgt. 2.370 Euro habe die Familie für die Dienste der ukrainischen Betreuerin jeden Monat bezahlt. "Als sie uns dann aber später erzählte, dass davon nur 900 Euro netto bei ihr ankommen, war das schon ein Schock für uns". Der VHBP-Vorsitzende Daniel Schlör bezeichnet diese Lohnhöhe als "Ausbeutung".

Faire Gehälter beginnen ca. ab 1.600 Euro netto monatlich

Ein Kriterium für eine gute Bezahlung von Betreuungskräften seien ausreichende Deutsch-Kenntnisse. Wer sich gut verständigen kann, verdient mehr. Jede osteuropäische Betreuungskraft sollte aber mindestens 1.600 Euro netto im Monat verdienen, kritisiert Daniel Schlör. Das sei auch in der Vermittlungsagentur "SunaCare", bei der er Geschäftsführer ist, so geregelt.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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