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Deutsche Firmen müssen Wirtschaftsspionage fürchten

Archivmeldung vom 16.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

So manches Unternehmen spart sich seine Forschungs- und Entwicklungskosten, indem es die Arbeit der Konkurrenten einfach klaut. Das trifft vor allem in wirtschaftlichen Krisenzeiten zu. Deutsche Unternehmen, vor allem im Mittelstand, sind vor Wirtschaftsspionage nicht ausreichend geschützt.

Durch die weltweite Wirtschaftskrise wird der Schaden durch Wirtschaftsspionage zunehmen. Davon geht das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) aus. Die verschärften Bedingungen auf dem Markt führten zu einem brutaleren Wettbewerb. Der Vizepräsident des Verfassungsschutzes, Hans Elmar Remberg, sieht die größte Bedrohung durch Internetspionage aus Russland und China. Nach Schätzungen des BfV entsteht der deutschen Wirtschaft durch Spionage jährlich ein Schaden von 50 Mrd. Euro.

Für deutsche Unternehmen wächst damit vor allem die Gefahr von Spähangriffen aus dem Ausland. Der Verfassungsschutz bekämpft als deutscher Inlandsnachrichtendienst das Ausspähen hiesiger Unternehmen durch oder mit Hilfe ausländischer Nachrichtendienste. Russische Geheimdienste etwa sind gesetzlich verpflichtet, Wirtschaftsspionage zu betreiben, um die russische Wirtschaft zu unterstützen. Von der Wirtschaftsspionage unterscheidet sich die Wirtschaftskriminalität. Bei der Ausspähung untereinander entstehen den deutschen Unternehmen jährlich weitere 6 Mrd. Euro Schaden.

Nach Einschätzung von Stefan Kaller, Abteilung für Wirtschaftsschutz im Bundesinnenministerium, ist "Deutschland als Verteidiger der Poleposition bei Forschung und Entwicklung" ein begehrtes Ziel der Angriffe. Deshalb sei ein systematischer Gedankenaustausch zwischen Staat und Wirtschaft für den Wirtschaftsschutz unerlässlich. "Es geht vor allem um Methoden- und Systemwissen, weniger um geheime Informationen", sagte Kaller. Letztendlich gehe es immer um Arbeitsplätze. Deshalb bieten Ministerium und Verfassungsschutz Strategien und kostenlose Software zur Abwehr von Internetattacken für Firmen an.

Dennoch sind sich die Verfassungsschützer bewusst, dass ein hundertprozentiger Schutz Illusion ist. "Die Spionage wird immer subtiler, ist dadurch kaum kontrollierbar", sagte ein Verfassungsschützer. Das bestätigt auch Thomas Menk, Chef der Daimler-Konzernsicherheit und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft.

Große Gefahr besteht vor allem für den Mittelstand in Deutschland. Gerade Zulieferer der großen Industrien würden ausgespäht, so Menk. Sie verfügten über ein enormes Prozesswissen, seien gegen Angriffe aber weniger geschützt als große Konzerne. "Diese Unternehmen sind oft leicht zu überwindende Einfallstore", sagte Menk.

Angesichts der hohen Schadenssumme sind die Fahndungserfolge eher gering. 2007 leitete der Generalbundesanwalt 31 Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeiten oder Landesverrats ein. Nur gegen eine Person wurde Haftbefehl erlassen, ein Angeklagter wurde verurteilt. Entweder operieren die Angreifer nahezu risikolos über das Internet aus dem Ausland. Oder sie genießen in Deutschland diplomatische Immunität ihres Heimatlands.

Ins Netz gehen meist nur kleine Fische: Mitarbeiter von Putzkolonnen, die in Abfalleimern nach Dokumenten suchen, ausländische Werkstudenten, Gastwissenschaftler. "Kein Klischee, eher Alltag", sagte ein Verfassungsschützer. Das größte Risiko lasse sich auch durch beste Abwehr nicht gänzlich ausschließen: Der Faktor Mensch sei unberechenbar. Dagegen helfe keine Software.

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