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Rente mit 63: Studien belegen Bedeutungszunahme älterer Mitarbeiter

Archivmeldung vom 28.07.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Fachkräftemangel schreitet voran: Die kontrovers diskutierte "Rente mit 63" entzieht dem deutschen Arbeitsmarkt dringend benötigte Mitarbeiter. Mehr als 300.000 ältere Arbeitnehmer haben schon im ersten Jahr seit Inkrafttreten die Rente mit 63 genutzt. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist dadurch bereits jeder zehnte Betrieb von der neuen Frühverrentung betroffen.

Arbeitsmarktexperte Harald Müller, Geschäftsführer der BWA Akademie, sieht diese Entwicklung als besorgniserregend an, zeigen doch aktuelle Studien der Bonner Personalberater, dass die Bedeutung älterer Mitarbeiter für den Arbeitsmarkt deutlich zugenommen hat. So werden beispielsweise die sogenannten "Golden Workers" für 82 Prozent der deutschen Energieunternehmen immer wichtiger. 72 Prozent der Personalverantwortlichen in der Chemischen Industrie stimmen laut einer BWA-Studie zudem darin überein, dass die älteren Experten länger als bisher beschäftigt werden müssen, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können.

Zahlreiche Nachteile durch Rente mit 63

Seit dem 1. Juli 2014 können Beschäftige in Deutschland mit 63 abschlagsfrei in den Ruhestand gehen. Dies gilt für Arbeitnehmer, die mindestens 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Das IAB prognostiziert, dass bis Juni 2018 insgesamt 580.000 Anträge gestellt werden. Laut Müller ergeben sich durch die Rente mit 63 in der jetzigen Form in erster Linie drei gravierende Nachteile: "Der Fachkräftemangel verschärft sich, die Rente reißt große Löcher in die Rentenversicherung, wodurch Mehrkosten entstehen, und die Unternehmen verlieren Know-how und Erfahrung." Durch die Frühverrentung verlieren Firmen somit eine Fülle von gut ausgebildeten Spezialisten, "die über eine lange Berufserfahrung und spezifisches Wissen über das Unternehmen und die Kunden verfügen. Dementsprechend sind heute die Golden Workers in vielen Branchen wichtiger denn je. Diese können nicht einfach so durch neue Mitarbeiter ersetzen werden", betont der BWA-Geschäftsführer.

Kontroverse Debatte

Dementsprechend spaltet die Rente mit 63 die Experten in Deutschland: Während die Befürworter der Frühverrentung - allen voran Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles - von einem großen Erfolg sprechen und die negativen Prognosen schlichtweg für übertrieben halten, beklagen vor allem die Wirtschaftsverbände Nachteile, sprechen von einer Konjunkturbremse und sehen die neue Rente als unfinanzierbar an. So sind allein in der Metall- und Elektroindustrie bereits in den ersten drei Monaten nach Start der Frühverrentung fast 3.000 Arbeitnehmer in den Ruhestand gegangen. Die Zahl der über 63-jährigen Mitarbeiter in der Branche sei damit um rund fünf Prozent gesunken - nachdem der Anteil seit über zehn Jahren stetig gestiegen war. Abgesehen vom Wissensverlust sehen viele Firmen auch wirtschaftliche Nachteile: So gehen 83 Prozent der Personalverantwortlichen davon aus, dass die deutschen Energiebetriebe jährlich insgesamt bis zu 500 Millionen Euro allein dadurch einsparen können, wenn sie die Golden Workers langfristig ans jeweilige Unternehmen binden können.

Unternehmen müssen zusätzliche Anreize schaffen

Damit die von der deutschen Wirtschaft befürchteten Szenarien nicht eintreten, sieht Müller mehrere mögliche Lösungsansätze. Demnach muss die Bundesregierung die Rente mit 63 überarbeiten. "Hierbei muss es darum gehen, die Rente so flexibel zu gestalten, dass ältere Beschäftigte freiwillig zusätzliche Jahre arbeiten", erläutert der BWA-Geschäftsführer. So plädiert der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, für zusätzliche Anreize, um Ältere bis 70 im Berufsleben zu halten. Gleichzeitig sind aber auch die Betriebe gefordert, mit geeigneten Maßnahmen die Mitarbeiter trotz Frühverrentung länger an sich zu binden. Hierzu zählt Müller flexible Arbeitszeitmodelle, ergonomische Arbeitsplätze, ein Mehr an Verantwortung, zusätzliche Anreize wie spezielle Vergütungen oder Beteiligungen am Unternehmen sowie neue Einsatzbereiche, wie Mentoren-Programme oder Ausbildung von Nachwuchskräften.

Auch eine individuelle Personalentwicklung für die Generation 50 Plus ist laut den Demografieberatern der BWA ein wichtiger Aspekt. Dabei sollten Ist- und Bedarfsanalysen, Motivationsarbeit und die Entwicklung adäquater Weiterbildungsstrategien berücksichtigt werden. Zudem geht es darum, Modelle zu erarbeiten, um das Potenzial älterer Mitarbeiter effektiver in den Arbeitsablauf zu integrieren. "Ältere Kollegen können nicht nur im fachlichen Bereich erfolgsorientiert eingesetzt werden - auch in Teambuilding-Prozessen sind die Sozialkompetenz und Erfahrung der Golden Workers gefragt", ergänzt der BWA-Geschäftsführer.

Quelle: BWA Akademie (ots)

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