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Insolvenzen in Europa: Aufgehoben oder aufgeschoben?

Archivmeldung vom 18.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Die Grafiken zeigen die "versteckten Insolvenzen" in Europa (Grafik 1) bzw. in deutschen Branchen (Grafik 2)  Bild: Coface Deutschland Fotograf: Coface Deutschland
Die Grafiken zeigen die "versteckten Insolvenzen" in Europa (Grafik 1) bzw. in deutschen Branchen (Grafik 2) Bild: Coface Deutschland Fotograf: Coface Deutschland

Corona hat die vier größten Volkswirtschaften des Euro-Raums stark getroffen, aber im vergangenen Jahr dort nicht zu einem Anstieg der Insolvenzen geführt. Grund sind massive staatliche Interventionen. Diese haben nach einer Modellrechnung des Kreditversicherers Coface in Deutschland bis zu 3.950 Insolvenzen für das Jahr 2020 erst einmal verhindert.

In der Regel bedeutet ein Rückgang der Wirtschaftsaktivität einen Anstieg der Unternehmenspleiten. Tatsächlich ging die Zahl der Insolvenzen 2020 jedoch in Frankreich um 38% im Vergleich zum Vorjahr zurück, in Italien um 32% und in Spanien und Deutschland um jeweils 15%. "Der Grund sind staatliche Hilfsprogramme in einem nie dagewesenen Umfang", sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

Das führt zur Frage, ob die Insolvenzen in den genannten Ländern tatsächlich verhindert oder lediglich aufgeschoben wurden? Zur Beantwortung dieser Frage hat Coface ein Modell berechnet, das die Veränderung der Solvenz von Unternehmen in insgesamt sechs Branchen betrachtet, die für ca. 80% aller Insolvenzen in einem Euro-Raum-Land stehen. Berücksichtigt wurden unter anderem die Zahlen zum Unternehmensumsatz in den jeweiligen Branchen sowie die Nutzung von Kurzarbeit, Kreditgarantien und im Falle von Frankreich des Solidaritäts-Fonds.

"Erheblicher Anstieg der Insolvenzen steht im Raum"

Die simulierte Insolvenzschätzung ergibt für Deutschland 2020 einen Anstieg der Insolvenzen um 6% im Vergleich zum Vorjahr. Tatsächlich fiel die Zahl der Insolvenzen um 15%. Diese Differenz beschreibt Coface als "versteckte Insolvenzen". Im Fall von Deutschland wären dies 21% gemessen an der Anzahl 2019 und somit rund 3.950 ausgebliebene Insolvenzen. Für Frankreich ermittelt das Modell 22.500 "versteckte Insolvenzen", für Italien sind es 4.100 und für Spanien 1.600. (vgl. Grafik 1)

Gemäß dem Modell sind dies Insolvenzen, die weder durch Kurzarbeit noch durch Kreditgarantien verhindert werden konnten und damit eher verschoben als aufgehoben wurden, zum Beispiel durch die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. "In diesem Sinne sind die versteckten Insolvenzen als maximale Zahl zu sehen, die von weiteren Maßnahmen, zum Beispiel den Überbrückungshilfen in Deutschland, höchstwahrscheinlich abgemildert wurden. Dennoch steht ein erheblicher Anstieg der Insolvenzen im Raum", sagt Christiane von Berg. Wann dieser Anstieg in welcher Branche tatsächlich eintrifft, ist ungewiss, da staatliche Maßnahmen wie beispielsweise Subventionen für einzelne Branchen in das Jahr 2021 hineinreichen und die aktuellen Auszahlungsregelungen zur Kurzarbeit noch bis Ende 2021 gelten.

Deutschland: Gastgewerbe und Transportbranche mit größtem Insolvenzpotenzial

Anhand der Ergebnisse wird auch deutlich, dass innerhalb Deutschlands das Gastgewerbe und die Transportbranche das größte Potenzial für ansteigende Insolvenzen in den kommenden Quartalen haben (43% bzw. 38% versteckte Insolvenzen). (vgl. Grafik 2)

Quelle: Coface Deutschland (ots)

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