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"Offshore-Leaks": Kritik an Deutscher Bank wegen zweifelhafter Steueroasen-Geschäfte

Archivmeldung vom 04.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main; im Volksmund werden die beiden Hochhäuser auch als „Soll und Haben“ bezeichnet.
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main; im Volksmund werden die beiden Hochhäuser auch als „Soll und Haben“ bezeichnet.

Foto: Jürgen Matern
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Deutsche Bank steht wegen umfangreicher Geschäfte in Steueroasen in der Kritik. Nach Recherchen des NDR und der Süddeutschen Zeitung hat die Großbank im Auftrag von Kunden allein über ihre Niederlassung in Singapur mehr als 300 Firmen und Trusts in Steuerparadiesen gründen lassen. Politiker und Experten werfen der Deutschen Bank vor, damit der Verschleierung von Geldströmen Vorschub zu leisten und mögliche Straftaten zu begünstigen.

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, kritisierte das Geschäftsmodell international tätiger Geldinstitute wie der Deutschen Bank scharf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Steueroasen "für etwas Illegales" genutzt würden, sei "sehr groß". Damit könnten etwa "Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Korruptionsgelder" verschleiert werden. Schick hält der Bundesregierung Versäumnisse vor. Die schwarz-gelbe Koalition versuche, "diese illegalen Strukturen zumindest zu tolerieren oder auch zu schützen". Der frühere Sachgebietsleiter der Steuerfahndung Frankfurt, Frank Wehrheim, wirft Großbanken wie der Deutschen Bank "Beihilfe zu Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Ähnlichem" vor. Für Steuerfahnder sei das angesichts komplexer Konstrukte in Steueroasen "sehr selten zu ermitteln".

Mehr als hundert Mitarbeiter der Deutschen Bank Singapur betreuten mindestens bis ins Jahr 2010 laut vertraulichen Daten 309 Firmen und Trusts in mehreren Steueroasen, größtenteils auf den Britischen Jungferninseln. Die meisten Firmen tragen Fantasienamen wie "Thrilling Returns Incorporated", "Amazing Opportunity Limited" oder "Market Dollar Group Limited". Eine Geschäftstätigkeit ist in öffentlich zugänglichen Quellen nur für einen kleinen Teil der Firmen festzustellen. Die Deutsche Bank ließ die Rechtseinheiten mit Hilfe des Singapurer Dienstleisters "Portcullis TrustNet" registrieren. Bei mehreren Firmen ist die Deutsche-Bank-Tochter "Regula Limited" als Direktorin eingesetzt.

Ein Sprecher der Deutschen Bank beantwortete einen Fragenkatalog von NDR und SZ nur mit wenigen allgemeinen Sätzen. "Die Deutsche Bank bietet weder Steuerberatung an, noch eine Dienstleistung 'Firmengründung in Steueroasen'", erklärte er. Dabei offeriert der Unternehmensbereich "Deutsche Bank Private Wealth Management" in einer im Internet verfügbaren Broschüre potenziellen Kunden "die Gründung, das Management und die Verwaltung von (...) Trusts, Firmen, Stiftungen" in verschiedenen Ländern. Dafür arbeite man "eng mit Ihren Rechts- oder Steuerberatern" zusammen. Der Bank-Sprecher erklärte, man habe "umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass die Produkte und Dienstleistungen der Bank zu Zwecken der Geldwäsche missbraucht werden können", wollte aber keine Details nennen.

Seit heute berichten unter dem Titel "Offshore-Leaks" renommierte Medien in 32 Ländern über Steueroasen-Geschäfte. Kooperationspartner in Deutschland sind die Süddeutsche Zeitung, das NDR Fernsehen und NDR Info. Sie enthüllten in Zusammenarbeit mit der Schweizer Sonntagszeitung das Firmennetzwerk des Multimillionärs Gunter Sachs in Steuerparadiesen. Das Rechercheprojekt unter Führung des "International Consortium of Investigative Journalists" (ICIJ) hat über neun Monate hinweg interne Daten zweier Dienstleister ausgewertet, die Firmen und Trusts in Steueroasen gründen und betreuen. In den zweieinhalb Millionen Dateien entdeckten die Reporter hinter den Namen von Strohmännern Superreiche, Unternehmer und Politiker.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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