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Ratiopharm bot noch in jüngster Zeit Ärzten Provisionen auf Verschreibungen von Medikamenten an

Archivmeldung vom 18.01.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Die zweifelhaften Marketingmethoden der Pharma-Firma Ratiopharm dauern entgegen der Darstellung des Unternehmens bis in die jüngste Zeit an.

Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat Ratiopharm auch noch im Jahr 2005 Ärzten eine Provision auf Medikamente angeboten, die sie verordnen. Demnach erhielten Ärzte ein Prozent des Apothekenverkaufspreises und fünf Prozent auf den Mehrumsatz der Ratiopharm-Verordnungen als Rückzahlung. Die Quelle dafür sind erstmalig Aussagen von Ärzten, denen entsprechende Angebote gemacht wurden sowie ein firmeninternes Dokument vom 19. Mai 2005. Bisher hatte Ratiopharm erklärt, bei den fragwürdigen Geschäftsmethoden habe es sich um "Einzelfälle aus der Vergangenheit gehandelt, die bereits abgestellt wurden". Eine Stellungnahme zu den neuen Vorwürfen lehnte der in Ulm ansässige Pharmakonzern ab.

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat im Fall Ratiopharm erstmals das Verschreibungsverhalten von Ärzten, die Schecks bekommen, mit dem Durchschnitt der Ärzte in den Jahren 2000 bis 2005 verglichen. Demnach verordnen alle Ärzte im KKH-Durchschnitt 14 Prozent Ratiopharm-Präparate. Jene Ärzte aber, die von Ratiopharm bezahlt werden, verordnen zu 56 Prozent deren Medikamente. KKH-Vorstandschef Ingo Kailuweit über das Ergebnis zum stern: "Als Krankenkasse können wir uns das nicht gefallen lassen. Denn die fünf Prozent, die Ratiopharm den Ärzten zahlt, sind ja nicht aus dem Gewinn von Ratiopharm finanziert, sondern die Medikamente sind entsprechend teurer." Tatsächlich gehören die Arzneimittel von Ratiopharm innerhalb der Gruppe der Nachahmerpräparate (Generika) meist zu den teureren Produkten.

Die KKH fordert die Staatsanwaltschaft Ulm auf, das inzwischen eingestellte Ermittlungsverfahren gegen Ratiopharm erneut aufzunehmen. "Wir werden der Staatsanwaltschaft unsere Informationen zur Verfügung stellen", sagte der KKH-Chef. "Und wenn die Staatsanwaltschaft nichts unternimmt, werden wir alleine versuchen, Schadensersatzansprüche gegen die Ärzte geltend zu machen."

In die Kritik rückt im Fall Ratiopharm inzwischen auch der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe. Hoppe ist gleichzeitig Präsident der Ärztekammer Nordrhein, die seit Anfang Januar die Namen von sieben Ärzten kennt, die im Verdacht stehen, Umsatzprovisionen von Ratiopharm erhalten zu haben. Vor zwei Monaten drängte die Barmer Ersatzkasse als größte deutsche Krankenkasse die Bundesärztekammer dazu, klar zu sagen, dass die Umsatzbeteiligungen der Firma Ratiopharm illegal sind. Doch Ärztepräsident Hoppe äußerte sich nicht und lehnte auch in der vergangenen Woche jede Stellungnahme strikt ab.

Quelle: Pressemitteilung stern

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