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Textilindustrie in Indien: Selbstkontrolle gegen Kinderarbeit reicht nicht Kapitulation vor den Unternehmen

Archivmeldung vom 15.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
(Symbolbild)
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Bild: Eigenes Werk /OTT

Mit einem freiwilligen Verhaltenskodex will die indische Textilindustrie gegen Kinderarbeit vorgehen. Er beinhaltet ein Verbot von Nachtschichten für Teenager und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Zudem sollen internationale Unternehmen dazu angehalten werden, auf die Einhaltung der Sozialstandards bei ihren Bezugsquellen zu bestehen.

Die SOS-Kinderdörfer halten es nicht für ausreichend, sich auf die freiwilligen Anstrengungen der Unternehmen zu verlassen. "Das Ausbeutungssystem in indischen Textilfabriken steht für die schlimmsten Formen der Kinderarbeit, da reicht es nicht, wachsweiche Verhaltensregeln zu formulieren, deren Einhaltung zudem freiwillig ist", sagt Shubha Murti, Leiterin der Hilfsorganisation für die Region Asien. Ein auf Selbstkontrolle basierender Kodex gleiche einer Kapitulation vor den Unternehmensinteressen auf Kosten der Kinderrechte. Zudem würden die meisten der Forderungen bereits jetzt durch Gesetze abgedeckt, es sei jedoch offensichtlich, dass die Produzenten die Rechte der Kinder dennoch verletzten.

Die SOS-Kinderdörfer verurteilen Kinderarbeit auf das Schärfste. Unter keinen Umständen sei es akzeptabel, dass Kinder Kleidung herstellten, und Waren, die unter Sklavereibedingungen hergestellt würden, dürften nicht länger in den Kaufhäusern der westlichen Industrienationen verkauft werden. Unternehmen, die sich daran nicht hielten, müssten verfolgt und bestraft werden.

Ein beträchtlicher Anteil der indischen Wirtschaft sei abhängig von Kinderarbeit. Nach Erkenntnissen der Hilfsorganisation schuften rund 44 Millionen Jungen und Mädchen in verschiedenen Branchen unter Bedingungen, die an Sklaverei erinnern. Unter den Profiteuren des Systems seien zahlreiche Textilhersteller, einem boomenden Wirtschaftszweig mit einem Exportvolumen von 40 Milliarden Dollar allein in 2016. "Die Kinder müssen bis zu 24 Stunden am Tag schuften und sind einem hohen Druck ausgesetzt. Mädchen und Frauen werden diskriminiert, sexuell belästigt, verdienen weniger als die Männer und haben keine Möglichkeit, sich zu beschweren", sagt Murti. Auch das indische Kastensystem trage zur Diskriminierung bei.

Ein Verhaltenskodex, der die Verhältnisse wirklich ändern wolle, müsse sämtliche Zweige mit einbeziehen, auch die kleinen, informellen Betriebe. Allein in Spinnereien und Baumwoll-Farmen arbeiten laut SOS-Kinderdörfer fast 500.000 Jungen und Mädchen. Der Kodex müsse zudem für geschlechter- und soziale Gerechtigkeit sorgen und zwingend Beschwerde- und Schutzmechanismen mit einbauen. "Andernfalls bleibt er ein Papiertiger und wirkungslos", sagt Murti.

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder in Not an 31 Standorten in Indien. Um ausbeuterische Kinderarbeit zu stoppen, setzen sie auf Bildung und stärken Familien, sodass diese aus eigener Kraft ein Einkommen erzielen können und Kinder nicht mehr arbeiten müssen. Auch die Stärkung von Mädchen und Frauen ist ein zentrales Anliegen der Arbeit der Hilfsorganisation Indien.

Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit (ots)

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