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Deutscher Gold-Streit erregt auch in Russland Interesse

Archivmeldung vom 09.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Goldlager der Federal Reserve Bank von New York
Goldlager der Federal Reserve Bank von New York

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

In London wird über mögliche neue Regeln in Sachen Goldpreise diskutiert. Die deutschen Goldreserven sind die Zweitgrößten der Welt. Jedoch nur ein Drittel der 3.391 Tonnen liegt in den Tresoren der Bundesbank. Fast die Hälfte wird in New York gelagert. Bei dem Versuch, Teile davon nach Frankfurt zu transportieren scheint es Probleme gegeben zu haben. Die Bundesbank sagt es sei alles in Ordnung. Peter Boehringer von der Initiative „Holt unser Gold Heim!“ Ist sich dem nicht so sicher. In Russland steigt die Goldproduktion. Russische Medien nehmen unterdessen den deutschen Streit darüber ins Visier, ob die staatlichen Goldreserven im Ausland gelagert werden sollen.

Bei der online Redaktion von Radio "Stimme Russlands" heißt es dazu weiter: "In Russland läuft die Goldförderung auf Hochtouren. Im Zeitraum von Januar bis Mai 2014 sind die Goldproduktion und der Export goldhaltiger Konzentrate um 29,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs gestiegen. Die Produktion erreichte 86.671 Kilogramm, wie die „Rossijskaja Gaseta“ am Dienstag unter Berufung auf den russischen Goldindustrie-Verband berichtete.

Der World Gold Council erwägt unterdessen eine Reform des sogenannten Goldfixings. Das Thema steht im Mittelpunkt einer Beratung in London, wie die russische Onlinezeitung Gazeta.ru am Dienstag berichtete. Diese Reform könne den ganzen Goldmarkt verändert. Möglicherweise komme der stärkste Wandel seit einem Jahrhundert. Denn das seit 1919 bestehende Fixing-Verfahren sei bisher nie grundsätzlich geändert worden, so der Bericht.

Es handelt sich dabei um einen Handelsprozess, der zweimal täglich am London Bullion Market stattfindet. Die fünf beteiligten Großbanken ermitteln dadurch eine Richtgröße für alle weiteren Gold-Transaktionen. Mit anderen Worten wird der Marktpreis für Gold auf diese Weise festgestellt.

London ist überhaupt ein maßgeblich wichtiger Ort in Sachen Gold. Dort befindet sich beispielsweise ein Depot, wo Deutschland einen Teil seiner Goldreserven lagert. Es gibt auch eine Lagerstätte in New York. Der Streit darüber, ob deutsches Gold im Ausland bleiben soll, sorgte sogar in Russland für Aufsehen.

Peter Boehringer von der deutschen Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“ hat seine Zweifel daran, ob diese Reserven in Amerika sicher sind. Boehringer sagte in einem englischsprachigen Interview mit dem russischen Auslandssender RT: „Seit zehn Jahren bitten wir die US-Notenbank Fed und die Deutsche Bundesbank um Nachweise. Bisher fehlen jedoch Belege dafür, dass sich deutsches Gold nach wie vor in der New Yorker Lagerstätte befindet. Keine Liste der entsprechenden Goldbarren-Nummern wurde beispielsweise veröffentlicht, obwohl die Fed solche Listen in Bezug auf ihre eigenen Goldreserven publik macht.“

Auch die eurokritische Alternative für Deutschland ist besorgt um die deutschen Reserven im Ausland. AfD-Mitglied Hans-Olaf Henkel sagte, er wolle zwar keine Verschwörungstheorien schüren, plädiere aber zumindest für eine jährliche Bestandsaufnahme durch die Deutsche Bundesbank.

Im Januar waren 37 Tonnen Gold aus dem Ausland nach Deutschland gebracht worden – fünf davon aus New York und der Rest aus Paris. Einen vollständigen Rücktransport lehnt die deutsche Bundesregierung allerdings ab. Der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle, sagte Ende Juni in einem Bloomberg-Interview, es gebe keinen Grund dafür: „Die Amerikaner passen gut auf unser Gold auf. Es gibt absolut keinen Grund für Misstrauen“.

Nach Angaben von Spiegel Online verfügt die Bundesbank mit mehr als 3.000 Tonnen Gold über den weltweit zweitgrößten Goldschatz aller Zentralbanken. Ein Teil davon ist seit Jahrzehnten im Ausland gelagert."

Holt unser Gold heim!

