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Opel: 40.000 Jobs bei Zulieferern in Gefahr?

Archivmeldung vom 18.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Durch die Krise bei Opel steigt die Gefahr, dass in der Zulieferbranche vermehrt Stellen abgebaut werden. Der Automobilexperte Berret spricht von einer theoretischen Gefährdung von bis zu 40.000 Jobs, falls General Motors insolvent wird und dadurch die Produktion bei Opel eingestellt wird.

Die Krise des Automobilherstellers Opel droht den Stellenabbau in der Zulieferindustrie zu beschleunigen. Im Falle einer Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors (GM) und eines völligen Produktionsausfall von Opel wäre theoretisch jeder zehnte der 400.000 Arbeitsplätze in der Zulieferbranche gefährdet, schätzt Marcus Berret, Automobilfachmann des Beratungsunternehmens Roland Berger Strategy Consultants. Dies entspreche dem durchschnittlichen Anteil, den das Geschäft mit Opel am Umsatz eines Zulieferers ausmache. Allerdings könne man davon ausgehen, dass rund die Hälfte der Verluste durch steigende Nachfrage anderer Autohersteller aufgefangen werden könnte. "Am Ende könnten 15.000 bis 20.000 Arbeitsplätze bei betroffenen Zulieferern auf dem Spiel stehen", sagte Berret.

Er glaubt zwar nicht, dass es zum Äußersten, also einer Insolvenz von GM, kommen wird. Allerdings seien die Folgen für die hiesige Zulieferbranche auch so schon gravierend genug: Der Absatzrückgang in Deutschland liege derzeit bei 20 Prozent, im kommenden Jahr werde sich das Minus auf bis zu 30 Prozent ausweiten. Diese Entwicklung treibt den Verband der Automobilindustrie (VDA) um. "Die Automobilhersteller sehen die schwierige Lage vieler Zulieferer mit Besorgnis", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Montag. Es gehe nun darum, die gesamte Wertschöpfungskette zu sichern.

Wo weniger Autos gebaut werden, werden auch weniger Teile benötigt. Kurz nachdem die großen Hersteller begonnen hatten, ihre Produktion zurückzufahren, haben auch die Zulieferer reagiert und Überkapazitäten abgebaut. Bislang kommt den Unternehmen dabei zugute, dass der Arbeitsmarkt flexibler ist als in früheren Abschwungphasen. Die 400 Mitarbeiter des Bosch-Werks in Reutlingen-Rommelsbach etwa gehen von diesem Dienstag an in eine hundertprozentige Kurzarbeit. Das heißt, die Produktion von Dieseleinspritzpumpen ruht, und die verringerten Löhne werden von der Bundesagentur für Arbeit (BA) getragen. Die Aktion ist zunächst auf drei Wochen angelegt, könnte nach Angaben des Unternehmens bis zum Frühjahr ausgeweitet werden. Gerade hat die Bundesregierung beschlossen, die Dauer von Kurzarbeit auf längstens 18 Monate auszuweiten. Damit sollen betriebsbedingte Kündigungen möglichst lange vermieden werden.

Anderswo senken Unternehmen kurzfristig die Personalkosten, indem sie die Einsätze von Zeitarbeitern nicht verlängern. "Ich gehe davon aus, dass im Januar in der deutschen Autozulieferindustrie kaum noch Zeitarbeiter im Einsatz sein werden", sagt der Berater Berret. Sollten dann auch die in der Vergangenheit gesammelten Überstunden abgefeiert worden sein, werde vielen Unternehmen keine andere Wahl mehr bleiben, als sich auch von Teilen der Stammbelegschaft zu trennen.

Besonders aufmerksam registriert man die Ereignisse rund um Opel derzeit an den vier deutschen Produktionsstandorten in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. Im Rüsselsheimer Stammwerk rollt dieser Tage der neue Hoffnungsträger vom Band: Der "Insignia" soll gutmachen, was seine Vorgänger "Vectra" und "Signum" in der Mittelklasse verloren haben. Von den rund 15.000 Beschäftigten im Stammwerk arbeitet mehr als jeder Dritte in der Herstellung des neuen Wagens. Auch die Mitarbeiter in den Zulieferbetrieben sind vom Verkaufserfolg des neuen Modells abhängig. Denn die Fertigungstiefe beträgt nach Angaben von Opel 70 Prozent - das bedeutet, dass mehr als zwei Drittel der Wertschöpfung schon im Vorfeld stattfinden. Im Falle des "Insignia" kommen die Komponenten sowohl von Bosch, Siemens, Continental oder Lear als auch von zahlreichen kleineren Lieferanten.

Im Unternehmen gilt die Daumenregel, dass ein Arbeitsplatz von Opel sieben weitere im Umfeld sichert. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) schätzt die Zahl der Zulieferunternehmen in Hessen auf 1600, die wiederum rund 50.000 Personen beschäftigten. Neben dem Rhein-Main-Gebiet, wo sich im Umfeld von Opel viele Unternehmen angesiedelt haben, ist die Region um das Volkswagenwerk in Baunatal ein zweiter Autoschwerpunkt. Eines der größten Zulieferunternehmen im Rhein-Main-Gebiet ist der Frankfurter Ableger von Continental mit 3300 Angestellten. Der Großteil der Belegschaft arbeitet jedoch im Forschungs- und Entwicklungszentrum, wo vor allem langfristige Aufträge abgearbeitet werden. Den Produktionseinbruch der Autohersteller würden am ehesten die 800 Beschäftigten in der Endfertigung von Bremssystemen zu spüren bekommen, heißt es am Standort.


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