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Hunderttausende Akademiker arbeiten zu Niedriglöhnen

Archivmeldung vom 20.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Andreas Morlok / pixelio.de
Bild: Andreas Morlok / pixelio.de

Nahezu jeder zehnte Akademiker bekam 2012 nicht mehr als 9,30 Euro brutto in der Stunde. Auf dem Niedriglohnsektor waren im vorletzten Jahr rund 8,6 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland mit einem Hochschulabschluss tätig, ergaben neue Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die der "Welt am Sonntag" vorliegen.

Insgesamt waren das rund 688.000 Menschen. Die Niedriglohnschwelle definiert das IAQ bei zwei Dritteln des mittleren Stundenlohns - 2012 waren das 9,30 Euro brutto in der Stunde. Das ist zwar ein Rückgang zum Vorjahr, als der Anteil 9,3 Prozent betrug. Doch diese Schwankung dürfe man nicht überbewerten, sagte Claudia Weinkopf vom IAQ. Sie sieht keinen Abwärtstrend.

"Es gibt seit Jahren eine konstante Gruppe von akademisch ausgebildeten Arbeitnehmern, die zu geringen Löhnen arbeiten", so Weinkopf. Die Zahl schwanke seit Jahren grob zwischen sieben und fast zwölf Prozent. Unter weiblichen Akademikern ist das Risiko, zu Niedriglöhnen zu arbeiten, fast doppelt so hoch wie unter Männern: 11,4 Prozent der weiblichen Akademiker arbeiten auf dem Niedriglohnsektor, bei den Männern sind es nur 6,1 Prozent. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker erhöhte sich 2013 im Vergleich zum Vorjahr um jahresdurchschnittlich 21.400 auf 191.100 Menschen, wie Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen, die der "Welt am Sonntag" vorliegen. Das ist ein Anstieg um 13 Prozent.

Grund dafür sind laut BA die deutlich gestiegenen Absolventenzahlen, gekoppelt mit einer "etwas verhalteneren" Akademikernachfrage der Unternehmen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademiker wuchs aber in den vergangenen Jahren kräftig. Im Juni 2013 waren der BA zufolge 625.000 Akademiker mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als zwei Jahre zuvor, das ist ein Plus von 20 Prozent. Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei für Akademiker weiterhin sehr gering, so die BA. Ihre Arbeitslosenquote habe sich auch 2013 weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau von unter drei Prozent bewegt.

Bericht: 4,1 Millionen Arbeitnehmer im unteren Entgeltbereich tätig

In Deutschland gibt es rund 4,1 Millionen Arbeitnehmer (ohne Auszubildende), die weniger als 1.926 Euro brutto im Monat verdienen und die damit mit ihrem Einkommen im unteren Entgeltbereich lagen. Dies geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage des Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst hervor, die der "Welt" vorliegt.

Die Zahlen der BA beziehen sich auf den Stichtag 31. Dezember 2012. Insgesamt verdienten laut BA 20,6 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2012 weniger als 1.926 Euro im Monat. Besonders hoch ist der Anteil in Ostdeutschland: In Mecklenburg-Vorpommern arbeitet demnach fast jeder zweite Beschäftigte im unteren Entgeltbereich. 43,7 Prozent aller Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern verdienten im vergangenen Jahr weniger als 1.926 Euro. Auch in allen anderen ostdeutschen Flächenländern liegt der Anteil der Niedrigverdiener über 40 Prozent. Lediglich im Stadtstaat Berlin sind es mit 25,8 Prozent aller Beschäftigten deutlich weniger.

"Im Osten ist Niedriglohn Normalfall. Das ist ein untragbarer Zustand", sagte Klaus Ernst, Fraktionsvize der Linkspartei im Bundestag. "Der Mindestlohn muss schnell kommen und schnell steigen. Die Ausnahmen schließen den Osten bis 2017 praktisch flächendeckend aus. Sie müssen alle weg", sagte Ernst.

Im Westen ist der Anteil geringverdienender Arbeitnehmer deutlich geringer als im Osten. Am höchsten ist die Quote in Schleswig-Holstein mit 22,1 Prozent, gefolgt von Niedersachsen mit 20,4 und Bremen mit 17 Prozent. Die wenigsten Niedriglöhner gibt es in Baden-Württemberg. Dort arbeiteten lediglich 14 Prozent aller Arbeitnehmer für weniger als 1.926 Euro im Monat.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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