Im einem gestrigen Beitrag von Bolle Selke, ebenfalls bei Radio "Stimme Russlands", ist über das Thema zu lesen: "1.500 Tonnen des deutschen Goldes liegen bei der US-Notenbank, kurz FED, in New York. Über den Standort des Goldes im Ausland ist sich die deutsche Politik keinesfalls einig. Jürgen Hardt, der Beauftragte der Bundesregierung für deutsch-amerikanische Beziehungen, ist der Meinung alles Gold sollte bleiben wo es ist. Sein Vorgänger, Philipp Mißfelder von der CDU, war der Meinung alles Gold sei besser daheim aufgehoben.

Das Gold lagert im Ausland, weil es dort auch in den 50ern und 60ern angekauft worden ist. Im Falle einer Währungskrise könnte es dort, auch schneller wieder in Devisen umgetauscht werden, so die offizielle Begründung der Bundesbank. Peter Boehringer, Mitglied im Vorstand der Deutschen Edelmetall Gesellschaft und Sprecher der Initiative „Holt unser Gold Heim!“, teilt diese Meinung nicht:

„Aus unserer Sicht, der der Aktion Holt unser Gold Heim!,ist das gerade falsch herum gedacht, denn gerade im Falle eines Währungskollapses, wenn es Schwierigkeiten im Eurosystem gibt, will man ja eher Gold haben und keine ausländischen Devisen, die ja auch nur Papier sind.“

Doch erste zaghafte Schritte der Bundesregierung in Richtung einer Heimholung des Edelmetalls aus den USA werden bereits unternommen. Bundesbank Vorstand Carl-Ludwig Thiele hat angekündigt bis 2020 insgesamt 300 Tonnen nach Frankfurt transportieren zu lassen. Aber hier scheint es Probleme zu geben, wie Peter Boehringer erläutert:

„…und schon im Jahr 2013 gab es offizielle Aussagen der deutschen Bundesbank. Es kamen zum Beispiel gerade mal fünf Tonnen aus New York zurück, wobei immerhin 300 Tonnen bis 2020 kommen sollten, und aus Frankreich nochmal 30, was natürlich viel zu wenig ist. Auch wenn man das hoch rechnet bis 2020. Es müsste schneller gehen! Und selbst innerhalb dieser Tonnagen gibt es weiterhin keinerlei Belege welche Barren nach Deutschland gebracht wurden…“
Die angelieferten Barren wurden eingeschmolzen und laut Peter Boehringer fehlen Barrenlisten für die eingeschmolzenen, sowie für die neu gegossenen Barren.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagt, dass sich nach Untersuchung des eingeschmolzenen Goldes ergeben hat, dass alles zu 100 Prozent in Ordnung ist und Carl-Ludwig Thiele, vom Vorstand der Bundesbank, bekräftigt, dass er persönlich das Gold in New-York in Augenschein genommen hat. Das ist jedoch Peter Boehringer und der Initiative „Holt unser Gold heim!“ nicht genug:

„Es gibt keine genauen Berichte wo ganz genau er war. Es gibt keinen Beleg, dass Herr Thiele in irgendeiner Form in diesem Tresorraum war. Wenn er es denn war, gibt es dafür keinen Beleg - kein Foto, kein Video, noch nicht einmal eine in dieser Form bezeugten Unterschrift von Herr Thiele selbst. Es gibt auch keine Beweise, dass er es gezählt oder auditiert hat. Er ist auch kein Wirtschaftsprüfer. Er hätte in Begleitung eines Wirtschaftsprüfers sein müssen und gemeinsam die Barren physisch nachzählen müssen. Und bei mehreren 10.000 Barren ist das kein ganz kurzer Prozess. Das kann kein sauberer Audit gewesen sein.“

Dass die Bundesbank nun doch versucht zumindest Teile des deutschen Goldes in die Bundesrepublik zu holen, führt Peter Boehringer auch nicht zuletzt auf die Arbeit der Bürgerinitiative „Holt unser Gold Heim!“ zurück. Immerhin ist es der Initiative gelungen 15.000 namentliche Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln und prominente Unterstützung aus Wirtschaft, Politik und Bildung zu bekommen. Nach öffentlichem Druck hat sich auch der Bundesrechnungshof eingeschaltet und Anfang 2013 wurde von der Bundesbank ein neues Lagerstellenkonzept erstellt.

Neu ist die Idee das Gold zuhause zu lagern ist aber nicht. Unter dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle war die Währungspolitik der Dritten Republik stark auf Gold ausgerichtet. Im Unterschied zu allen anderen Ländern, auch Deutschland, beließ Frankreich das Gold nicht bei der FED sondern bestand darauf, dass die Goldbarren nach Frankreich verschifft wurden. De Gaulle wollte sein Gold nicht dem Zugriff einer fremden Macht preisgegeben."

Quelle: online Redaktion Radio „Stimme Russlands" und Bolle Selke

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