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Vontobel-Chefstratege Thomas Steinemann zur Euro-Krise: "Den verantwortlichen Politikern fehlt eine Vision"

Archivmeldung vom 09.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Chefstratege der Schweizer Bank Vontobel, Thomas Steinemann, kritisiert das Verhalten der Politik angesichts der derzeitigen Euro-Krise. "Es ist schwer zu sagen, woher eine nachhaltige Lösung der Probleme kommen soll", sagte Steinemann im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse Online'. Sein Eindruck sei, dass den verantwortlichen Politikern eine Vision fehle, wohin die Reise in Europa eigentlich gehen soll. "Eine solche Vision könnten die 'Vereinigten Staaten von Europa' sein. Das würde es leichter machen, die Zukunft des Euro zu sichern."

Problematisch wäre es laut Steinemann, wenn die Ratingagenturen die Bonität der Euro-Randstaaten weiter herabstufen würden. "Denn dann fiele eine Reihe von institutionellen Investoren als Käufer der betroffenen Staatsanleihen weg, was deren Kurse weiter nach unten und die Zinsen nach oben triebe", befürchtet der Chefstratege.

Im 'Börse Online'-Interview äußerte sich Steineman auch zur US-Wirtschaft. Er bezweifelt, dass diese durch eine Abwertung des Dollars an Konkurrenzfähigkeit gewinnen würde. "Die Geschichte zeigt doch hinlänglich, dass sich auf diesem Weg die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes keineswegs nachhaltig erhöhen lässt." Woran es den USA mangele, seien attraktive Produkte. Das von US-Notenbankchef Ben Bernanke verkündete "Quantitative Easing II" hält Steinemann für falsch. "Es besteht weder die Gefahr, dass das Bankensystem zusammenbricht, noch droht Amerika eine neuerliche Rezession", argumentierte er.

Langfristig orientierten Anlegern empfiehlt Steinemann, auf drei Trends zu achten. "Erstens: Die ökonomische Macht verlagert sich zunehmend von den Industrie- zu den Schwellenländern. Zweitens: Die Zinsen tendieren gegen Null. Drittens: Die Volatilität auf den Devisenmärkten bleibt hoch, Dollar und Euro werden gegenüber Emerging-Market-Währungen weiter abwerten." Darum sollten Anleger den Anteil von festverzinlichen Wertpapieren im Depot reduzieren und Schwellenländer-Anleihen zu Lasten von Industrieländer-Anleihen höher gewichten. Bei Aktien sei es ebenfalls sinnvoll, Titel in heimischer Währung in Emerging-Market-Papiere umzuschichten. Zudem sollten Gold und andere Edelmetalle für Absicherungszwecke berücksichtigt werden, rät Steinemann. 

Quelle: Börse Online, G+J Wirtschaftsmedien

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