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Neuer-Markt-Veteran Scheer: Börsengang kein Lebensziel mehr

Archivmeldung vom 10.03.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Gründer der IDS Scheer AG, August Wilhelm Scheer, blickt mit gemischten Gefühlen zurück auf die Gründung des Börsensegments Neuer Markt heute (Freitag) vor 20 Jahren. Das Platzen der Dotcom-Blase und Kursstürze hätten ihm manche schlaflose Nächte bereitet, erinnert sich Scheer im Gespräch mit der "Heilbronner Stimme" (Freitagausgabe).

Zur Gründung des Neuen Marktes und dem Bestreben, als Unternehmen dabei zu sein, sagte er: "Es war zum einen der Wunsch, Silicon Valley nachzuahmen. Der Hype um das Aufkommen des Internets und die Erfolgsgeschichten großer IT-Unternehmen hat auch viele IT-Unternehmer in Deutschland angetrieben. Diese Story wollte ich als Unternehmensgründer auch selbst erleben."

Gleichzeitig sei mit dem Börsengang 1999 viel Geld in sein Unternehmen gekommen, erklärte Scheer, so dass dadurch das Wachstum und die Internationalisierung finanziert werden konnten. Außerdem sei man nicht mehr nur von der Fachpresse, sondern nun auch von der allgemeinen Wirtschaftspresse wahrgenommen worden. Das habe auch viele neue Kunden gebracht.

Dass 2001 mit dem Platzen der Dotcom-Blase auch der Kurs von IDS Scheer abstürzte, habe ihn immer wieder schlecht schlafen lassen, gestand Scheer im Interview. "Das Auf und Ab berührt einen auch psychisch."

Beim Gründerklima in Deutschland stellt der ehemalige Bitkom-Präsident derzeit eine Spaltung fest. "Wir haben zum einen die Gründer-Hubs. Dort herrschen hohe Aktivität und Begeisterung", sagte er. "Aber es gibt immer mehr die Y- und Z-Generation, häufig auch eine Erben-Generation, die gar nicht mehr 100 Prozent arbeiten wollen, sondern mehr Wert auf Freizeit legen. Statistisch ist die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland rückläufig."

Heute würde der emeritierte Wirtschaftsprofessor mit seiner Scheer Group, die er nach dem Verkauf der IDS Scheer 2009 an die Software AG gründete, noch nicht an die Börse gehen, erklärte er der Zeitung. "Da denke ich manchmal drüber nach, aber diese Unternehmen sind noch nicht so etabliert, dass ich ihre Story schon so weit entwickelt hätte", sagte er. "Man muss ja Produktideen haben, die skalieren. Nur dann macht es Sinn, Geld vom Markt an Unternehmen zu ziehen, um einen Wachstumsschritt zu machen." Außerdem gelte, so Scheer: "Ein Börsengang ist für mich kein Lebensziel mehr. Ob ich mich noch einmal dem täglichen Druck aussetzen möchte, weiß ich nicht. Das ist für mich nicht mehr erstrebenswert. Ich habe es ja einmal gemacht."

Quelle: Heilbronner Stimme (ots)

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