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Steigende Pflegekosten durch Leiharbeit

Archivmeldung vom 28.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Die Alterswissenschaftlerin Professor Tanja Segmüller von der Hochschule für Gesundheit in Bochum rechnet mit steigenden Kosten für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen durch Leiharbeit in der Pflege.

Gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" sagte sie, dass durch vermehrten Einsatz von Zeitarbeitern in Heimen "der Eigenanteil massiv steigen" werde. Hintergrund ihrer Aussagen ist eine Umfrage des größten Lobbyverbandes privater Einrichtungen, dem "Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)". Dieser hatte festgestellt, dass 45 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden 700 Mitgliedsunternehmen Leiharbeitnehmer beschäftigen. Es entstünden zusätzliche Kosten von bis zu 89 Prozent durch den Einsatz von Leiharbeitern.

Pflegeeinrichtungen, die diese zusätzlichen Kosten bezahlen müssen, bekommen von der Pflegeversicherung für jeden Kunden aber nur einen festen Betrag entsprechend dem jeweiligen Pflegegrad des betroffenen Menschen. Die Zusatzkosten für Leiharbeiter würden daher an die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen weitergegeben. Diese müssen die steigenden finanziellen Eigenanteile in der Pflege selbst finanzieren oder Hilfe zur Pflege beantragen.

"Report Mainz"-Recherchen haben weiter ergeben, dass es für viele Pflegefachkräfte derzeit eine große Motivation gibt, in die Zeitarbeit zu wechseln. Sie verdienen vielfach mehr Geld als festangestellte Heimmitarbeiter und haben bessere Arbeitsbedingungen. Leiharbeitskräfte berichteten im Interview mit dem ARD-Politikmagazin, dass sie Dienstpläne selbst mitbestimmen könnten und "nicht mehr einspringen" müssten, "auch wenn jemand krank" sei. Außerdem könne "man Urlaub nehmen, wann man will".

Diese Arbeitsbedingungen würden die Zeitarbeit derzeit sehr attraktiv machen, im Gegensatz zu einer Festanstellung im Heim: "In der Pflege ist es eher so, dass die Festanstellung häufig unattraktiv ist, weil da eben keine Gehaltsverbesserungen sind, keine Anreizsysteme sich fortzubilden, kein Gesundheitsschutz und all diese Dinge. Und dass eben durch Zeitarbeit ein für mich passendes Arbeitsgeschehen entwickelt werden kann", sagte Tanja Segmüller im Interview mit "Report Mainz".

2018 betrug der Anteil der Leiharbeiter in der Altenpflege rund zwei Prozent. Durch attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung der Pflegekräfte zieht es nach "Report Mainz"-Recherchen aber immer mehr Pflegekräfte in die Leiharbeit. Hohe Wechselprämien im vierstelligen Bereich für Werber und geworbene Pfleger könnten diesen Trend verstärken.

Sendetermin: 28.5.2019, 21:45 Uhr im Ersten

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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